Der Tunnelbau für Stuttgart 21 geht los. Mit einem symbolischen Tunnelanschlag für die ICE-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm wurden die Bauarbeiten in Hohenstadt aufgenommen. Die Frau von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, Susanne Ramsauer (Foto), stellte sich als Tunnelpatin zur Verfügung. Foto: dpa

Der Tunnelbau für Stuttgart 21 geht los. Mit einem symbolischen Tunnelanschlag für die ICE-Neubaustrecke Wendlingen-Ulm wurden die Bauarbeiten in Hohenstadt aufgenommen. Die Frau von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer stellte sich als Tunnelpatin zur Verfügung.  

Hohenstadt/Stuttgart - Wieder eine Geduldsprobe bei Stuttgart 21: Dreimal prallte die Sektflasche an der Tunnelmauer ab. Doch dann gelang Tunnelpatin Susanne Ramsauer in der festlich geschmückten Tunnelröhre in Hohenstadt am Aufstieg zur Schwäbischen Alb der entscheidende Wurf. Die Frau von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gab damit den Startschuss für den Bau des ersten Tunnels für die ICE-Neubaustrecke nach Ulm. Der Minister zeigte sich sicher, dass Stuttgart 21 trotz enormer Kostensteigerungen und großem Zeitverzug ein gutes Projekt sei. „Es entspricht meiner tiefen Überzeugung, dass wir hier das Richtige tun.“

Ramsauer und seine Frau waren mit dem Hubschrauber zur Eröffnung des Steinbühltunnels eingeschwebt. Das laute Getöse übertönte auch gleich noch die Protestrufe der etwa zehn Projektgegner. Ramsauer nahm sich anschließend eines prominenten, erbitterten Gegner von Stuttgart 21 an. Er gratulierte Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zum 61. Geburtstag. Einen Seitenhieb konnte sich der CSU-Mann aber nicht verkneifen: „Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich als Geschenk zum heutigen Tag sicher etwas anderes gewünscht hätten als ausgerechnet den Tunnelanstich.“

Die Patenschaft für den Tunnel übernahm Ramsauers Frau gern. „Ich fühle mich sehr geehrt und wünsche Ihnen, dass der Herrgott die Hand über Sie hält und Ihnen nichts passiert“, sagte sie. Bahnchef Rüdiger Grube freute sich über den Baustart am Tunnel: „Auf geht's, und zwar bergauf!“, rief er.

Bei Stuttgart 21 wird der Stuttgarter Hauptbahnhof in eine unterirdische Durchgangsstation umgebaut und an die neue Schnellbahnstrecke angeschlossen. Grube rechnete vor, dass Bahnreisende von Stuttgart nach Ulm künftig anstatt knapp 60 Minuten nur noch 30 Minuten brauchen, die Fahrtdauer von Ulm zum Flughafen Stuttgart betrage dann nur noch 29 Minuten, sagte Grube.

Der Albaufstiegstunnel Steinbühl ist 4,8 Kilometer lang

Zuletzt hatte die Bahn die Kostenprognose für Bahnhof und Anbindung 6,8 Milliarden Euro angehoben. Der Albaufstiegstunnel Steinbühl ist 4,8 Kilometer lang. Insgesamt baut die Bahn auf dem Streckenabschnitt zwischen Wendlingen und Ulm neun Tunnel. Die Kosten für die 60 Kilometer lange Strecke entlang der Autobahn belaufen sich nach Angaben der Bahn auf nunmehr 3,26 Milliarden Euro.

Grube sagte: „Diese Neubaustrecke ermöglicht die Neuordnung des wichtigsten Bahnknotens in Baden-Württemberg und legt damit den Grundstein für eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur im Südwesten.“ Seit Freitag heiße es: „Auf geht's, und zwar bergauf!“ Ramsauer betonte die Wichtigkeit und Bedeutung des Baustarts. „Wir setzen heute einen spektakulären Meilenstein, denn dieses Projekt ist nicht nur von regionaler, sondern auch von europaweiter Bedeutung und hat kontinentalen Charakter.“

Hermann mahnte, dass die Kosten auch bei der ICE-Strecke nicht mehr aus dem Ruder laufen dürften. „So reich Baden-Württemberg auch ist, aber eine solche finanzielle Beteiligung mit 950 Millionen Euro ist eine Besonderheit und muss die Ausnahme bleiben.“ Eigentlich hätte dieser Anteil vom Bund finanziert werden müssen, betonte Hermann. Das Land habe sich aber beteiligt, damit der Bau zügig vorangehe und die Strecke rechtzeitig fertig werde. „Aber wenn diese 950 Millionen Euro verbraucht sind, dann wünschen wir uns, dass der Bund den Rest durchfinanziert.“

Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 sind indessen erneut vor Gericht gescheitert. Das Verwaltungsgericht Stuttgart wies am Freitag ihre Klage gegen die Stadt Stuttgart auf ein Bürgerbegehren zurück. Mit diesem wollten die Projektgegner erreichen, dass die Stadt aus dem Milliardenvorhaben aussteigt und sich nicht an den Kosten beteiligt. Nach Ansicht der Kläger ist die Mischfinanzierung des Projekts verfassungswidrig. Die Vorsitzende Richterin Sylvia Thoren-Proske sagte dagegen: „Ein Kündigungsgrund wegen verfassungswidriger Mischfinanzierung liegt nicht vor.“