Oliver Scherz und Barbara Scholz haben das Buch „Wir sind später wieder da, wir müssen kurz nach Afrika“ geschrieben und illustriert. Die CDU-Stadträtin Dorit Loos hat es den Zweitklässlern vorgestellt. Foto: Alexandra Kratz

Dank der Kooperation mit dem Verein Leseohren und der finanziellen Unterstützung der Stiftung Lesen gibt es an der Steinbachschule einen Leseclub. Das Herzstück ist ein Medienraum, in dem Vorlesepaten regelmäßig Bücher präsentieren.

Büsnau - Es ist dunkel, es stürmt. Marie und Joscha sind allein zu Hause, als plötzlich ein Riese vor ihrem Fenster auftaucht. Der Riese entpuppt sich als Elefant. Er ist aus dem Zoo ausgebrochen, um seine Großfamilie in Afrika zu besuchen. Doch er kennt den Weg nicht. Also beschließen Marie und Joscha, den Dickhäuter zu begleiten. Und so beginnt eine abenteuerliche Reise. Sieben Kinder machten sich mit auf den Weg, zumindest in Gedanken. Denn am Dienstagmorgen war die CDU-Stadträtin Dorit Loos zu Gast in der Steinbachschule, um zusammen mit den Mädchen und Jungen zu lesen. Diese entschieden sich einmütig für die Geschichte „Wir sind nachher wieder da, wir müssen kurz nach Afrika“. Die Vaihinger Betreuungsstadträtin verwunderte das nicht. „Das habe ich mir fast gedacht, denn das klingt fremd und spannend.“

Neben Dorit Loos waren auch Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne) und Thomas Adler (Die Linke) am Dienstag als Vorlesepaten an der Büsnauer Grundschule. Der Verein „Leseohren aufgeklappt“ hatte sie dazu eingeladen. Die Veranstaltung unter der Überschrift „Politiker lesen“ findet auch an der Hasenbergschule im Stuttgarter Westen und an der Grund- und Werkrealschule Ostheim statt. Denn an allen drei Schulen gibt es in Kooperation mit dem Verein „Leseohren aufgeklappt“ und der Stiftung Lesen einen Leseclub.

Das Bewerbungsverfahren war nicht einfach

Die Schulen mussten sich für das Projekt bewerben. Die Steinbachschule bekam Anfang des Jahres die Zusage. Damit verbunden war Geld, um die bestehende Schulbücherei zu einem Medienraum aufzuwerten, neue Bücher zu kaufen und Zeitschriften zu abonnieren. Das Bewerbungsverfahren für den Leseclub sei alles andere als „larifari“ gewesen, gibt der Rektor Gerhard Gödrich zu. Und auch Edith Kühnle-Wick vom Vorstand des Leseohren-Vereins sagt: „Das ging schon an die Grenze des Zumutbaren.“ Doch im Nachhinein sind beide sicher, das sich der Aufwand gelohnt hat. „Wir machen nur gute Erfahrungen mit dem neuen Leseclub“, sagt Gödrich. Der Medienraum sei ein Rückzugsort für die Kinder. „Dort können sie mal runterkommen. Wir beobachten immer wieder, dass auch die hippeligsten Kinder es schaffen, sich in angenehmer Atmosphäre doch noch in die Lektüre zu vertiefen“, sagt der Rektor. Angesichts des eng getakteten Stundenplans am Vormittag, sei es wichtig, die Kinder am Nachmittag aus der Hektik rauszuholen.

Der Medienraum an der Steinbachschule wird vielfältig genutzt. „Dort wird nicht nur gelesen. Es geht darum, den Inhalt auf unterschiedliche Weisen zu reflektieren“, sagt Gödrich. Es gehe um selbstständiges Arbeiten, um das Recherchieren zu bestimmten Themen und um Projekte. Davon zeugen auch die vielen Bilder in dem Klassenzimmer, welche die Mädchen und Jungen zu verschiedenen Büchern gemalt haben. Fast täglich ist außerdem ein Vorlesepate da. „Jeder Vorlesepate hat seine feste Gruppe. Das ist uns wichtig, denn die Gruppen wachsen zusammen“, sagt Kühnle-Wick. Vorlesepate zu sein, bedeute eben mehr, als nur vorzulesen.

Was macht eigentlich ein Stadtrat

Auch Dorit Loos und ihre Mitstreiter am Dienstagvormittag präsentierten nicht einfach nur ein Buch. Zuvor redeten sie mit den Kindern darüber, was ein Politiker macht, genauer gesagt: ein Stadtrat. „Wir regieren die Stadt“, sagte die CDU-Frau. Vor ein paar Jahren habe der Gemeinderat beispielsweise dafür gekämpft, dass die Steinbachschule ihren Neubau bekommt, und das mit Erfolg. Ob auch Marie und Joscha am Ende erfolgreich sind und die Großfamilie des ausgebüchsten Elefanten finden, wird nicht verraten. Dazu muss sich jeder selbst in Gedanken auf die Reise nach Afrika begeben.