Dekra-Vorstandschef Stan Zurkiewicz rechnet auch fürs kommende Jahr mit steigenden Umsätzen. Foto: Dekra/Karl-Heinz Augustin

Der Prüfkonzern bleibt mit einem Plus von rund fünf Prozent beim Umsatz auf Wachstumskurs. Lediglich ein Geschäftsbereich ist in den ersten zehn Monaten des Jahres geschrumpft.

Trotz Rezession in Deutschland und Konjunkturschwächen in vielen Weltmärkten bleibt der Prüfkonzern Dekra auf Wachstumskurs. In den ersten zehn Monaten des Geschäftsjahres verzeichnet Dekra-Vorstandschef Stan Zurkiewicz ein Umsatzplus von rund fünf Prozent, wie er bei einem Jahresrückblick am Hauptsitz in Stuttgart mitteilte. Dies entspricht der zu Jahresbeginn formulierten Prognose.

 

Das Kerngeschäft mit Tests, Inspektionen und Zertifizierungen ist um sieben Prozent gewachsen. Es kompensierte damit den einzigen Bereich, in dem die Umsätze geschrumpft sind: das Geschäft mit der Vermittlung von Zeitarbeitskräften. „Dort spüren wir die aktuellen Konjunkturschwankungen und Schwierigkeiten in der europäischen Automobilindustrie“, sagte Zurkiewicz.

Blick auf die Dekra-Zentrale in Stuttgart Foto: Dekra

Für das kommende Jubiläumsjahr – Dekra feiert im Sommer 2025 100-jähriges Bestehen – rechnet der Konzernchef erneut mit einem Wachstum im mittleren einstelligen Bereich. Im Jahr 2023 hatte das Unternehmen, das mit der technischen Überprüfung von Autos groß geworden ist, weltweit erstmals mehr als vier Milliarden Euro umgesetzt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei 219,4 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben 122,4 Millionen Euro übrig.

In Brandenburg entsteht ein Dekra-Testlabor für Batterien

Im aktuellen Geschäftsjahr läuft es mit einem Umsatzplus von bisher 14 Prozent in Nord-, Süd- und Mittelamerika besonders gut für Dekra. Auch die Regionen Asien-Pazifik und Nord-West-Europa liegen mit je neun Prozent besser als der Durchschnitt. Neben dem Stammgeschäft tragen auch neue Geschäftsfelder wie Elektromobilität, Nachhaltigkeit, Cybersicherheit und Künstliche Intelligenz bei, so das Unternehmen. Die Dynamik soll durch weitere Investitionen verstärkt werden. In Klettwitz in Brandenburg errichtet Dekra für einen zweistelligen Millionenbetrag ein Batterietest- und Zertifizierungslabor, die Eröffnung ist für 2025 geplant. In Stuttgart hat ein Wifi-Testlabor den Betrieb aufgenommen. Dort testen vor allem Kunden aus der Autoindustrie Systeme zur drahtlosen Datenübertragung.

Was in weiten Teilen der Wirtschaft als zusätzliche Belastung gesehen wird, stellt für Dekra oft eine Entwicklungschance dar: neue Standards und Zertifizierungsvorschriften. In manchen Bereichen aber sieht der Stuttgarter Konzern erhöhte Anforderungen auch kritisch. Zurkiewicz beurteilt die neuen EU-Regeln zur Nachhaltigkeitsberichterstattung als Wettbewerbsnachteil für europäische Unternehmen. Dekra stehe zwar für hohe Standards, „wenn sie einem Zweck dienen: dem Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Menschen, der Sicherung von Innovationen und dem Aufbau von Vertrauen“ so Zurkiewicz. „Die derzeitige Zunahme von Regulierungen stellt jedoch eine Hürde dar, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland.“

Auch in eigener Sache dringt Dekra derweil auf Nachbesserungen bei der Corporate Sustainability Reporting Directive (CRSD): Die künftigen Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen müssen nach EU-Vorgaben durch externe Gutachter geprüft werden. Dem deutschen Gesetzentwurf zufolge muss dies durch eine der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften erfolgen. Dekra wäre als sogenannter unabhängiger Prüfdienstleister davon ausgeschlossen – im Gegensatz zur Regelung in anderen Ländern Europas. Die künstliche Verknappung, so die Argumentation des Stuttgarter Konzerns, würde zu Engpässen und unnötig hohen Kosten für die betroffenen Firmen führen.