Strom aus Wind- und Sonnenkraft ist nachhaltig, aber genauso teuer wie Strom aus Gas oder Kohle. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Manche Ökostromkunden hatten gehofft, dass ihre Strompreise nur wenig steigen, weil für sie kein teures Gas gebraucht wird. Doch auch sie sind betroffen. Warum?

Ökostrom wird aus Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse gewonnen. Eigentlich ist diese Art der Stromerzeugung derzeit vergleichsweise günstig. Wäre der Strompreis nicht eine Sache des Markts: Da durch den Ukrainekrieg die Gaspreise in die Höhe geschnellt sind und auch Strom aus Kohle teuer ist, ist die Nachfrage nach Ökostrom gestiegen – und damit auch der Preis.

Die Hauptursache, dass der Ökostrompreis annähernd den Preis von konventionell erzeugtem Strom erreicht, ist die Gestaltung des Strommarkts. Der Strompreis wird von den Kursen an der Strombörse und damit nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage bestimmt. Natürlich ist derzeit zuerst der vergleichsweise günstige Ökostrom gefragt. Der reicht aber nicht aus, um die Nachfrage zu decken.

Deshalb wird die jeweils nächstteurere Variante der Stromerzeugung nachgefragt – und so weiter. Da der Bedarf groß ist, wird zuletzt praktisch immer Strom aus Gaskraftwerken bestellt. Das Problem: Die teuerste Art der Stromerzeugung setzt am Ende den Preis für alle Erzeugungsarten. Dieser Mechanismus wird auch als Merit-Order bezeichnet.

Deshalb zahlen auch die Ökostromkunden in der Regel mindestens die gleichen Preise wie die Kunden, die Strom aus Kohle, Atomkraft oder Gas beziehen. Günstigere Strompreise wären nur in Sicht, wenn das Angebot aus Ökostrom die Nachfrage decken könnte – das ist aber natürlich nicht der Fall. Ausnahmen sind derzeit einzelne Ökostromversorger wie die Elektrizitätswerke, die kaum an der Börse engagiert sind und die Preise für ihre Bestandskunden stabil halten.

Da die Betreiber etwa von Windkraft- oder Solaranlagen derzeit von den hohen Preisen profitieren und außergewöhnlich viel verdienen, ist seit Monaten eine Abschöpfung der zusätzlichen Gewinne im Gespräch. So schlägt die EU vor, die Profite von Unternehmen wie diesen ab einem bestimmten Preislimit umzuverteilen. Ein Teil der Gewinne müsse dazu dienen, Firmen und Menschen mit niedrigen Einkommen zu unterstützen.