Die Hauspreise lagen im Herbst zwölf Prozent höher als ein Jahr zuvor. Foto: Imago/Zerbor

Banken und Sparkassen sollen sich mit mehr Eigenkapital gegen das Platzen von Krediten wappnen. Baufinanzierungen könnten dadurch teurer werden.

Frankfurt - Der ungebrochene Anstieg der Hauspreise hat die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan gerufen: Banken sollen sich stärker gegen mögliche Verluste beim Platzen von Immobilienkrediten absichern. Die Institute sollten für diesen Fall zusätzliches Eigenkapital als „Systemrisikopuffer“ vorhalten, teilte die Bafin mit. Zugleich plant die Behörde die Reaktivierung eines „antizyklischen Kapitalpuffers“ zur Abfederung allgemeiner Konjunkturrisiken. In Kraft treten sollen die neuen Vorschriften im April, für ihre Erfüllung hätten Banken und Sparkassen aber bis Februar 2023 Zeit.

Für den Aufbau der beiden Puffer müssten alle betroffenen Finanzinstitute zusammen rund 22 Milliarden Euro an Eigenkapital zurücklegen, erklärte die Bafin. Die meisten verfügten bereits über ausreichende Reserven, um diese Vorgabe zu erfüllen. Nur wenige Institute wären demnach gezwungen, frisches Kapital zu beschaffen oder ihre Kreditvergabe einzuschränken.

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Die Deutsche Kreditwirtschaft als gemeinsame Interessenvertretung von Banken und Sparkassen kritisierte die Ankündigung dennoch scharf: „Die Erhöhung der Kapitalanforderungen auf breiter Front wird die Kreditvergabekapazität der Banken und Sparkassen deutlich einschränken.“

Experte erwartet leichten Zinsanstieg

Die Bafin verwies dagegen auf das starke Kreditwachstum der vergangenen Jahre. Speziell bei Immobiliendarlehen bestehe die Gefahr „zu optimistischer Erwartungen“ bezüglich der Preisentwicklung sowie der Schuldendienstfähigkeit der Kreditnehmer.

Die Zinsen für Immobiliendarlehen dürften aufgrund der neuen Vorgaben etwas steigen, sagte Michael Voigtländer, Immobilien-Experte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Der Effekt müsse jedoch nicht bei allen Banken gleich sein: Für Sparkassen und Genossenschaftsbanken fallen die neuen Vorschriften nach Einschätzung Voigtländers nicht so stark ins Gewicht, weil sie „traditionell über höhere Eigenkapitalquoten als Großbanken“ verfügten.

Gefahr einer Korrektur ist umstritten

Anders als die Bafin sieht Voigtländer im Immobilien-Boom bislang kein erhebliches Risiko für die Finanzstabilität. „Die Kreditvergabe ist gestiegen, aber im Einklang mit den Preisen“, sagte er. Diese würden weiterhin durch das knappe Angebot auf dem Häusermarkt gestützt.

Auch das Beratungsunternehmen EY Real Estate rechnet mit einem weiteren Anstieg der Preise für Häuser und Wohnungen. Die Nachfrage von Investoren nach Wohnimmobilien sei groß: „Das Inflationsgespenst steht vor der Tür, und Immobilien wird ein gewisser Inflationsschutz zugetraut, weil in vielen Mietverträgen eine Anpassung an die Inflationsrate vereinbart ist“, sagte Paul von Drygalski von EY Real Estate. Eine Verteuerung der Finanzierungskosten käme für die Immobilienbranche zur Unzeit, weil die steigenden Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Wohngebäuden zu einem erhöhten Kapitalbedarf führten.

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