Zimmer gesucht: Die Wohnungssituation ist derzeit für angehende Akademiker besonders angespannt. Foto: dpa/Felix Kästle

Der Markt für kleine Wohnungen und WG-Zimmer ist wie leer gefegt. Die Preise ziehen stark an. Im kommenden Jahr könnte die Lage eskalieren.

Es ist ein Mietnotstand mit Ansage. Denn speziell für angehende Akademiker wird Wohnraum langsam unbezahlbar. „In den nächsten Jahren stehen Studierende vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen“, warnt der Chef des Finanzdienstleisters MLP, Uwe Schroeder-Wildberg, bei der Präsentation des Studentenwohnreports 2022. Den hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) für MLP erstellt – diesmal mit Hiobsbotschaften. „Studentisches Wohnen wird deutlich teurer“, sagt IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Um fast sechs Prozent hätten sich bis Mitte 2022 kleine Wohnungen in Uni-Nähe verteuert. 2021 betrug das Plus noch 1,5 Prozent. Bei WG-Zimmern ist es weit schlimmer.

In ostdeutschen Städten ist es günstiger

Hier liege die aktuelle Preissteigerungsrate bei 9,4 Prozent, gegenüber 3,1 Prozent im Vorjahr, betont Voigtländer. In acht von 38 untersuchten Universitätsstädten lägen die Mietaufschläge sogar bei mehr als zehn Prozent, wobei Berlin mit 18,5 Prozent auf 718 Euro Warmmiete für eine 30 Quadratmeter große Wohnung mit durchschnittlicher Ausstattung den Vogel abschießt. Auch WG-Zimmer haben sich in Berlin zuletzt um fast 14 Prozent auf 487 Euro Kaltmiete verteuert.

Das bringt die Bundeshauptstadt auf Rang drei der teuersten Unistädte. Ganz oben mit 787 sowie 786 Euro Miete nahezu gleichauf für eine kleine Mietwohnung stehen München und Stuttgart. Für ein WG-Zimmer werden dort im Schnitt 545 (München) und 473 (Stuttgart) Euro fällig. In ostdeutschen Städten sei es noch relativ günstig, sagt Voigtländer. Aber mit dem im Bafög maximal vorgesehenen Wohnzuschlag von 360 Euro könnten sich Studierende aktuell nur noch in Magdeburg und Chemnitz eine eigene Wohnung leisten, falls sie überhaupt eine finden.

Auswirkungen der Pandemie

„Es gibt einen deutlichen Rückgang beim WG-Angebot“, betont Voigtländer. Etwa in Mainz liegt der im Vorjahresvergleich bei einem Drittel, in Tübingen, Heidelberg, Düsseldorf und Stuttgart bei einem Fünftel. Weil in der Pandemie oft online vom Elternhaus aus studiert wurde, seien WG-Wohnungen an Paare oder Familien vermietet worden, weshalb relativ günstige WG-Zimmer nun vielfach fehlen.

Kleine Wohnungen sind stark gefragt, weil Preissprünge bei Energiekosten nicht so ins Gewicht fallen. Studierende haben es im Konkurrenzkampf mit Normalverdienern deshalb immer schwerer, an Wohnraum zu kommen, so der IW-Experte. Dazu komme, dass sich verfügbare Studenteneinkommen zuletzt verringert haben, weil in der Pandemie Studentenjobs weggefallen sind. Im Jahr 2018 lag das verfügbare Studenteneinkommen bei 1000 Euro; zwei Jahre später waren es 950 Euro.

Studierende seien von Inflation und höheren Mieten besonders stark getroffen, weil sie kaum Geld auf der hohen Kante haben, sagt Schroeder-Wildberg: „Studierende müssen notgedrungen größere Anteile ihres Einkommens konsumieren und das bei immer höheren Preisen.“ Beide Experten raten Studierenden, möglichst auf günstigere Unistädte in Ostdeutschland auszuweichen. Im Westen seien Bochum und Saarbrücken noch nicht so teuer. Die Politik fordern sie auf, mehr Wohnheime zu bauen, das Bafög zu erhöhen und dafür zu sorgen, dass es mehr Studenten beanspruchen können. Derzeit sind es nur 16 Prozent der drei Millionen in Deutschland Studierenden.

Werden Nebenkosten zur zweiten Miete?

Denn 2023 werde sich die Lage noch einmal verschärften, warnt Voigtländer. Dann würden Nebenkosten energiepreisbedingt vielfach zur zweiten Miete, hohe Nachzahlungen für 2022 fällig und auch die Mieten selbst würden weiter steigen. „Der Preishammer kommt erst noch“, sagt er voraus.