Die Gaskosten treiben die Kunden in der Krise um. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Die Ungewissheit über die steigenden Preise für Gas lassen viele Kunden zum ersten Mal überhaupt über einen Anbieterwechsel nachdenken. Doch lohnt sich der Anbieterwechsel? Und sind Grundversorger wirklich teurer?

Der drohende Mangel bei der Gasversorgung und die bereits jetzt spürbaren Erhöhungen bei den Preisen für Gas sorgen bei den Kunden für Unruhe und Verdruss. Viele machen sich Gedanken darüber, wie sie Gas sparen können und ob sich ein Anbieterwechsel lohnt. Oft beziehen Mieter und andere Gaskunden ihre Energie aus der sogenannten Grundversorgung. Aber ist das überhaupt die günstigste Bezugsmöglichkeit für Gas?

Was ist ein Grundversorger?

Der Begriff „Grundversorgung“ kann auf den ersten Blick in die Irre führen. Denn er bezeichnet den jeweiligen Energieversorger, der in einem geografisch umgrenzten Gebiet die meisten Haushalte mit Gas und Strom versorgt. Meist sind das die örtlichen Stadtwerke oder große Energieunternehmen wie Vattenfall oder E.ON. Alle Haushalte haben einen Anspruch auf diese Grundversorgung. Damit ist gewährleistet, dass keine Menschen ohne Strom und Gas da stehen, im Haus, in der Wohnung oder im Betrieb. Der Grundversorger ist dafür verantwortlich, dies technisch zu gewährleisten.

Lohnt sich der Wechsel in die Grundversorgung?

Weil der Strom- und Gasmarkt Kopf steht, gilt die alte Faustregel, dass die Grundversorgung teurer ist als andere Tarife, nicht mehr. Das habe sich in vielen Regionen inzwischen geändert, sagt Matthias Bauer, Experte für Energie bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Der Grundversorgungstarif ist inzwischen oft günstiger als ein so genannter Sondervertrag. Deshalb versuchen viele Kunden zurzeit, in einem Grundversorgungstarif zu kommen, woran die Versorger allerdings aus wirtschaftlichen Gründen kein Interesse haben.

Wie nützlich sind Vergleichsportale bei der Anbietersuche?

Die Crux bei Vergleichsportalen wie Check24 und Verivox: Günstige Alternativen zum eigenen Versorger werden dort oft gar nicht angezeigt. Der Grund laut dem Energieexperten Matthias Bauer: Grundversorger seien in der Regel nicht bereit, Provisionen an das jeweilige Portal zu zahlen, um dort mit den eigenen Tarifen zu erscheinen. Auch sonst werden bei Vergleichsportalen oft durch Voreinstellungen bei der Suche nur solche Tarife angezeigt, bei denen die Portale nach einem Vertragsabschluss eine Provision bekommen. Verbraucherschützer raten deshalb dazu, bei Suchen auf Portal die Einstellungen individuell vorzunehmen. Oft müssen Nutzer dafür ein bisschen auf den Portalen suchen.

Was also bleibt dem Gaskunden bei der Suche nach dem günstigsten Preis?

Die Idee vom einfachen und zugleich günstigsten Wechsel vom einen zum anderen Energieanbieter per Mausklick bleibt ein schöner Traum. Wer den passenden Gastarif für sich finden will, muss Zeit und Energie investieren. Die Entscheidung muss ja nicht nur vom Preis abhängen. Versorger wie Lichtblick punkten mit ökologisch nachhaltig erzeugter Energie, manche Kunden wollen vielleicht auch ihre örtlichen Stadtwerke unterstützen und zahlen dafür eventuelle auch höhere Preise.

Wie werden sich die Gaspreise insgesamt entwickeln?

Dazu wagt kaum ein Experte eine ernsthafte Prognose. Der Gasmarkt sei „komplett aus dem Ruder gelaufen“, sagt zum Beispiel ganz aktuell Peter Friedrich, der Chef der Stadtwerke Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen). Er rechne mit „superteuren“ Tarifen mit 3000 Euro zusätzlichen Kosten im Jahr, sagt er im Interview. Viele Energieversorger haben bereits ihre Tarif teils drastisch erhöht oder entsprechende Erhöhungen angekündigt.