Die Stadt Stuttgart zeigt sich sehr besorgt über die aktuellen Entwicklungen. (Archivbild) Foto: Leif Piechowski/Leif-Hendrik Piechowski

Die Neuinfektionen mit dem Coronavirus erreichen in Stuttgart bedenkliche Sphären. Darum appelliert das Gesundheitsamt an die Bürger – etwas mehr als doppelt so viele Neuinfektionen wie jetzt könnten zu drastischen Schritten führen.

Stuttgart - Die Zahl der Corona-Infizierten steigt. In Deutschland, in Baden-Württemberg, in Stuttgart. Das Gesundheitsamt der Stadt appelliert daher in einer Mitteilung eindringlich an die Selbstdisziplin der Bürger.

Aktuell steigen die Corona-Fälle stark an: In Stuttgart hat es in den vergangenen sieben Tagen 20 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gegeben, heißt es aus dem Gesundheitsamt. Bei 35 sei eine Vorwarnstufe erreicht, bei 50 müssten „zum Gesundheitsschutz der gesamten Bevölkerung drastische Schritte bis hin zu erneuten Lockdown-Maßnahmen ergriffen werden.“

Daher appelliert das Gesundheitsamt eindringlich an das Verantwortungsbewusstsein und die Selbstdisziplin der Bürger. Besonders im medizinischen und pflegerischen Bereich sei große Vorsicht geboten, um „vulnerable Personen, aber auch Mitarbeitende nicht zu gefährden“, so das Amt.

Appell an die geltenden Regeln

Florian Hölzl, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamts, wird in dem Appell zitiert: „Die Lage bereitet uns zunehmend Sorge. Wir haben bei den Neuinfektionszahlen einen deutlichen Anstieg.“ Daher sei es wichtig, dass die Menschen weiterhin mitziehen und die geltenden Regeln befolgen „wie Maskenpflicht, Abstand halten und Reduktion der sozialen Kontakte.“

Dass die Zahlen derart in die Höhe gehen, liegt nach Angaben des Gesundheitsamts zu einem großen Teil an den Reiserückkehrern: Unter allen Infektionsfällen seit Mitte Juni machen sie 42 Prozent aus – Tendenz steigend. Hölzl: „Vor allem für Reiserückkehrer aus Risikogebieten, aber auch für Reisende aus anderen Ländern ist Vorsicht geboten. Daher ist es absolut sinnvoll und empfehlenswert, dass sich Rückkehrer aus dem Ausland immer testen lassen – auch wenn es eine Pflicht nur für Risikogebiete gibt.“

Bis zum Ergebnis solle eine Kontaktreduktion erfolgen, um sowohl im persönlichen Umfeld als auch auch an der Arbeitsstelle niemanden unnötig in Gefahr zu bringen.

Im Video: Steigende Infektionszahlen – Ist ein zweiter Lockdown möglich?

Ohne Testergebnis bei der Arbeit erschienen

Laut Gesundheitsamt hat es in jüngster Zeit auch Reiserückkehrer gegeben, die ohne das Ergebnis ihres Corona-Tests abzuwarten wieder bei der Arbeit erschienen sind – und infiziert waren. Dabei hätten Betroffene zum Teil auch keine adäquate Ausrüstung zum Schutz des Umfelds getragen. Dies sei äußerst problematisch, gerade im medizinischen und pflegerischen Bereich. Er sagte: „Es hat sich gezeigt, dass das Virus gerade bei älteren und kranken Menschen zu schweren Krankheitsverläufen führen und mitunter tödlich enden kann.“

Aus diesem Grund habe das Gesundheitsamt jetzt Alten- und Pflegeeinrichtungen, Pflegedienste sowie Behinderteneinrichtungen und den medizinischen Bereich angeschrieben, um nochmals zu sensibilisieren. Florian Hölzl wird weiter zitiert: „Es gilt dringend, ein Übertreten des Infektionsgeschehens aus der Allgemeinbevölkerung in die Einrichtungen zu verhindern.“

Auch zweiter Test nach Auslandsreise kostenlos

Der stellvertretende Amtsleiter gab darüber hinaus zu bedenken, dass die Tests nach der Rückreise nur eine Momentaufnahme liefern und keine vollständige Sicherheit bieten würden: „Rückkehrer, auch wenn sie nicht aus einem Risikogebiet kommen, sollten in den 14 Tagen nach ihrer Rückkehr aus dem Ausland entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen, beispielsweise die sozialen Kontakte auf das erforderliche Minimum reduzieren.“

Zudem sei es ratsam, sich in Quarantäne zu begeben, wenigstens bis ein negatives Testergebnis vorliege und den Test nach fünf bis sieben Tagen zu wiederholen. „Denn der einmalige Test kann gerade bei einer sehr frischen Infektion noch falsch-negativ sein.“ Wie der erste Test ist auch der zweite Test nach einer Auslandsreise derzeit kostenlos.