Wer auch in Zeiten einer Pandemie nicht aufs Reisen verzichten will, muss hinterher wenigstens die Konsequenzen tragen, kommentiert unsere Redakteurin.
Waiblingen - Reisen, wohin man will, feiern, mit wem man will – lange Zeit gehörten diese Freiheiten völlig selbstverständlich zum Alltag. Doch dann kam die Corona-Pandemie und veränderte alles. Größere Menschenansammlungen – insbesondere in geschlossenen Räumen – bergen eine erhöhte Ansteckungsgefahr, das Robert-Koch-Institut hat Länder mit hohen Infektionszahlen zu Risikogebieten erklärt, Behörden haben die Zahl der Gäste bei Feiern reglementiert.
Obwohl das Virus nie weg war, deutet die seit Wochen steigende Zahl der Infizierten darauf hin, dass offenbar viele Menschen ihre Freiheiten nach wie vor für selbstverständlich halten und es nicht einsehen, sich angesichts des Virus einzuschränken. Der Anstieg der Neuinfektionen ist größtenteils auf Reiserückkehrer zurückzuführen, die im schlimmsten Fall andere anstecken.
Gefahr falsch negativer Tests
Denn Tests können in falscher Sicherheit wiegen: Wer sich am letzten Urlaubstag infiziert und am Tag der Rückreise zu Hause testen lässt, wird höchstwahrscheinlich ein negatives Testergebnis erhalten, weil er schlicht zu früh getestet wurde, als dass das Virus im Rachen nachgewiesen werden kann. In den folgenden Tagen wird die Zahl der Viren im Körper jedoch steigen, und der Infizierte kann andere anstecken – laut neuen Erkenntnissen von Züricher Forschern sogar bereits bis zu sechs Tage, bevor erste Symptome auftreten. Nur eine angemessene Zeit in Quarantäne – etwa bis zu einem zweiten Test einige Tage später – würde in diesem Fall das Infektionsrisiko für andere Menschen relativ sicher senken.
Im Video: Steigende Infektionszahlen – Ist ein zweiter Lockdown möglich?
Egoistisch und unsolidarisch
Kaum jemandem dürfte es leicht fallen, mit den derzeitigen Einschränkungen zu leben. Doch die Pandemie ist da – und weltweit arbeiten Ärzte und Wissenschaftler mit Hochdruck daran, Erkrankte zu heilen und wirksame Medikamente und Impfstoffe gegen das Virus zu entwickeln. Eine solidarische Gesellschaft sollte ihnen den Rücken freihalten, indem sie sich so verhält, dass die Infektionszahlen beherrschbar bleiben und besonders gefährdete Personen geschützt werden. Außergewöhnliche Zeiten verlangen Opfer von allen – und es ist unangemessen, egoistisch und unsolidarisch gegenüber denjenigen, die sich an die Regeln halten, zum Partyurlaub ins Risikogebiet zu fahren oder Feiern mit zahlreichen Personen in geschlossenen Räumen auszurichten. Wer meint, es trotzdem tun zu müssen, der sei bitte so konsequent und begebe sich danach vierzehn Tage in Quarantäne.