Eine Bunker brechende Bombe vom Typ MOP/GBU-57 wird aus einem amerikanischen B-2-Bomber "Spirit" abgeworfen (Archivbild). Foto: US Air Force

Im Krieg zwischen Israel und dem Iran richten sich die Augen auf die USA. Wie verhält sich der engste israelische Verbündete? Greift das US-Militär in den Konflikt im Nahen Osten ein?

Die Vereinigten Staaten stehen US-Medienberichten zufolge kurz davor, im Krieg Israels gegen den Iran einzugreifen. Hochrangige Beamte der Regierung in Washington würden sich „auf einen Schlag gegen den Iran in den kommenden Tagen vorbereiten“, berichtet das Newsportal Bloomberg unter Berufung auf Personen, die mit der Angelegenheit vertraut seien.

 
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat die Entsendung der USS Nimitz Carrier Strike Group in den Nahen Osten angeordnet. Foto: Imago/ZumaPress Wire

Kommt es am Wochenende zur US-Intervention?

Washington schaffe die Infrastruktur für einen direkten Konflikt mit Teheran. US-Präsident Donald Trump habe die Angriffspläne bereits autorisiert, halte den Einsatzbefehl jedoch bisher zurück, heißt es weiter.

Auch einige US-Bundesbehörden hätten begonnen, sich auf einen Angriff vorzubereiten, erklärte ein nicht genannter Insider gegenüber Bloomberg. Andere Experten wurden zitiert, dass der US-Militärschlag schon an diesem Wochenende (20./21. Juni) bevorstehen könnte. Doch die Lage könne sich rasch ändern.

Israel benötigt bunkerbrechende Bomben

Laut Experten bräuchte Israel eine spezielle bunkerbrechende Bombe, wie sie nur die USA besitzen, um die tief im Berg liegende iranische Atomanlage Fordo zerstören zu können. Die israelische Luftwaffe verfüge über keine B-2- und B-52-Bomber, die Bunkerbrecher-Bomben (Massive Ordnance Penetrator, MOP) des US-Verbündeten vom Typ GBU-57A/B transportieren können, berichtet die US-Nachrichtenseite „Axios“.

Auf diesem von der US-Luftwaffe am 2. Mai 2023 veröffentlichten Foto sehen sich Luftwaffenangehörige auf dem Luftwaffenstützpunkt Whiteman in Missouri einen Bunkerbrecher GBU-57 (Massive Ordnance Penetrator) an. Foto: Uncredited/US Air Force/dpa
Nur eine amerikanische B-2 (Grafik) oder eine B-52 kann Bomben vom Typ MOP GBU-57 A/B ins Ziel bringen. Foto: Imago/Anadolu Agency
Die für einen potenziellen Einsatz gegen Fordo in Frage kommende B-2 „Spirit“ ist ein vierstrahliger strategischer Bomber des US-amerikanischen Herstellers Northrop. Sie wurde zwischen 1988 und 1997 in den USA produziert. Der Stealth Bomber ist ein Tarnkappenbomber der zweiten Generation. Foto: Imago/ZumaPress Wire

Übereinstimmenden Medienberichten zufolge hat das US-Militär einen zweiten Flugzeugträger in den Nahen Osten entsandt. Zudem sollen die USA bereits Dutzende Tankflugzeuge nach Europa verlegt haben, um sie im Bedarfsfall schnell im Nahen Osten einsetzen zu können. Der Schutz der eigenen Truppen in der Region Nahost habe Vorrang, heißt es aus dem US-Verteidigungsministerium Pentagon.

Bunkerbrecher gegen Irans Atomfestung

Die Atomanlage in Fordo liegt 90 Meter tief in einem Berg und gilt als nahezu unerschütterbar. Foto: ©2019 Maxar Technologies/AP/dpa
Nur die wenigsten Bomben oder Raketen erreichen die Anlage, sind sich Experten einig. Foto: ©2019 Maxar Technologies/AP/dpa

Trump hätte bereits ein Ziel ins Auge gefasst, heißt es im „Wall Street Journal“. Die Atomanlage Fordo könnte dem Schlag der US Air Force zum Opfer fallen. Sie liegt 90 Meter tief in einem Berg und gilt als nahezu unerschütterbar. Nur die wenigsten Bomben oder Raketen erreichen die Anlage, sind sich Experten einig.

Laut Donald Trumps ehemaligem Sicherheitsberater John Bolton ist Israel allein nicht dazu imstande, Fordo anzugreifen. „Sie können nur immer wieder aufs Neue die Eingänge blockieren.“ Deshalb müssten die USA eingreifen, wenn sie an dieser Stelle Arbeiten an einer potenziellen Atombombe vermuten würden.

Fordo: Atomfabrik im Berg

Der Bau der unterirdischen Atomfabrik nahe der heiligen Stadt Ghom erfolgte unter Missachtung von UN-Resolutionen und wurde der Internationalen Atomenergie Organisation IAEA im September 2009 mitgeteilt.

Die in bergigem Gebiet nahe einer Militärbasis gelegene Anlage wurde von Teheran zunächst als „Hilfsgelände“ für den Fall von Luftangriffen bezeichnet, bevor der Iran zugab, dass es sich um eine Anlage zur hohen Anreicherung von Uran handele, die Platz für 3000 Zentrifugen biete.

In Fordo wurden im Jahr 2023 auf 83,7 Prozent angereicherte Uranpartikel entdeckt. Der Iran bezeichnete sie als Produkt „unbeabsichtigter Schwankungen“ während des Anreicherungsprozesses.

„Am Ende muss Fordo ausgeschaltet sein“

Nach israelischen Angaben ist Atomfestung das wichtigste Ziel, wenn es darum geht, den Bau einer iranischen Atomwaffe zu verhindern. „Am Ende dieser ganzen Operation muss Fordo ausgeschaltet sein“, konstatiert Israels Botschafter in Washington, Yechiel Leiter.

In Fordo drehen sich nach Angaben der IAEA Hunderte Zentrifugen mit Überschallgeschwindigkeit, um beinahe waffentaugliches Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent herzustellen. Der Iran ist das einzige Land ohne Kernwaffen, das solches Material produziert. Laut der IAEA in Wien besaß der Iran zuletzt rund 409 Kilogramm davon.

Dieses von der iranischen Atomorganisation (AEOI) zur Verfügung gestellte Foto zeigt Zentrifugen in der Urananreicherungsanlage Natans. Foto: Atomic Energy Organization of Iran/AP/dpa

Für einen Atomsprengkopf würden etwa 42 Kilogramm ausreichen. Falls das Material dafür noch etwas weiter auf waffentaugliche 90 Prozent angereichert würde. Wie die IAEA weiter berichtet, hatte der Iran bislang vor, die Produktionskapazität in Fordo noch deutlich zu steigern.

13,6-Tonnen-Bunkerbrecher sprengt den Weg frei

Israels Militär hätte große Schwierigkeiten, Fordo zu zerstören, erläutert der ehemalige hochrangige US-Sicherheitsbeamte Brett McGurk. Unter westlichen Staaten verfügen nur die USA mit ihrem überschweren und präzisionsgelenkten Bunkerbrecher GBU-57 über eine geeignete Waffe.

Mit der Wucht ihres eigenen Gewichts rammt die 13,6-Tonnen-Bombe ihrer Sprengstoffladung den Weg frei. Sie wurde speziell für tief unter Erde, Fels oder Beton liegende Ziele entwickelt.

Israel verfügt über weniger wirkungsvolle bunkerbrechende Waffen. Mehrere Bomben, die hintereinander auf das Ziel abgeworfen werden, dringen tiefer ein als eine einzelne Bombe. Die Anforderungen an Logistik und Operationsfähigkeit eines solchen Einsatzes über weite Distanzen sind aber enorm.

Israelische F-15- und F-16-Kampfjets haben militärische und atomare Anlagen im Iran angegriffen und teilweise zerstört. Weitere Angriffswellen dürften folgen (Archivbild). Foto: Imago/Newscom World

21 B-2 „Spirit“ im US-Arsenal

Der B-2 „Spirit“ Tarnkappenbomber wird nur von der US Air Force geflogen. Der 21 Meter lange strategische Bomber, der 18 Tonnen Bomben über 10.000 Kilometer transportieren und bis zu 15.000 Meter hoch fliegen kann, ist mit einem Stückpreis von rund zwei Milliarden Dollar das teuerste Militärflugzeug der Welt.

Die 21 gebauten Maschinen Maschinen sind auf der Luftwaffenbasis Whiteman bei Kansas City (US-Bundesstaat Missouri) stationiert und sollen in Teilen auf US-Stützpunkte in Europa und im Nahen Osten verlegt worden sein.

Ein Stealth-Bomber vom Typ B-2 „Spirit“ beim Start von der US-Luftwaffenbasis Whiteman. Foto: Imago/ZumaPress Wire

Trump: „Wir wollen einen totalen, vollständigen Sieg“

US-Präsident Trump hat unterdessen bekräftigt, dass die USA im Krieg zwischen Israel und dem Iran nicht auf eine Waffenruhe aus sind. „Wir wollen einen totalen, vollständigen Sieg.“ Und weiter sagte er: „Wissen Sie, was der Sieg ist? Keine Atomwaffe.“

Er sei nicht darauf aus, zu kämpfen, betonte Trump. Wenn man allerdings die Wahl zwischen Kämpfen und einer iranischen Atomwaffe habe, müsse man tun, was man tun müsse. „Vielleicht werden wir nicht kämpfen müssen“, schob er nach.

Trump hat zuletzt Spekulationen über eine mögliche militärische Intervention der USA zugunsten Israels angeheizt. „Ich habe Ideen, was ich tun könnte, aber ich habe noch keine endgültige Entscheidung getroffen“, erklärte der US-Präsident am Mittwoch (18. Juni) im Weißen Haus. „Ich treffe die endgültige Entscheidung gerne eine Sekunde, bevor sie fällig ist, denn die Dinge ändern sich. Besonders im Krieg.“

US-Militärpräsenz im Nahen Osten. Foto: Imago/Anadolu Agency

Iran will USA „Lektion erteilen“

Wie sich die USA verhalten werden, gilt für den weiteren Verlauf des Kriegs zwischen dem Iran und Israel als entscheidend.

Dieses von der offiziellen Website des Büros des iranischen Obersten Führers veröffentlichte Foto zeigt den Obersten Führer Ayatollah Ali Chamenei bei einer am 13. Juni 2025 im Fernsehen übertragenen Rede unter einem Porträt des verstorbenen Revolutionsgründers Chomeini. Foto: Uncredited/Office of the Iranian Supreme Leader/dpa

Die Regierung in Teheran hat die USA davor gewarnt, militärisch in den Krieg zwischen dem Iran und Israel einzugreifen. Sollte Washington an der Seite Israels intervenieren, werde der Iran „den Aggressoren eine Lektion erteilen und seine nationale Sicherheit und seine nationalen Interessen verteidigen“, mahnt der stellvertretende iranische Außenminister Kasem Gharibabadi. „Natürlich haben unsere militärischen Entscheidungsträger alle notwendigen Optionen auf dem Tisch.“