Braucht es einen besonderen Schutzstecker für ein Balkonkraftwerk? Wir bringen Licht in die Debatte. Foto: Simon Granville

Daran scheiden sich die Geister: Braucht es eine spezielle Schutzsteckdose für ein Balkonkraftwerk oder reicht die normale? Die Debatte ist sehr dynamisch, wir geben einen Überblick über den aktuellen Stand.

Balkonkraftwerke erleben einen Boom, spätestens seit Putins Angriff auf die Ukraine und die damit verbundene Energiekrise. Das Interesse an der eigenen Stromproduktion wächst. Wer sich für Steckersolarmodule interessiert, stößt bald auf die Frage, mit welchem Stecker man das Kraftwerkchen anschließen soll.

Mit einem Balkonkraftwerk darf man derzeit 600 Watt in der Spitze produzieren und ins Hausnetz einspeisen. Die Installation ist vergleichsweise einfach, Hürden finden sich derzeit noch andere. Beispielsweise müssen Mieter ihren Vermieter fragen, Eigentümergemeinschaften müssen mehrheitlich zustimmen. Aber es gibt auch noch die Frage nach dem richtigen Stecker.

Die einen sagen, es brauche aus Sicherheitsgründen einen Schutzstecker, der tatsächlich von einem Fachmann angebracht werden muss. Die anderen sagen, das verteure das Projekt nur, eine normale Steckdose reiche aus, weil der genormte Wechselrichter binnen Sekundenbruchteilen abschalten würde, wenn man den Stecker ziehe, dieser führe also keinen Strom mehr. Wichtig ist ein Schutzstecker beispielsweise, wenn man das Kraftwerk direkt auf dem Balkon anschließen will und die Steckdose nicht zu 100 Prozent vor Regen geschützt ist.

Viele Stimmen sprechen sich für Erleichterungen aus

Inzwischen gibt es eine breite Bewegung dafür, die normale Schuko-Steckdose zuzulassen. Derzeit wird eine Produktnorm für Balkonkraftwerk-Sets erarbeitet, im Rahmen dessen hat sich beispielsweise auch der Verband Elektrotechnik (VDE) im Januar in einem Positionspapier für eine solche Duldung ausgesprochen.

Die jüngste Initiative, die unter anderem die Steckerfrage bei Balkonkraftwerken eindeutig klären will, ist der Werkstattbericht zur Photovoltaik-Strategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, vorgestellt am 10. März 2023. Balkonkraftwerken ist ein eigenes Unterkapitelchen gewidmet, auf Seite 21 findet sich die Forderung „Schukostecker als ,Energiesteckvorrichtung‘ ebenfalls zulassen“.

Was die Bundesnetzagentur zur Stecker-Frage sagt

Bereits Ende Februar äußerten sich Robert Habecks Ministerium, der Bundesverband der Verrauchenzentralen sowie das Umweltbundesamt gemeinsam zum Thema. Um weitere Hindernisse zu tilgen, spricht sich Patrick Graichen, Staatssekretär bei Habeck, für einen Anschluss ans Hausnetz mit dem normalen Schuko-Stecker aus, „sofern die übrigen Sicherheitsanforderungen im Rahmen der Produktnorm erfüllt sind“. Die Verbraucherzentralen schreiben zur Stecker-Frage: „Auch Untersuchungen an gealterten Elektroinstallationen ergaben, dass durch die Nutzung von Schuko-Steckern keine Gefährdung durch Temperaturerhöhung besteht.“

Kurz vor Weihnachten 2022 hatte sich Klaus Müller, der Chef der Bundesnetzagentur, zu Wort gemeldet und gesagt, er teile die Bewertung, dass ein normaler Stecker reiche. Er würde es begrüßen, wenn bei der Überarbeitung der Produktnorm der Schuko-Stecker „für akzeptabel“ erklärt würde. „Private Haushalte sollten ohne Verunsicherungen und erhöhte Kosten ihr Balkonkraftwerk anschließen.“

Das sagt eine Marktstudie der Hochschule in Berlin

Bereits im November 2022 hatte eine öffentliche Kampagne der Deutschen Umwelthilfe gefordert, unter anderem die Stecker-Frage nutzerfreundlich zu klären. Christian Ofenheusle, Gründer und Geschäftsführer von Empower Source, zu deren Projekten Machdeinenstrom.de gehört, sagte damals im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz: Es handele sich bei den Steckermodulen um ein Produkt, „das schon lange sicher ist“. Auch ohne Spezialstecker.

Eine Marktstudie der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin hatte im Februar 2022 ergeben, dass sich der Schuko-Stecker, also der normale, als Standard durchgesetzt habe. 77 Prozent der Steckersolargeräte in Deutschland würden über ihn betrieben, heißt es.