Die Kostüme werden den Schauspielern auf den Leib geschneidert. Foto: Horst Rudel

Die Vorbereitungen für „Die Zauberflöte“ laufen auf Hochtouren.

Göppingen - Auf drei! Eins, zwei, drei – es sind vereinte Kräfte nötig, um die vielen am Morgen angelieferten schweren Elemente des Bühnenbilds in der großen Werfthalle zu sortieren. Bei hochsommerlichen Temperaturen arbeiten die ehrenamtlichen Helfer im Göppinger Stauferpark, damit bis zur Premiere der Stauferfestspiele am 7. September alles fertig ist. Unter den Arbeitern ist auch Hans Joachim Schellong. Er ist der Geschäftsführer der Stauferfestspiele und verrät, was die Besucher der Inszenierung von Mozarts „Die Zauberflöte“ erwartet.

Die Kulturschaffenden wollen sich bei der Aufführung nahe am Original anlehnen und keine Experimente eingehen. „Bei uns rennt keiner nackt über die Bühne oder so etwas“, verspricht der Geschäftsführer Schellong. Solche Experimente könne man vielleicht in Stuttgart machen. Das Göppinger Publikum wolle das nicht, da ist er sich sicher. Das Bühnenbild ist ganz klassisch gestaltet. Es erinnert an einen Innenhof eines barocken Schlosses. Auch die Kostüme sind an historische Vorbilder aus dem Rokoko angelehnt. Und das Stück selbst wird vielen Zuschauern bereits bekannt sein. Die Zauberflöte ist das letzte Werk, das Wolfgang Amadeus Mozart vor seinem Tode im Jahr 1791 noch fertiggestellt hat. Die Mischung aus Märchen, Zauber, Posse und aufklärerischem Idealismus begeisterte die Massen seit der ersten Aufführung in Wien. „Die Zauberflöte ist das meist aufgeführteste Stück der Welt, es ist ein Blockbuster“, erklärt Schellong.

Moderne Technik für das Bühnenbild

Während das Bühnenbild bei den Stauferfestspielen die Zuschauer ins Ende des 18. Jahrhunderts entführt, ist die Technik höchst modern. Es werde viel mit Licht gearbeitet, verrät Schellong. Die Möglichkeit, die Bühne während des Auftritts umzubauen besteht nämlich nicht. Deshalb wird mit Schatten gespielt, Stimmungen werden mit verschiedenen Lichtfarben erzeugt.

Die Stauferfestspiele wollen in diesem Jahr sieben jeweils dreistündige Vorstellungen plus eine verkürzte Schülervorstellung für jeweils bis zu 1500 Besucher zeigen. Die Veranstalter hoffen auf insgesamt 10 000 Zuschauer. Bei der Schülervorstellung wird der bekannte Kindermoderator Malte Arkona, der auch eine Gesangsausbildung genossen hat, als Papageno auf der Bühne zu sehen sein. Während der anderen Vorstellungen spielt die Sopranistin Schirin Hudajbergenov die Rolle der Papagena, die versucht, der Königin der Nacht ihre Tochter wiederzubringen. In anderen Rollen sind Jessica Eckhoff als Pamina, Vanessa Maria Looß als Zweite Dame oder Galina Benevich als die Königin der Nacht zu sehen. Für die Musik sorgen die Württembergischen Symphoniker.

Profis und Laien stehen gemeinsam auf der Bühne

Eine Besonderheit der Stauferfestspiele ist die Zusammenarbeit von Profis und Laien. Während die Hauptrollen von ausgebildeten Sängerinnen und Sängern getragen werden, unterstützt ein 100-köpfiger Laienchor das Bühnenspektakel stimmlich. Insgesamt seien rund 250 Ehrenamtliche engagiert, vom Platzanweiser über die Bühnenbauer bis zum Caterer, erklärt der Geschäftsführer Schellong.

Viel Zeit nimmt das Nähen der Kostüme in Anspruch. Etwas abseits der Werfthalle rattern seit Wochen die Nähmaschinen. Unter der Aufsicht der Kostümbildnerin und Gewandmeisterin Michaela Kirn kommen durchschnittlich zwölf Näherinnen und Näher in den Stauferpark, um an den prächtigen Kostümen der Inszenierung zu arbeiten. Insgesamt müssen bis zur Vorstellung rund 280 Garderoben fertiggestellt werden. „Wir haben im März angefangen“, berichtet Kirn. Dass die Kostüme nicht erst kurz vor der Premiere gemacht werden, liegt auch daran, dass jeder Darsteller vor der Generalprobe einmal alles angezogen haben sollte. Falls etwas nicht ganz passt, bleibt noch Zeit für Änderungen an der Kleidung.

Zuvor seien die Kostüme mit der Regie und dem Bühnenbildner abgesprochen worden. „Es ist absolutes Teamwork“, erklärt Kirn. Zu sehen sind im September schwere rote Samtroben, bäuerliche Anzüge und natürlich barocke Abendkleider mit gigantischen Unterrockgestellen. „Das Allermeister ist schon fertig“, berichtet die Kostümbildnerin.

Ein Teil der Kostüme stammt aus dem großen Fundus der Stauferfestspiele. In der ehemaligen Poststation der US Armee werden viele Hundert Garderoben aus den vergangenen Inszenierungen gelagert. Nach dem Ende der diesjährigen Stauferfestspiele wird ein weiterer Raum nötig sein, um die vielen zusätzlichen Opernkostüme aufzubewahren.