Rudolf Weiß hat sich auf viele Weise verdient gemacht. Foto: Gottfried Stoppel

Der frühere Ratsherr und Schulpsychologe Rudolf Weiß aus Auenwald hat sich unter anderem nach dem Amoklauf in Winnenden beim Aktionsbündnis gegen Gewalt engagiert.

Auenwald - Es war eine freudige Überraschung, denn mit dieser Auszeichnung, die ihm da avisiert wurde, hatte er in seinem fortgeschrittenen Alter von 83 Jahren nicht im Entferntesten gerechnet. Sie kam quasi wie aus heiterem Himmel über ihn. Jedenfalls war es für Rudolf Weiß aus Auenwald ein höchst erfreulicher Moment, als er erfuhr, dass ihm das Land Baden-Württemberg die Staufermedaille zuerkannt hatte. Mit deren Verleihung werden Bürger für langjähriges ehrenamtliches Engagement geehrt und auch für verdienstvolles berufliches Wirken, etwa auf sozialem Gebiet.

Psychologe und promovierter Philosoph

Rudolf Weiß ist jetzt in einer Feierstunde die Staufermedaille übergeben worden. Als Laudator fungierte der Backnanger CDU-Landtagsabgeordnete und Innenstaatssekretär Wilfried Klenk, der das Wirken des Geehrten beispiel- und vorbildhaft nannte. Klenk bezog sich dabei auf die ,,unermüdlichen Bemühungen“ des Medaillenempfängers, den Konsum menschenverachtender Computerspiele durch Jugendliche einzudämmen und deren Ächtung zu fordern.

Rudolf Weiß, ein gebürtiger Franke, ist Psychologe und promovierter Philosoph. Im Gemeinderat von Auenwald, dem er 32 Jahre angehörte, engagierte er sich vor allem für den Umweltschutz und den Erhalt der Streuobstwiesen, er machte sich darüber hinaus für eine offene Jugendarbeit, einen Kulturtreff und gegen eine Überdehnung der Gemeinde durch großflächige Neubaugebiete stark.

Kampf gegen Killerspiele

Auch eine Verschlankung der Gemeindeverwaltung stand auf seiner Agenda. Derlei Forderungen brachten ihm selten Sympathien der Ratsmitglieder und der Rathausoberen ein, ebenso sein hartnäckiges Nachhaken in kontroversen Debatten. Heute huscht darob nur noch ein schelmisches Lächeln über sein bärtiges Gesicht. Immerhin hat es noch für die Ehrennadel der Gemeinde gereicht. Bürgermeister Karl Ostfalk nannte den Einsatz des einstigen Ratsherrn vorbildlich.

Einen Namen, der heute noch weit über Auenwald und die Landesgrenzen hinaus Beachtung findet, machte sich Rudolf Weiß aber vor allem als profilierter Kämpfer gegen Killerspiele. In vielen Publikationen, Studien und Vorträgen warnte er stets vor der Verharmlosung gewalttätiger Videospiele, weil in diesen Machwerken das Potenzial zur Nachahmung lauere. Rudolf Weiß sagt es so: ,,Vom Konsum Gewalt verherrlichender, bluttriefender Medien ist es oftmals nur ein kleiner Schritt hin zu realer Gewalt“.

Schafft Mediengewalt Helden?

Tätig war Weiß unter anderem auch beim Oberschulamt Stuttgart, wo er als Leiter der schulpsychologischen Beratung für die Fortbildung von Suchtpräventionslehrern verantwortlich war. Sein Feldzug gegen menschenverachtende Gewaltvideos führte ihn auch nach Sachsen, in Thüringen referierte er 2002 vor Gesetzeshütern zum Thema „Schafft Mediengewalt Helden?“. Vier Wochen später eine niederschmetternde Nachricht aus Erfurt: an der dortigen Gutenberg-Schule erschoss ein 19-jähriger Schüler 17 Menschen. Mit Entsetzen musste Weiß erleben, dass seine Befürchtungen in Bezug auf die Wirkung von Horrormedien ,,erschreckende Realität“ geworden waren.

Verbindung zwischen Gewaltvideos und Rechtsextremismus

2009, sieben Jahre später, eine weiteres erschütterndes Geschehen: bei einem Amoklauf in Winnenden ermordete ein 17-jähriger Ex-Schüler der Albertville-Realschule mit einer Waffe seines Vaters 15 Menschen. In einem nach der Bluttat gegründeten Aktionsbündnis brachte sich Rudolf Weiß mit seinen Erkenntnissen auf dem Gebiet der Suchtprävention ein. Dies sei, sagt er, eine immerwährende dringliche Aufgabe, besonders auch deshalb, weil es nach seiner Beobachtung bereits Verbindungslinien gibt, die von den Konsumenten grausamer Horrorfilme in das rechtsextreme Milieu führten.