Klebrig und zäh: Die Beseitigung der Schmiere auf der gesperrten Hauptstätter Straße ist aufwendig. Foto: 7aktuell/Andreas Werner

Ein Lkw verliert in der Stuttgarter Innenstadt Hunderte Liter einer schmierigen Flüssigkeit. Zwar ist der Heslacher Tunnel am Mittwochnachmittag wieder geöffnet, die Auswirkungen waren aber auch noch im abendlichen Berufsverkehr zu spüren. Eine der betroffenen Fahrspuren wird wohl noch tagelang gesperrt bleiben.

Stuttgart - Chaos im morgendlichen Berufsverkehr: Ein Lkw hat auf der B 14 in der Innenstadt mehrere Hundert Liter Schmierstoffe verloren – und damit am Mittwoch halb Stuttgart lahmgelegt. Dabei musste sogar der Heslacher Tunnel stadteinwärts für mehrere Stunden gesperrt werden, die Polizei leitete den Verkehr am Schattenring um. Grund für den stundenlangen Verkehrsinfarkt: Die Reinigungsarbeiten erwiesen sich als ziemlich aufwendig.

Der Zwischenfall ereignet sich am Mittwoch gegen 5.20 Uhr im Bereich Hauptstätter und Sophienstraße. Auf der Ladefläche eines Lkw befindet sich ein beschädigter Behälter, aus dem mehrere Hundert Liter einer schmierigen Flüssigkeit fließen und sich auf der zweispurigen Fahrbahn der B 14 großflächig verteilen. Zum Glück ist zu diesem Zeitpunkt eine Streifenwagenbesatzung hinter dem Lkw unterwegs, und die Beamten beobachten, wie da Flüssigkeit vom Laster tropft. Sie stoppen den Lkw hinter dem Österreichischen Platz und schauen nach dem Rechten. Ein 500-Liter-Tank auf der Ladefläche hat ein Leck.

Ist das ein Gefahrstoff oder nicht?

Was ist das für eine Flüssigkeit? Die um 5.27 Uhr alarmierte Feuerwehr geht mit dem Fahrer die Ladepapiere durch und stellt fest, „dass es sich nicht um einen Gefahrstoff handelt, sondern um ein Spezialreinigungsmittel der Druckindustrie“, so Feuerwehr-Einsatzleiter Klaus Schneider. Dass es wasserlöslich sein soll, beruhigt die Einsatzkräfte. Parallel werden Auffangbehältnisse aufgestellt, Kanaleinläufe kontrolliert, zur Unterstützung fordert Schneider weitere Feuerwehrkräfte nach. In der Verkehrsleitzentrale wird das Störszenario für einen gesperrten Heslacher Tunnel in Gang gesetzt.

Die übrige unbeschädigte Ladung des Lkw wird ausgeladen und aus dem havarierten Behälter die Restmenge in leere Fässer umgepumpt. Da das ausgetretene Reinigungsmittel eine schmierige Konsistenz hat, fordert die Feuerwehr in Absprache mit der Polizei eine Spezialfirma zur Fahrbahnreinigung an. „Eine Spezialmaschine musste aus Herrenberg herbeigeschafft werden“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann.

Die Navis zeigen überall rote Strecken

Die weiträumige Absperrung sorgt im morgendlichen Berufsverkehr für große Verkehrsbeeinträchtigungen. Besonders betroffen ist die B 14, auf der sich die Kolonnen zwischen Universität Vaihingen und Birkenkopf im Stuttgarter Westen stauen. Auch auf den Ausweichstrecken geht so gut wie nichts mehr. „Ich habe drei verschiedene Strecken ausprobiert, um von Botnang zu meinem Büro in der Innenstadt zu kommen“, sagt Bernd Däubler, Jurist aus Stuttgart. „Schließlich bin ich auf Schleichwegen ans Ziel gekommen – in 40 Minuten, für eine Strecke, die ich sonst in 15 Minuten schaffe.“

Die Navigationsgeräte zeigen überall rot markierte Strecken an. Selbst die Karl-Kloß-Straße zwischen Degerloch und dem Stuttgarter Süden weist am Morgen 39 Minuten Verspätung aus – eine Folge der Sperrung des Heslacher Tunnels. Noch am Nachmittag gibt es in der Stadt überall roten Staualarm.

Die Sperrung des Heslacher Tunnels muss noch mehrere Stunden aufrechterhalten werden, wie Polizeisprecher Widmann feststellt: „Nach einer kurzen Freigabe sind die Straßen sofort wieder vollgelaufen“, sagt er. Um 12.48 Uhr wird der Tunnel erneut gesperrt. Die „sehr klebrige und zähe Substanz“ leistet so viel Widerstand, dass noch eine zweite Reinigungsmaschine zur Mittagszeit anrücken muss. „Da muss man wohl mehrfach drüberfahren“, sagt Widmann. Schon zur Mittagszeit wird klar, dass es noch lange Probleme geben wird: „Wenn es dick kommt“, so Widmann, „trifft es auch noch den abendlichen Berufsverkehr.“ Und mit dieser Einschätzung behielt er recht. Zwar war der Heslacher Tunnel am Nachmittag wieder geöffnet, aber auch im abendlichen Berufsverkehr staute sich noch der Verkehr. Die Stadt teilte am Abend mit, dass eine der betroffenen Fahrspuren wohl noch tagelang gesperrt bleiben werde.