Im Pfingstreiseverkehr werden volle Autobahnen erwartet – wie hier auf der A 8 im Süden Stuttgarts Foto: dpa

145 644 Kilometer Blechkolonnen, 44 243 Stunden Wartezeit im Stau – das ist die jüngste traurige Jahresbilanz auf Baden-Württembergs Autobahnen und Fernstraßen. Aussicht auf Besserung? Die gibt es nicht. Es kommt eher schlimmer.

Stuttgart - Ein besseres Szenario für den erwarteten Staukollaps im Pfingstreiseverkehr hätte der ADAC kaum wählen können. Die Raststätte Sindelfinger Wald an der A 8, wo die Autofahrerorganisation zur Pressekonferenz über den Saisonstart der Stauberater eingeladen hat, ist am Mittwochmorgen kaum zu erreichen. Denn die neue Baustelle am Dreieck Leonbergsorgt für einen Verkehrsinfarkt. 15 Kilometer Stau aus Möhringen. Acht Kilometer Stau aus Rutesheim. 13 Kilometer aus Ludwigsburg-Nord. „Und die provisorischen Fahrbahnmarkierungen“, schimpft ADAC-Experte Volker Zahn, „sind völlig missverständlich.“ Das Autobahndreieck – „ein ganz massiver Engpass“, so Zahn.

Als ob die A 8 im Pfingstreiseverkehr nicht schon Sorgenkind genug wäre. Die Strecke zwischen Stuttgart und Karlsruhe ist bundesweit auf Platz zwei der schlimmsten Staustrecken Deutschlands. Und das ist noch ein gute Nachricht: Im Jahr davor waren die 66 Kilometer im Südwesten sogar noch auf dem traurigen Spitzenplatz. 2015 ist die Staulänge von 29 000 auf „nur“ noch 22 000 Kilometer geschrumpft. Was daran liegt, dass die Bauarbeiten bei Pforzheim beendet sind.

ADAC fordert „geschicktere zeitliche Planung“

Und jetzt diese Baustelle bei Leonberg. In den nächsten Monaten soll die Fahrbahn auf zwölf Kilometer Länge Richtung Heimsheim erneuert werden, dafür werden 13 Millionen Euro investiert. Die Betonplatten müssen raus, ein neuer Asphalt rein. „Es wird zu starken Beeinträchtigungen des Verkehrs kommen“, sagt Katja Lumpp vom Regierungspräsidium Stuttgart. Durchaus: Täglich rollen hier 85 000 Fahrzeuge.

„Es ist uns sehr wichtig, dass gebaut wird, es gibt ja immensen Handlungsbedarf“, sagt Carl-Eugen Metz, Vorstand für Verkehr und Umwelt des ADAC Württemberg. „Aber das bedarf auch einer geschickteren zeitlichen Planung.“ Die Bauarbeiten in Leonberg sollen fünf Monate dauern, die Anschlussstelle Leonberg-Ost wird teilweise bis August gesperrt sein.

Die ADAC-Experten lässt das für die Pfingstferien das Schlimmste befürchten. Denn der Trend ist eindeutig: Noch mehr Verkehrskolonnen, noch mehr Staus, noch mehr Unfälle. Bundesweit haben die Kolonnen letztes Jahr einen Rekordwert von 1,1 Millionen Kilometern erreicht.

Trend: Lieber Urlaub in Deutschland

Und dann kommt noch hinzu, dass die unsichere politische Weltlage Auswirkungen auf das Reiseverhalten hat. „Die Leute machen häufiger Urlaub in Deutschland und den Nachbarländern“, sagt ADAC-Mann Zahn. Natürlich mit dem eigenen Auto. Die neuesten Daten des Reisemonitors liegen noch nicht vor – doch es sei bereits zu hören gewesen, dass der Türkei sechs Millionen Reisebuchungen fehlten.

Und wenn dann noch ein Reifen platzt, wie Anfang März am Autobahnkreuz Stuttgart, dann geht gar nichts mehr. Ein 45-jähriger Lkw-Fahrer hatte die Kontrolle verloren, hatte die Leitplanken am Fahrbahnteiler gerammt. Die Folgen: Ein Schwerverletzter, 60 000 Euro Schaden – dazu viereinhalb Stunden Aufräumungsarbeiten und zwölf Kilometer Stau auf der A 8. Freilich: Es geht auch länger. Die A 8 und die A 81 erlebten auch schon bis zu 30 Kilometer lange Kolonnen.

Die Hitliste der Staustellen – nach Stunden

Und wer im Stau lange Zeit hat, kann hier die Hitliste der längsten Staustunden studieren. A 8, Leonberg-Ost: 715 Stunden; A 81, Böblingen/Sindelfingen: 675 Stunden; Kreuz Stuttgart: 574; A 81, Feuerbach: 534: A 81, Gärtringen: 504; A 81, Herrenberg: 483; A 81, Zuffenhausen: 399; A 81, Sindelfingen-Ost: 322 Stunden.