Ein neues Kfz-Kennzeichen ist zurzeit nicht so einfach zu haben. Foto: /Simone Ruchay-Chiodi/Archiv

Die Zulassungsstellen im Landkreis haben auf ein neues Computerverfahren umgestellt. Derzeit müssen Termine vorab im Internet gebucht werden. Das kann dauern. Und Besserung zeichnet sich so schnell nicht ab. Warum ist das so?

Diesen Autokauf hat sich Mia P. (Name geändert) anders vorgestellt. Seit dem Donnerstag der vergangenen Woche ist die 52-Jährige Besitzerin eines Gebrauchtwagens. Doch das heißt noch lange nicht, dass Frau P. mit ihrem neuen Auto auch Gas geben kann. Das Problem ist das Kennzeichen. Dieses zu erhalten ist nämlich derzeit keine ganz einfache Angelegenheit.

 

Einfach mal zu einer der drei Zulassungsstellen im Landkreis – Böblingen, Herrenberg oder Leonberg – gehen und den Besitzerwechsel abwickeln? Funktioniert nicht. Termine können zurzeit nur über das Internet ausgemacht werden. Und wer einen Termin dort buchen möchte, der muss Geduld haben. Viel Geduld.

30 Mal am Tag auf der Internetseite

Mia P. versucht seit einer Woche, eine Audienz zu erhalten. Bis zu 30 Mal am Tag besucht sie die entsprechende Seite des Landratamtes. Vergeblich. Am Dienstagmittag hatte sie immer noch keinen Erfolg. Die Antwort war stets dieselbe: „Aktuell sind alle verfügbaren Termine ausgebucht. Täglich werde neue Termine freigegeben“, heißt es vom Amt. Schlechte Zeiten für alle Leute, die ihr neues Auto auch fahren möchten.

Marnie Schirner kennt die Probleme. Bei der Leiterin der Zulassungsstelle im Landratsamt schlagen täglich mehrere Menschen auf, denen es ähnlich geht wie Mia P. Verantwortlich für die zeitraubende Terminjagd für ein Kfz-Kennzeichen ist die Umstellung auf ein neues Computersystem, erklärt sie. Bis Ende Juli mussten alle Zulassungsstellen bundesweit auf das „iKfZ“, die internetbasierte Fahrzeugzulassung, umstellen. Bis das neue System richtig funktioniert hat man im Landratsamt Böblingen beschlossen, Termine nur online zu vergeben.

Die Bearbeitungszeit ist länger

Damit sollen lange Schlangen vor den Schaltern vermieden werden, wie sie beispielsweise in Stuttgart gerade für einigen Unmut sorgen. „Bis alle richtig eingearbeitet sind, haben wir eine längere Bearbeitungsdauer pro Fall“, sagt Melanie Schirner. Statt fünf Kunden in der Stunde schaffen die Mitarbeitenden an den acht Schaltern pro Stunde derzeit nur drei. Dennoch können so alleine in der Böblinger Zentrale 150 bis 200 Termine pro Tag abgearbeitet werden. Hinzu kommen die beiden Außenstellen in Herrenberg und Leonberg. „Diese Termine“, versichert Marnie Schirner, „stellen wir jeden Vormittag für eine Woche im voraus im Internet zur Verfügung.“

Doch wo bleiben all diese freien Termine, wenn sie selbst von Leuten, die dauernd auf der Suche danach sind, nicht gefunden werden? Sind wohl vergeben, sobald sie auftauchen. Marnie Schirner macht die hohe Nachfrage dafür verantwortlich. Ein Problem sei aber auch, dass immer wieder Leute Termine buchen und dann nicht erscheinen, sagt sie. Dann herrscht unnötiger Leerlauf an den Schaltern. „Wir geben uns wirklich Mühe“, beteuert Schirner. Aber mehr sei derzeit nicht drin. Hinzu komme, dass die Software-Umstellung eigentlich weit vor den Sommerferien geplant gewesen sei, erklärt die Zulassungsstellen-Leiterin. Die Verzögerung bei der Installation habe nun dazu geführt, dass einige Mitarbeitende genau in der kritischen Umstellungsphase im Urlaub sind.

Einschränkungen noch bis Ende September

Marnie Schirmer rechnet damit, dass die Menschen im Landkreis, die ein Auto zulassen möchten, noch bis Ende September mit Einschränkungen rechnen müssen. Vorher wird es auch keine Termine ohne vorige Online-Buchung geben. Jedoch geht sie davon aus, dass die Bearbeitungszeiten bereits in den nächsten beiden Wochen wieder kürzer werden und dann auch mehr Termine vergeben werden können.

Mia P. wird das vermutlich nicht trösten. Am kommenden Montag benötigt sie ihr neues Auto, um zur Arbeit zu gelangen. Möchte sie nicht weiterhin die Zeit mit der Terminjagd verbringen, bleiben nur zwei Auswege: Entweder sie lässt ihr Auto im Internet selber zu. Dafür jedoch braucht sie einen Personalausweis mit Online-Funktion. Oder sie beauftragt einen gewerblichen Zulassungsdienst mit der ganzen Sache. Dann ist das Kennzeichen spätestens in drei Tagen am Auto – und das Portemonnaie um rund 30 Euro ärmer.