Sprayer haben die Steinstatue in der Nähe der Hall of Fame in Bad Cannstatt beschmiert. Foto: seb

Die Statue des germanischen Kriegers an der König-Karls-Brücke erinnert an die Zeichentrickfigur Asterix.

Bad Cannstatt - Nein, es ist nicht Asterix, der da in Stein gemeißelt am Cannstatter Neckarufer in direkter Nachbarschaft zur Hall of Fame der Graffiti-Sprayer steht. Auch wenn die bunt bemalte Skulptur dem berühmten gallischen Comic-Helden verblüffend ähnlich sieht. Tatsächlich handelt es sich um die Figur „Der Wehrstand“, die zur Ausstattung der bei Kriegsende 1945 gesprengten König-Karls-Brücke gehörte.

Der germanische Krieger, der auf einem Sockel hockt, war Teil eines als Quartett geplanten Figurenensembles, das Handel, Landwirtschaft, Gewerbe und Macht symbolisieren sollte. Nach zweijähriger Bauzeit fehlte für die Schmuck-Elemente an den vier Pylonen jedoch das Geld – um wenigstens für die feierliche Einweihung am 27. September 1893 gerüstet zu sein, beauftragte der Architekt Karl von Leibbrand den Stuttgarter Bildhauer Adolf Fremd mit einer Sparvariante aus Gips, Holz und Leinwand.

Erst ein paar Jahre später, ab 1897, kamen die steinernen Skulpturen hinzu, dank des finanziellen Engagements von Cannstatter Kaufleuten: Hermann Werner stellte 7500 Mark für die Skulptur „Landwirtschaft“ zur Verfügung, die Figur „Handel“ wurde von Heinrich Meyer mit 9000 Mark finanziert, August Scharrer spendierte die gleiche Summe für den „Wehrstand“ und die letzte Figur „Gewerbe“ wurde von den Leibbrands Töchtern gestiftet.

Bis 1901 war das Quartett fertig, gehauen aus Marmor und Kalkstein. Von den vier Skulpturen sind seit dem Kriegsende zwei verschwunden. Die anderen beiden waren in einem Steinbruch in Münster eingelagert, bis in den 1970er-Jahren neue Standorte gefunden wurden: der Krieger hat seinen Platz neben der neu aufgebauten Brücke gefunden. Die Figur Handel steht nun an der Stadtbahnhaltestelle Mineralbäder.