In die Überlegungen, Neuhausen auf den Fildern ans Schienennetz anzubinden, kommt Bewegung: Ein Gutachten zur Bewertung der verschiedenen Trassen favorisiert die S-Bahn vor der Stadtbahn.

Filderstadt - In die Überlegungen, Neuhausen auf den Fildern ans Schienennetz anzubinden, kommt Bewegung: Ein Gutachten zur Bewertung der verschiedenen Trassen favorisiert die S-Bahn vor der Stadtbahn. Zudem hat der Bund 87 Millionen Euro Fördermittel für den Abschnitt vom Fasanenhof bis zum Flughafen zugesagt. Bislang gingen die Beteiligten davon aus, dass Neuhausen über die Stadtbahn angebunden wird. Die jüngste Berechnung fällt aber für die S-Bahn aus.

Das Liniennetz heute: Die Stadtbahnlinie U6 fährt vom Hauptbahnhof über Möhringen nach Vaihingen. Die Strecke wird derzeit von Möhringen-Freibad bis ins Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost verlängert: Ende 2010 soll die Linie dort enden. Die U5 fährt ebenfalls über Möhringen auf die Filder, Endstation: Leinfelden. Nur die S-Bahn (S2 und S3) erreicht bisher die Messe und den Flughafen. Endstation der S2: Bernhausen, die S3 endet schon am Flughafen.

Trassenvariante bis Messe/FlughafenIn einer Untersuchung wurden jetzt die Verlängerung der U6 vom Fasanenhof sowie der U5 von Leinfelden zur Messe und zum Flughafen verglichen. Das Ergebnis spricht eindeutig für die Weiterführung der U6. Der Abschnitt kommt in der Wirtschaftlichkeitsprüfung auf den Kosten-Nutzen-Indikator (KNI) von 1,7 bis 1,85. Dies bedeutet, dass der Nutzen um 70 bis 85 Prozent höher wäre als die Kosten. Grundsätzlich muss der Indikator mindestens 1,0 ausmachen, damit ein Projekt wirtschaftlich ist. Leinfelden-Echterdingen hatte sich für die Weiterführung der U 5 bis zum Flughafen starkgemacht. Die Untersuchung zeigt, dass auch bei dieser Variante bis zur Haltestelle Echterdingen-Hinterhof ein guter Wert von 1,4 erreicht würde. Dies liegt daran, dass dort vor Jahren einmal die Straßenbahn fuhr und die Trasse freigehalten wurde. Ab Echterdingen-Hinterhof wären bis zur Messe allerdings zahlreiche Baumaßnahmen für die Stadtbahn notwendig. Deshalb schnitt die U5 schlechter ab als die U 6.

Weiterführung bis NeuhausenDie Idee, die U6 über Filderstadt nach Neuhausen zu verlängern, scheitert am Tunnel: Dort kann entweder die S-Bahn oder die Stadtbahn verkehren. Das liegt daran, dass die S-Bahn mit Wechselstrom, die Stadtbahn aber mit Gleichstrom betrieben wird. Es gibt zwar Züge, die mit beiden Systemen funktionieren. Sie kosten aber das 1,6-Fache. So müsste bei einer Verlängerung der Stadtbahn die S-Bahn bereits am Flughafen enden. Filderstadt hat allerdings mit einer einmaligen Zahlung das Betriebskostendefizit für die S-Bahn bereits abgegolten. Jürgen Wurmthaler, Technischer Direktor beim Verband Region, weist zudem darauf hin, dass im Tunnel eben erst größere Maßnahmen gegen Lärm und Erschütterung abgeschlossen wurden. Unter dem Flughafen wären ebenfalls erhebliche Umbauten notwendig. "Die S-Bahn müsste weiterhin in den Flughafen und dort abgestellt und gewendet werden können. An all dem vorbei müsste die Stadtbahn-Trasse geführt werden." Dies sei ein enormer Aufwand. "Deshalb ist es wirtschaftlicher, die S-Bahn weiterzuführen." Dies aber nur unter der Voraussetzung, dass Stuttgart21 gebaut wird und die Stadtbahn zum Flughafen fährt.

KostenFür den Abschnitt bis zur Messe wurden Kosten von 155 Millionen Euro ermittelt. Staatssekretärin Karin Roth (SPD) aus dem Bundesverkehrsministerium hat zugesagt, der Bund werde 87 Millionen zusteuern. Über die Kosten für die Weiterführung der S-Bahn werden noch keine Angaben gemacht. Es gibt Anhaltswerte, wonach die S-Bahn bei den Folgekosten um 1,0 bis 1,5 Millionen Euro günstiger ist.

Wie geht es weiter?Bevor Beschlüsse gefasst werden, müssen sich die Träger (Bund, Land, Region, Landkreis Esslingen, Städte und Gemeinden und SSB) einig werden. Die Kommunen sind mit einem Drittel der Investitions- und 50 Prozent der Betriebskosten für zehn Jahre beteiligt.

WunschlisteAuf dem Wunschzettel steht in Esslingen ein Ringschluss der S-Bahn von Neuhausen nach Esslingen. Als Vorschlag zur Verbesserung des Regionalverkehrs ist im neuen Regionalplan eine S-Bahn-Querverbindung von Kirchheim/Teck über Wendlingen und den Flughafen bis nach Sindelfingen enthalten.