Die Theologin Maren Bienert regt einen „Elterntag“ an. (Symbolfoto) Foto: dpa/Annette Riedl

Am kommenden Sonntag ist Muttertag. Die Theologin Maren Bienert regt mit Blick auf diesen Tag einen geschlechterübergreifenden „Elterntag“ an.

Mit Blick auf den Muttertag fordert die Theologin Maren Bienert (40) eine differenziertere Wahrnehmung für die Leistungen von Müttern sowie politische Instrumente, die Frauen mehr Wahlfreiheit über ihre Lebensentwürfe geben. „Dieser Tag müsste dazu aufrufen, sich für bessere Regelungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und mehr Anerkennung für Care-Arbeit einzusetzen“, sagte die Professorin für Systematische Theologie an der Universität Hildesheim im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch um eine besser finanzierte Geburtshilfe und eine effektivere Unterstützung für alleinerziehende Mütter müsse es gehen.

Nach Ansicht von Bienert könnte der Muttertag durch einen geschlechterübergreifenden „Elterntag“ ersetzt werden, das regte die Theologin. Somit würden Männer, Frauen, queere und nonbinäre Menschen in familiärer Verantwortung gewürdigt. „Damit würden gleich mehrere Familienkonstellationen aufgewertet und Menschen sichtbar gemacht, die für Kinder Eltern sind und familiale Verantwortung übernehmen“, betonte die evangelische Theologin, die derzeit ein fächerübergreifendes Forschungsprojekt zu Sexual- und familienethischen Fragen plant. Gerade Väter wünschten sich, in ihrer Übernahme von Care-Arbeit und Fürsorge für Kinder ernster genommen zu werden, „als es der herkömmliche Vatertag mit Bollerwagen und Bier suggeriert“.

Bienert verweist auf Ursprünge bestimmter Mutterbilder

Bienert verwies auf die christlichen und kirchlichen Ursprünge bestimmter Mutterbilder. Sie wandte sich gegen eine ausschließlich auf Keuschheit und Duldsamkeit fokussierende Vorstellung von Maria, der Mutter Jesu. Zugleich betonte sie, Maria habe von „sozialen Umstürzen“ gesungen und an einen Gott geglaubt, der an der Seite von Schwachen, Armen und Unterdrückten stehe.

Auch der Protestantismus habe, etwa durch die „reformatorische Hochschätzung des Kinderbekommens und Familienlebens“ bestimmte Frauen- und Mutterbilder tradiert, erläuterte die Theologin. Diese Vorstellungen würden problematisch, sobald Frauen auf sie reduziert würden oder unerbittliche Erwartungshaltungen mit ihnen einhergingen. Schließlich gebe es viele Frauen, die keine Kinder bekommen könnten, Fehlgeburten erlitten oder sich bewusst gegen Kinder entschieden. „Vor allem um dieser Menschen willen sind Erwartungen an Frauen, dass sie Mütter werden sollten oder Haltungen, die nur genetisches und biologisches Muttersein anerkennen, zu problematisieren: Denn sie verletzen Menschen“, unterstrich Bienert.