Der Württembergische Fußballverband (WFV) forciert die aus Südamerika stammende Hallenfußballvariante Futsal. Bei großen Turnieren wie der Hallenfußballgala in Sindelfingen wird jedoch die klassische Variante bevorzugt. Das soll auch so bleiben. „Es gibt keine Pläne, die Vereine als Veranstalter zum Futsal zu verpflichten“, sagt WFV-Pressesprecher Heiner Baumeister.
Stuttgart - Ungeübten Zuschauern fallen die Änderungen auf den ersten Blick gar nicht auf: Denn das, was die Nachwuchskicker in der Sporthalle veranstalten, sieht definitiv nach Fußball aus. Erst bei genauerem Hinsehen merkt man, dass beim Hallen-Junior-Cup der C-Jugendlichen in dieser Saison etwas anders ist als sonst: Wo früher das runde Leder oft unkontrolliert durch die Halle flog, klebt der Ball den Kids nun fast am Fuß. Und auch mit den Schiedsrichtern ist irgendetwas anders: Anstelle eines Unparteiischen stehen auf einmal zwei auf dem Parkett – und bei jedem Einkick zählen sie die Spieler an wie ein Ringrichter den in den Seilen hängenden Boxer.
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Die Beobachtungen haben eine ganz einfache Erklärung: Seit dieser Saison spielen die C-Junioren im Württembergischen Fußballverband (WFV) bei ihrer Bezirks- und Verbandshallenrunde Futsal. Der Weltverband Fifa hat die aus Südamerika stammende Hallenfußballvariante schon vor Jahren zur offi-ziellen Form des Fußballs unterm Dach erklärt. Das setzte auch den Landesverband in Stuttgart unter Zugzwang.
Inzwischen hat man sich beim WFV mit dem Budenzauber aus Brasilien aber mehr als nur arrangiert: „Von der Spielidee her ist Futsal wirklich Fußball übertragen auf die Halle“, schwärmt José Macias, der beim Verband das Ressort betreut: „Durch den sprungreduzierten Ball und das angepasste Regelwerk sehen wir beim Futsal taktisch durchdachten Hallenfußball mit schönen Kombinationen.“ Auch die Rückmeldungen der anfangs skeptischen Vereine können sich sehen lassen. „Im Vergleich zum Vorjahr, wo wir bei den Hallenrunden der C-Junioren noch klassischen Hallenfußball gespielt haben, ist die Zahl der gemeldeten Mannschaften konstant geblieben“, berichtet Macias und schmunzelt: „Ein direktes Feedback haben wir aber kaum erhalten. Die Erfahrung zeigt aber: Wenn die Leute nicht meckern, sind sie zufrieden.“
Einer der Betroffenen bestätigt das gerne explizit. Trainer Thomas Rauscher, der im Januar mit den C-Junioren des SGV Freiberg erster Futsal-Meister im Bezirk Enz/Murr wurde, hat Gefallen an der neuen Variante gefunden: „Meinen Jungs und mir hat’s sehr viel Spaß gemacht. Auch wenn wir uns anfangs an das neue Regelwerk gewöhnen mussten: Futsal ist ein sehr interessanter und schneller Sport, bei dem die Technik im Vordergrund steht“, sagt der Juniorencoach. Den klassischen Hallenfußball vermisst Rauscher nicht: „Erst neulich hatte ich den direkten Vergleich. Beim Hallenturnier der D-Junioren fiel mir auf, dass überhaupt kein Spiel zustande kam.“
Weil der Verband das ganz ähnlich sieht, sollen ab der kommenden Runde auch die Hallenrunden der D-, E- und F-Junioren nach dem Futsal-Regelwerk ausgetragen werden. „Für den Bereich des Kinderfußballs wollen wir aber kleinere Änderungen umsetzen“, sagt WFV-Mitarbeiter Macias. So machen sich die zuständigen Ausschüsse zum Beispiel Gedanken darüber, ob der Futsal-Ball für die ganz jungen Fußballer nicht zu schwer ist.
Lediglich die kickenden Männer sind bislang kaum mit Futsal in Kontakt gekommen. Zwar gibt es in Württemberg eine Herren-Futsal-Liga, und mit Nafi Stuttgart stellt der WFV sogar den amtierenden Champion im DFB-Futsal-Cup. Bei den großen Turnieren wie der Hallenfußballgala in Sindelfingen wird aber weiterhin die klassische Variante bevorzugt – vor allem, weil die im Gegensatz zum Futsal das Spielen mit Rundumbande oder auf Kunstrasenteppich erlaubt. Weil diese Veranstaltungen jedoch nicht vom Verband, sondern von den Vereinen (im Glaspalast vom VfL Sindelfingen und vom GSV Maichingen) organisiert werden, sind sie in naher Zukunft auch nicht von der Umstellung betroffen. „Es gibt keine Pläne, die Vereine als Veranstalter zum Futsal zu verpflichten“, stellt WFV-Pressesprecher Heiner Baumeister den Traditionsturnieren eine Bestandsgarantie aus: „Wir haben kein Interesse, den Vereinen irgendetwas überzustülpen, was sie nicht wollen.“
Der heranwachsenden Fußballergeneration soll die Sportart Futsal stattdessen schon im Kindesalter schmackhaft gemacht werden. Damit sie später ganz von alleine nur noch das spielen wollen, was technisch versierte Fußball-Lehrer schon längst für den besseren Budenzauber halten.