Die Einwohnerzahl Stuttgarts hat in den vergangenen Jahren merklich zugelegt. Foto: dpa

Seit zehn Jahren ist die Zahl der Einwohner in Stuttgart stetig gestiegen. Im ersten Halbjahr 2019 war das zum ersten Mal wieder anders. Auch der Altersdurchschnitt der Bevölkerung nimmt wieder zu.

Stuttgart - I n den vergangenen Jahren gab es bei der Bevölkerungsentwicklung in der Landeshauptstadt nur eine Richtung: nach oben. Nach dem Jahr 2011 stieg die Einwohnerzahl jährlich um ein Prozent. Seit dem Jahr 2000 hat Stuttgart bei den Personen mit Hauptwohnsitz um etwa 63 000 zugelegt – das entspricht fast der Einwohnerzahl Sindelfingens. Dieser Trend hat sich in den vergangenen beiden Jahren aber deutlich abgeschwächt, im Jahr 2018 lag die Steigerung nur noch bei 0,4 Prozent.

Im ersten Halbjahr 2019 hat die Einwohnerzahl nun erstmals seit Langem sogar wieder geringfügig abgenommen, von 614 365 Ende des Vorjahres auf 614 260, das sind 105 weniger. „Das haben wir die vergangenen zehn Jahre nicht gesehen“, sagt Attina Mäding, die beim Statistischen Amt der Stadt für das Sachgebiet Bevölkerung zuständig ist. Ob man auch Ende des Jahres noch ein Minus verzeichnen wird, ist damit aber nicht ausgemacht. Zumeist gibt es im zweiten Halbjahr stärkere Einwohnerzuwächse, insbesondere im September und im Oktober, wenn Studienanfänger und Auszubildende hierherziehen. Aber in den beiden Vorjahren, auch im eher schwächeren Jahr 2017, hatten die Statistiker in Stuttgart in den ersten sechs Monaten einen Einwohnerzuwachs von mehr als 500 Personen registriert.

Zahl der Geburten weiter hoch

Dabei wurden im laufenden Jahr wieder viele Kinder in Stuttgart geboren, insgesamt waren es 3252. Diesen Geburten standen 2716 Todesfälle gegenüber, merklich weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit besteht ein Geburtenüberschuss von 536 Kindern. Im ganzen Jahr 2018 lag dieser bei 1063 Geburten. Anders aber als die weiter hohe Zahl der Geburten ist der Wanderungssaldo im ersten Halbjahr leicht negativ ausgefallen. Insgesamt 23 236 Zuzügen standen 23 877 Wegzüge gegenüber, das macht ein Minus von 641 Personen. Diese negative Zwischenbilanz hat mehrere Ursachen.

So hat schon die Einwohnerstatistik für 2018 ergeben: Stuttgart verliert seit 2012 jedes Jahr im Saldo durchschnittlich mehr als 3000 Einwohner an die umliegenden Landkreise. 2016 waren es mehr als 4000. Dieses Jahr könnte die Abwanderung ins Umland sogar noch höher ausfallen. Schon im ersten halben Jahr 2019 lag der Negativsaldo Stuttgarts mit dem Landkreisen bei minus 2372. Dieser Verlust, schreibt das Statistische Amt, sei anders als in den Vorjahren nicht mehr durch Zuzüge vor allem aus dem restlichen Baden-Württemberg (plus 725) und dem Ausland (plus 1469) ausgeglichen worden.

Anteil ausländischer Personen wächst

Betrachtet man die Entwicklung unter dem Gesichtspunkt der Staatsangehörigkeit, so zeigt das erste Halbjahr eine ähnliche Tendenz wie die zurückliegenden Jahre: Der Anteil der Menschen mit ausländischem Pass steigt. So sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 2237 Personen mit deutschem Ausweis mehr weggezogen, als hierhergekommen sind. Bei den Einwohnern mit ausländischem Pass ist das umgekehrt. Hier gab es einen Positivsaldo mit 1596 Menschen. Auch die Geburtenziffer liegt bei Frauen mit ausländischem Ausweis höher (1,44 Kinder pro Frau) als bei jenen mit deutschem Pass (1,30). Allerdings hat sich der Abstand der Geburtenziffer beider Gruppen stark verringert. Auf der anderen Seite haben im ersten Halbjahr 1383 Personen mit ausländischem Pass die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Damit lebten Mitte des Jahres insgesamt 157 898 Ausländer in der Stadt, der Anteil dieser Gruppe an der gesamten Bevölkerung ist damit minimal auf 25,7 Prozent angestiegen. Bezieht man alle Personen mit einem sogenannten Migrationshintergrund ein, wie das Statistische Amt dies für die Statistik für 2018 getan hat, kommt man auf einen Anteil von 45 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Dieser Prozentsatz ist laut Stadt seit 2012 stetig gewachsen. Bis zum Jahr 2016 stieg dieser um mehr als drei Prozent. Vor allem bei den Jüngeren ist das so. In der Altersgruppe unter 18 Jahren liegt der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund bei 61 Prozent.

Demografie setzt sich wieder durch

Die starke Zuwanderung der vergangenen Jahre, die bekanntlich mit dem Zuzug vieler jüngerer Menschen – nicht nur, aber auch unter den Geflüchteten – verbunden war, ist auch der Grund dafür, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung seit 2010 trotz der demografischen Entwicklung leicht gesunken ist. Mit dem merklichen Rückgang gerade auch des Flüchtlingszuzugs ändert sich das seit 2017 wieder. Ende 2018 lag das Durchschnittsalter der Einwohner Stuttgarts bei 41,9 Jahren. „Damit setzte sich der langfristige Trend der vergangenen Jahrzehnte, der einen Anstieg des Durchschnittsalters zeigte, wieder durch“, so das Statistische Amt.