Schnee in der Stuttgarter Innenstadt – hier im Januar 2021 – wird an den Weihnachtstagen immer seltener. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Schnee an Weihnachten wird in Deutschland immer seltener. Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen, wie wahrscheinlich weiße Weihnachten in Stuttgart inzwischen sind.

Stuttgart - Eigentlich ist Schnee von einem Bilderbuch-Weihnachtsfest nicht wegzudenken. Doch wegen der zunehmenden Erderhitzung sinken die Chancen auf weiße Feiertage immer weiter – auch in Stuttgart. Das zeigen Zahlen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die diese Zeitung ausgewertet hat. Demnach lag die Chance auf eine Schneedecke an allen drei Weihnachtstagen (24. bis 26. Dezember) in den vergangenen 30 Jahren bei rund 10,3 Prozent. Das heißt: Weiße Weihnachten gab es von 1991 bis 2020 rechnerisch nur etwa alle zehn Jahre.

Im Vergleichszeitraum von 1961 bis 1990, der üblicherweise für Klimauntersuchungen herangezogen wird, lag die Wahrscheinlichkeit für drei aufeinanderfolgende Schneetage mit rund 23,3 Prozent noch mehr als doppelt so hoch – fast jedes vierte Weihnachten war durchgehend verschneit.

Die DWD-Messungen stammen von der Wetterstation am Stuttgarter Flughafen, die Schneehöhe an der Station auf dem Schnarrenberg fehlt in den öffentlich einsehbaren Messreihen für einige Jahre. Im Stuttgarter Kessel dürfte es also sogar noch etwas weniger wahrscheinlich sein, dass eine Schneedecke liegenbleibt

Zuletzt schneite es laut den Daten im Jahr 2010 so stark, dass am zweiten Weihnachtsfeiertag 16 Zentimeter Schneehöhe gemessen wurden. Seitdem lag an keinem der drei Weihnachtstage mehr durchgehend Schnee. Nimmt man Jahre mit mindestens zwei Schneetagen zwischen Heiligabend und zweitem Weihnachtsfeiertag hinzu, so lag die Chance von 1991 bis 2020 bei etwa 20,7 Prozent und im Vergleichszeitraum 1961 bis 1990 bei rund 31 Prozent.

Der DWD hat diese Berechnungen kürzlich auch für andere deutsche Städte veröffentlicht. Im noch wärmeren Freiburg lag die Chance auf weiße Weihnachten in den letzten drei Jahrzehnten beispielsweise bei gerade einmal 4,5 Prozent (1961-1990: 16,7 Prozent, also mehr als dreimal so oft). In München dagegen lag 1961 bis 1990 noch alle drei Jahre Schnee an allen Weihnachtstagen (33,3 Prozent), heute hat sich die Wahrscheinlichkeit mit nur noch 13,8 Prozent mehr als halbiert.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Faktencheck zum Schnee – Gab es früher wirklich öfter weiße Weihnachten?

Der Grund ist laut dem DWD eindeutig. „Das ist nicht überraschend. Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen vertreibt die romantischen weißen Weihnachten Schritt für Schritt aus Deutschland“, erklärt DWD-Sprecher Uwe Kirsche in einer Pressemitteilung. Auch in Stuttgart wird es in der Tendenz immer wärmer. So lagen allein die vergangenen drei Jahre mehr als zwei Grad über dem langjährigen Durchschnitt von 1961 bis 1990.

Das veranschaulichen die sogenannten „Klimastreifen“, ein Diagramm, das für jedes Jahr farblich zeigt, wie stark die durchschnittliche Jahrestemperatur vom langjährigen Mittelwert abweicht. Im Fall von Stuttgart waren es im Vergleichszeitraum von 1961 bis 1990 im Jahresmittel 9,5 Grad Celsius, das Jahr 2020 lag jedoch rund 2,46 Grad darüber.

Doch trotz der klaren Tendenz zu immer wärmeren Temperaturen bleibt jedes Jahr eine gewisse Chance auf weiße Weihnachten. Laut DWD könne man das genaue Wetter rund um die Feiertage allerdings frühestens zehn Tage vor dem Fest abschätzen.