Scheiden tut in vielen Fällen weh Foto: dpa

Neue Zahlen zeigen: Der Bund fürs Leben hält im Durchschnitt länger als vor 20 Jahren. In Stuttgart sind im Jahr 2014 so viele Ehen wie zuletzt im Jahr 2000 geschlossen worden.

Wiesbaden/Stuttgart - Ehen werden in Deutschland seltener geschieden und wenn, dann zumindest im Durchschnitt später als bisher. Das lässt sich aus einer Aufstellung des Statistischen Bundesamts herauslesen. In ganz Deutschland sind im vergangenen Jahr 166 200 Ehen geschieden worden, das waren 2,1 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Auch in Stuttgart geht die Zahl der Paare, die sich scheiden lassen, seit 2005 tendenziell zurück. Dennoch gilt: Ein Drittel aller in diesem Jahr geschlossenen Ehen wird spätestens in 25 Jahren nicht mehr bestehen.

Dafür dauern die Ehen länger an als bisher. Die durchschnittliche Dauer der im Jahr 2014 geschiedenen Ehen betrug 14 Jahre und acht Monate. Vor 20 Jahren hatten die geschiedenen Ehen noch zwölf Jahre gehalten. „Eine kritische Zeit kann der Auszug der Kinder oder der Übergang zur Rente sein“, sagt Nora Nägele, Paartherapeutin aus Stuttgart. In dieser Zeit kremple sich der seit Jahren eingespielte Alltag komplett um – eine Herausforderung, an der manches Paar scheitert. Die Konsequenzen ziehen auch in Stuttgart dann häufiger Frauen als Männer: Bei den 2014 geschiedenen Ehen wurde der Scheidungsantrag in 52 Prozent der Fälle von der Frau gestellt. Der Mann reichte nur in 40 Prozent der Fälle den Antrag ein, beim Rest beantragten beide Ehegatten gemeinsam die Scheidung.

Bei der Mehrzahl aller Scheidungen in Deutschland haben die Ehepartner bereits seit einem Jahr getrennt gelebt: 2014 war dies bei 138 800 Ehen der Fall. Bei 1700 Scheidungen waren die Partner noch kein Jahr zusammen.

Etwa die Hälfte der geschiedenen Ehepaare hat gemeinsame minderjährige Kinder. Insgesamt waren rund 134 800 Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen, knapp ein Prozent weniger als im Vorjahr. In Stuttgart ließen sich die Eltern von 693 Kindern scheiden.