Die Gerichtsakten sind ungleichmäßig über Deutschland verteilt. Foto: dpa/Sina Schuldt

Versicherer bieten neue Einblicke in die Streitkultur. Knapp ein Drittel all des Streits dreht sich um das Thema Mobilität.

Stuttgart - Dass es sich im Südwesten der Republik gut leben lässt, ist ja nun hinreichend bekannt. Nirgends sind die Brezeln so lecker, nirgends die Maultaschen so schmackhaft, die Autos so hochwertig und die landschaftliche Vielfalt so reizvoll. Und fast nirgends sind die Menschen so friedfertig. Die Zahl der Streitfälle liegt in Baden-Württemberg mit 23,7 pro hundert Einwohner klar unter dem Bundesschnitt. Dass in Bayern noch etwas weniger gestritten wird, sei’s drum. Dass Berlin in dieser Hitliste ganz oben liegt, ist hingegen klar.

Viele drücken zu doll aufs Tempo

Erhoben hat die Daten die Versicherung, die schon früher, als der Anwalt Robert Liebling aus Berlin-Kreuzberg im Vorabendprogramm das deutsche Anwaltsbild maßgeblich beeinflusste, damit warb, dass sie des Anwalts Liebling sei. Die Anwälte von heute, die sich abseits der Fernsehkameras mit den tatsächlichen Kalamitäten des Lebens herumschlagen müssen, haben es gemäß dieser Erhebung ziemlich häufig damit zu tun, dass die Zeit ziemlich knapp und die Autos – im Ländle hergestellt oder nicht – ziemlich schnell sind. Knapp ein Drittel all des Streits dreht sich um das Thema Mobilität. Das sind Verkehrsunfälle und Mängel beim Fahrzeugkauf, in den allermeisten Fällen aber eben Geschwindigkeitsüberschreitungen. Die Studie deckt sich da mit der amtsrichterlichen Lebenserfahrung, wonach praktisch jeder Bußgeldbescheid erst einmal angefochten wird, solange eine Rechtsschutzversicherung für die Kosten geradesteht.

Der Nachbar ist am meisten Schuld

Da genau diese Art von Versicherung die Daten liefert und manche Themenfelder ausschließt, zum Beispiel Streitigkeiten beim Hausbau, ist die Datensammlung nicht ganz repräsentativ. Trends lassen sich aber sehr wohl erkennen. Zum Beispiel die Hitliste im Bereich Wohnen: Noch vor Kündigungszoff und Betriebskostenärger steht der Nachbarschaftsstreit. Ganz generell ist die Gruppe der 46- bis 55-Jährigen am streitlustigsten, Männer sind mit 67,1 Prozent deutlich aktiver als Frauen. Und wer auf die Streithäufigkeit in Städten mit mehr als 300 000 Einwohnern blickt, der sieht sieben der Top-Zehn-Metropolen in Nordrhein-Westfalen. Aus dem Südwesten ist lediglich Mannheim mit dabei.