Auch wenn die Gesamtzahl der Verurteilten im Land keine nennenswerte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr darstellt, bedeutet das Plus von zwölf Personen eine Trendumkehr – was an zwei Zahlen liegt.
Stuttgart - Betrunkene Autofahrer sind dafür verantwortlich, dass den Gerichten im Land die Arbeit nicht ausgeht. Das lässt sich aus der Strafverfolgungsstatistik herauslesen, die Justizminister Guido Wolf (CDU) am Freitag präsentiert hat. Insgesamt haben die Gerichte im Land 102 646 Personen verurteilt , das waren genau zwölf Menschen mehr als im Jahr zuvor. Zumindest bei den verurteilten Deutschen stehen die Straßenverkehrsdelikte mit 25 Prozent ganz oben auf der Liste, die Mehrzahl der Fälle in dieser Kategorie sind Trunkenheitsfahrten.
Auch wenn die Gesamtzahl der Verurteilten keine nennenswerte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr darstellt, bedeutet das Plus von zwölf Personen eine Trendumkehr. Zehn Jahre lang war die Zahl der Verurteilten zuvor kontinuierlich gesunken. 2007 lag sie noch bei mehr als 123 000. Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung haben Ausländer. Die Zahl der verurteilten Ausländer ist mit 9,2 Prozent deutlich gestiegen, während die Zahl der Deutschen bei den Verurteilungen um rund fünf Prozent sank. Insgesamt haben rund 40 Prozent der Verurteilten keinen deutschen Pass.
15 Verurteilungen wegen Verstoß gegen das Asylgesetz
Straftaten, die nur von Ausländern begangen werden können, spielen in diesem Zusammenhang kaum eine Rolle. Die Statistik zeigt landesweit 15 Verurteilungen wegen eines Verstoßes gegen das Asylgesetz und gut 1000 Fälle, in denen gegen das Aufenthaltsgesetz verstoßen wurde. Während bei den Deutschen Straßenverkehrsdelikte die mit Abstand größte Gruppe von abgeurteilten Delikten darstellt, gefolgt von Betrug und Diebstahl, steht bei Menschen ohne deutschen Pass der Diebstahl mit deutlichem Abstand vorne.
Guido Wolf wies bei der Präsentation der Zahlen darauf hin, dass gerade in Baden-Württemberg der Anteil an Ausländern im strafmündigen Alter massiv zugenommen habe, um 129 300 Personen beziehungsweise 10,3 Prozent. Der Bevölkerungszuwachs bei den Ausländern sei so stärker gestiegen als der prozentuale Zuwachs bei den Verurteilten. Statistiker, wie die Präsidentin des Statistischen Landesamtes Carmina Brenner, errechnen daher die „demographiebereinigte Verurteiltenziffer“ aus, die ein Verhältnis von Verurteilten pro 100 000 Menschen angibt. Die sei gesunken, sagt Brenner, „die Verurteiltenhäufigkeit war noch nie so gering seit der Gründung des Landes“.
Nur 18 Prozent der Verurteilten sind Frauen
Als positiv bezeichnete Wolf einen deutlichen Rückgang der Verurteilungen bei Heranwachsenden und Jugendlichen. Er hoffe, dass seit Jahren erfolgte Anstrengungen wie in Häusern des Jugendrechts dabei ihren Anteil hätten. Die Zahl der Frauen an der Gesamtzahl der Verurteilten beträgt 18,7 Prozent, das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 2008.
In den allermeisten Fällen haben die Gerichte im Land eine Geldstrafe verhängt: in 81 200 Fällen, das sind knapp 80 Prozent. 14 Prozent der Verurteilten wurden zu einer Haftstrafe verurteilt, beim überwiegenden Großteil wurde die zur Bewährung ausgesetzt. 4,5 Prozent aller Verurteilten mussten den Gang ins Gefängnis antreten.