Seit Dezember 2022 VfB-Cheftrainer: Bruno Labbadia. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Der Erfolg unter dem neuen Trainer bleibt bislang aus. Aber wie hat sich eigentlich das Spiel des VfB seit dem Amtsantritt von Bruno Labbadia verändert? Der Blick in die Bundesliga-Datenbank gibt Aufschlüsse.

Sieben Spiele, fünf Punkte – die Resultate seit dem Amtsantritt von Bruno Labbadia als Trainer des VfB Stuttgart sind nicht gerade berauschend. Abseits der reinen Ergebnisse lassen sich indessen beim Blick in die Statistiken einige Verbesserungen ausmachen – aber auch neue Problemfelder. Was läuft besser, was schlechter als in den ersten 15 Saisonspielen im Jahr 2022? Ein datenbasiertes Zwischenfazit seit dem Trainerwechsel.

 

Wie hat sich die Effektivität verändert? Keine Frage, neun Tore nach sieben Spielen sind nicht gerade die Welt. Ein riesengroßes Effizienzproblem hat der VfB unter Bruno Labbadia aber nicht, wie der Blick auf die Expected Goals zeigt – also die Anzahl der Tore, die aufgrund der Qualität der Chancen zu erwarten gewesen wäre. Der VfB weist hier in diesem Jahr einen Wert von 9,8 auf, was sich ziemlich genau mit den neun erzielten Toren deckt.

Damit ist das Team unter Labbadia sogar effizienter als im ersten Saisonabschnitt, als Expected Goals (21,6) und tatsächlich erzielte Tore (18) doch ein gutes Stück auseinander lagen. Dass es in puncto Effektivität trotzdem noch besser geht, zeigt der Blick zur Konkurrenz: Der VfL Bochum zum Beispiel hat 2023 zwei Tore mehr geschossen, als statistisch zu erwarten gewesen wären.

Wo ist offensiv noch Luft nach oben? Ganz eindeutig im Strafraum. Dieses Manko hat Labbadia von seinen Vorgängern geerbt, es bislang aber nicht abstellen können. Im Gegenteil: 2022 erzielte der VfB in dieser Saison innerhalb des Strafraums ein Tor pro Spiel, unter Labbadia ist der Wert auf 0,7 gesunken – der vorletzte Platz im Ligavergleich, einzig der FC Schalke 04 ist hier noch ungefährlicher. Die Rückkehr des verletzten Stürmers Serhou Guirassy dürften die Verantwortlichen daher sehnsüchtig erwarten.

Im Gegenzug funktionieren Fernschüsse bislang ganz gut: Vier Tore erzielte der VfB unter dem neuen Coach aus der Distanz, nur Borussia Dortmund traf in diesem Zeitraum noch einmal häufiger. Allerdings wird man sich dabei nicht immer auf die gegnerische Mithilfe wie zuletzt vom patzenden Schalker Schlussmann Ralf Fährmann verlassen können, der Borna Sosas harmlosen Schuss passieren ließ.

Hat sich am Verhältnis von hohen und flachen Bällen etwas getan? Nicht wirklich, wie seine Vorgänger setzt auch Labbadia auf einen Mix. Die Zahl der langen Bälle pro Spiel lag in den ersten 15 Saisonspielen unter Pellegrino Matarazzo und Michael Wimmer in einem ähnlichen Bereich (37) wie in den vergangenen sieben Partien (39) – und jeweils auf Platz acht im Ligavergleich. Abseits der reinen Quantität fällt aber auf: Die langen Bälle kommen häufiger an als zuvor. 2022 lag die Quote noch bei 48 Prozent, unter Labbadia ist sie auf 54 Prozent gestiegen. Die Passquote insgesamt hat sich dagegen nicht verändert: In 83 Prozent der Fälle finden die Stuttgarter ihren Mitspieler.

Wurde die Defensive stabilisiert? Ja, um diesen Befund kommt man kaum herum. Fast noch deutlicher als am gesunkenen Gegentor-Schnitt (von 1,8 auf 1,6) lässt sich das am Expected-Goals-Wert der jeweiligen VfB-Gegner ablesen (von 1,7 auf 1,0). Das Stuttgarter wird also seltener bedroht – was laut Steffen Görsdorf vom Institut für Datenanalyse in Berlin auch daran liegt, dass die Gegner gegen den VfB inzwischen grundsätzlich seltener zum Abschluss kommen: Vor Labbadia waren es 13,1 Torabschlüsse pro Spiel, jetzt liegt der Wert bei 10,9. „Eine klare Verbesserung“, sagt Görsdorf, „es kommt weniger auf den Kasten und das hilft dann auch dem Keeper Fabian Bredlow.“

Was ist aus der Zweikampfstärke geworden? Sie besteht weiterhin. Schon unter Pellegrino Matarazzo und Michael Wimmer gewannen die Stuttgarter die Mehrzahl der direkten Duelle mit ihrem Gegenspieler (52,2 Prozent). Dieser Wert ist unter Labbadia nahezu unverändert auf hohem Niveau geblieben (52,1 Prozent). Einzig der FC Bayern ist in der Bundesliga in dieser Saison statistisch noch zweikampfstärker als der VfB.

Sind die läuferischen Defizite abgestellt? Zum Teil. Von Tag eins an war es Labbadia ein großes Anliegen, die Laufleistung nach oben zu schrauben. Das hat funktioniert – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Aus den dürftigen 111,5 Kilometern pro Spiel im Jahr 2022 sind inzwischen 116,4 Kilometer geworden. Damit liegt der VfB im Jahr 2023 aber noch immer gut einen Kilometer unter dem Ligaschnitt.

Und: In puncto Intensität ist die Verbesserung weit weniger deutlich: Die gesprinteten Kilometer pro Partie sind nur minimal gestiegen von 4,7 auf 4,8 Kilometer. „Es gibt Tendenzen“, sagt Görsdorf, „noch ist allerdings keine Konterrevolution ausgebrochen. Denn der Trainer hat ja auch keine elf neuen Spieler hingestellt bekommen.“

Fest steht allerdings auch: Selbst wenn der eine oder andere statische Wert Hoffnung machen mag, helfen im Abstiegskampf letztlich nur Siege und konstante Leistungen über die vollen 90 Minuten. Und die hat der VfB zuletzt nur sehr selten gezeigt.