Tanja Haller und Julia Habermaier (rechts) in ihrem Atelier. Foto: Petra Mostbacher-Dix

Die beiden Gründerinnen des Start-ups „Dot on“ sind Preisträgerinnen beim MFG-Wettbewerb „Ideenstark“. Sie verwandeln Fotos in Punktebilder für Kalender und erklären, woher die Idee dazu kommt.

Stuttgart-Feuerbach - Im Hof rechts, dann links einige Stufen hoch, vorbei an allerlei Baumaterial. Den Weg zum Start-up-Unternehmen „Dot on“, das sich in einem ehemaligen Feuerbacher Fabrikbau niedergelassen hat, muss man sich erschließen. Aber er lohnt sich. Haben doch Julia Habermaier und Tanja Haller in ihrem Atelier – nomen est omen – alles minutiös auf den Punkt gebracht, von der großen Kunst wie Porträts von Amedeo Modgliani und anderer bis zur kleinen Postkarte.

Und mehr: Die Texterin und die Grafikerin konzipieren Kalender, Poster, Bastelsets, Wochenplaner, auf denen man mit farbigen Klebepunkten Termine formschön festhalten, bekannte oder eigene Kunstwerke und Fotos kreieren kann. An ihre Produkte glaubte denn nicht nur Investor Georg Kofler in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“: Habermaier und Haller ergatterten dort 2018 – damals noch mit Annette Siegle – für ihre DIY-Kunst zum Selberkleben 100 000 Euro.

Auch bei der Medien- und Filmgesellschaft MFG Baden-Württemberg kam das Konzept an: Die Dot-on-Macherinnen gehören zu den zehn Gewinnern des MFG-Wettbewerbs „Ideenstark“: Ein Jahr lang werden die 43- und die 47-Jährige mit Workshops, eigenem Imagevideo und individueller Beratung gefördert. Habermaier und Haller lernten sich in einer Werbeagentur kennen.

Erfolg kam überraschend

Nie hätten sie mit so viel Erfolg gerechnet, als sie 2010 den ersten individualisierbaren Wandplaner entwickelten. „An Weihnachten schenken viele Firmen Kalender. Wir wollten das anders angehen“, so Habermaier. Und Haller ergänzt: „Wir wollten einen sinnvoll funktionierenden Wochenplaner, der ästhetisch aussieht – und individualisierbar ist, jeder soll auf seine Weise kreativ damit arbeiten.“ Die farbenfrohen Punkte waren die Lösung. Wurden sie vom Kunststil Pointillismus inspiriert, bei dem sich das Motiv erst richtig von Ferne erschließt? „Klar“. Haller und Habermaier lachen und betonen unisono: „Wir nennen es Dotillismus.“

Auf der Hand sei gelegen, dass da auch Kunst und anderes mehr drinstecke, so Habermaier. Eben auch eigene Fotos nachbilden: Über den „dotsmaker“ lassen sich auf der Homepage www.dot-on.de eigene Fotos oder Bilder in Punkte umwandeln, so individuelle Vorlagen erstellen – auf Wunsch ohne dass das Motiv zu sehen ist. „In den Kreisen sind Nummern, jede Nummer bedeutet eine Farbe“, erläutert Haller. „Bei einer weißen Vorlage sieht der Beschenkte erst während des Klebens, was für ein Bild da entsteht – eine schöne Überraschung.“

Flut an Emails und Kommentaren

Apropos, verwundert waren die beiden über die Flut an Mails und Kommentaren in den Sozialen Medien nach ihrem Auftritt in der „Höhle der Löwen“. „Da war viel Positives dabei, aber auch Bitterböses“, so Habermaier. „Ich fragte mich, was haben wir denen getan. Wir machen nur ein Angebot mit Gelinggarantie, keiner muss ‚basteln’, wenn er es scheinbar banal findet.“

Die „dotsigen“ Bilder forderten durchaus Vorstellungs- und Übertragungsfähigkeit – und verbänden zwei Universen. „Sie wirken wie Pixel aus der digitalen Welt, werden aber doch von Hand gefertigt. Das fördert Feinmotorik und Konzentration – bringt mitunter in einen meditativen Zustand“, schildert Haller. Begeisterte Lehrer oder Ergotherapeuten hätten das zurückgemeldet. Habermaier schmunzelt: „Als Mütter wissen wir um die Herausforderungen. Ach ja, alle Zutaten unserer Sets werden in Stuttgart und der Region hergestellt – der Wertschöpfung wegen.“