Toby Ruckert, Gründer von Unified Inbox, mit der smarten Kaffeemaschine. Foto: Unified Inbox

Unified Inbox will die Kommunikation mit smarten Geräten im Haushalt nutzerfreundlicher machen – per Whatsapp. Und darin steckt auch eine Geschichte, die von Neuseeland über Singapur bis Winterbach im Remstal reicht.

Winterbach - Einmal der Kaffeemaschine eine Whatsapp-Nachricht schicken? „Einen Kaffee bitte!“ Im frisch bezogenen Büro von Unified Inbox in Winterbach lässt die Maschine mit sich reden – und schickt auch ganz höflich eine Nachricht zurück: „Wollen Sie einen Espresso oder Capuccino?“ Einfacher als der Knopfdruck an der Maschine ist das erst einmal nicht. Aber darum geht es bei der Vorführung gar nicht, sondern ums technische Prinzip. „Der Dialog in natürlicher Sprache, ganz ohne zusätzliche App – das ist für das Internet der Dinge die Zukunft“, sagt Toby Ruckert, Gründer des Start-ups Unified Inbox, das dieses universal einsetzbare, selbstlernende System entwickelt hat.

Denn aus seiner Sicht scheiterte die rasche Verbreitung von smarten Geräten im Haushalt bisher noch an der Bequemlichkeit der Nutzer. „Die App-Ökonomie ist doch tot“, sagt er. „Mehr als drei bis vier Apps auf dem Smartphone will niemand nutzen.“ Und eine dieser so genannten Killer-Apps ist der erfolgreiche Messenger Whatsapp. „Den hat jeder“, sagt Ruckert.

Registrierung wie eine Whatsapp-Kontaktanfrage

Dank seinem System wird der Dialog mit smarten Geräten nun so einfach wie eine Whatsapp-Kontaktanfrage: Es reicht die Seriennummer des Gerätes an eine entsprechende Nummer zu schicken – eingescannt oder kurz abgetippt. Und schon reagiert das Gerät auf die Anweisungen. „Sie können das auch per Sprachnachricht machen“, sagt Rucker. Dies ist eine Funktion, die Whatsapp ja sowieso integriert hat.

Die Idee, die den gebürtigen Winterbacher nun wieder öfter in heimische Gefilde bringt, ist am ganz anderen Ende der Welt entstanden und dann viele tausend Kilometer weg von Deutschland entwickelt worden. Ruckert hat nämlich eine ungewöhnliche Karriere als Entrepreneur eingeschlagen: Studiert hat er eigentlich Musik. Doch anstatt Pianist zu werden, hatte er schon mit Anfang Zwanzig eine erfolgreiche Geschäftsidee: Er gründete ein Startup, das Lampen anbietet, die das Lichtspektrum der Sonne nachahmen.

Vom Musikstudenten zum Unternehmer

„Das Musikstudium war für mich einfach der schnellste Weg zum Abschluss“, sagt er. Im übrigen sei dies auch eine gute Vorbereitung zum Unternehmertum: „Damit Musik gut klingt, ist viel Arbeit im Hintergrund nötig – doch die Anstrengung dürfen sie nicht bemerken.“ Für den Hörer wie den Nutzer müsse alles einfach und harmonisch sein. Genauso wie jetzt sein Universalwerkzeug fürs Internet der Dinge: Vorhandenes Gerät, vorhandene App, vorhandene Sprache. „Sie müssen Technologie humanisieren“, sagt Ruckert.

Das Lampenunternehmen namens Viva-Lite gibt es heute noch – und der geschäftliche Erfolg erlaubte es Ruckert zehn Jahre Auszeit in Neuseeland zu nehmen, wo der inzwischen von seiner Frau gemanagte Lampenversender auch seinen Sitz hat. „Das Unternehmen ist weiter sehr profitabel“, sagt Ruckert. Doch dann regte sich in ihm wieder das Gründer-Gen. Das Internet der Dinge faszinierte ihn sehr.

Ruckert erkannte ein enormes Marktpotenzial darin, es einfacher handhabbar zu machen: „Das Smart Home ist ja eigentlich schon da. Es hat nur noch keine Massendurchdringung. Sich mit seinen Geräten anzumelden war bisher für viele die Hölle.“ Doch wenn der Mensch in natürlicher Sprache kommunizieren könne, sei die Hemmschwelle überwunden, glaubt Ruckert: „Ob sie jetzt ihre Frau oder den Kühlschrank fragen, ob noch Eier da sind, ist doch auch kein Unterschied.“

Idee aus Neuseeland, Entwicklung in Singapur

Technisch entwickelt wurde das System von Unified Inbox in Singapur. Dort seien die Voraussetzungen optimal, sagt Ruckert: „Da gibt es vernetzte Gebäude, vernetzte Hotels. Wo sonst haben sie die Chance auf kleinem Raum mit sechs bis sieben Millionen Leuten zu kommunizieren? Diese Dichte gäbe es in Deutschland nicht.“

Es gebe in Singapur Datenspezialisten und IT-Fachkräfte: „Wenn einer programmiert und gleichzeitig die Alltagsanwendungen um ihn herum im Blick hat, hilft das natürlich.“ Dass die IT-Alltagsarbeit aus Kostengründen in Indien stattfindet, gehört aber zu dieser Globalisierungsgeschichte auch dazu.

Süddeutschland Sprungbrett fürs Geschäft

Doch warum nun der neu eröffnete Standort in Deutschland? Es ist nicht nur Lokalpatriotismus, der den immer noch schwäbelnden Ruckert an seinen Heimatort Winterbach zurückgebracht hat. Es ist die Tatsache, dass von hier aus viele Firmen in Reichweite sind, die sich mit smarter Vernetzung beschäftigen – wie etwa Bosch. Unified Inbox – der Namen ist Programm: Die „einheitliche Empfangsbox“ soll herstellerübergreifend zum Werkzeug werden. Solche Plattformen sind zurzeit ein Schlüsselthema fürs Internet der Dinge, an dem auch andere Firmen arbeiten.

Ruckert wirbt bei seinem System mit einem hohen Standard für den Datenschutz: „Sie wollen doch nicht, dass ihre Daten frei Haus an Amazon weitergegeben werden.“ Das sei zum Beispiel der Nachteil, wenn man smarte Lautsprecher wie Alexa nutze: „Unser Funktionsprinzip ist sicher genug für Bankgeschäfte – dann ist es auch sicher genug fürs smarte Heim.“