Von der Pizzalieferung bis zum Materialtransport: Carla Cargo sieht eine Nische für Lastenanhänger mit Hilfsantrieb. Foto: Carla Cargo

Das Stuttgarter Forum für grüne Innovationen und Investments (GIIF) ist im vierten Jahr seines Bestehens noch internationaler geworden.

Stuttgart - Das Prinzip des Elektrofahrrads auf Lastenanhänger übertragen – das ist die Idee des Start-ups Carla Cargo. „Wir wollen der Mercedes-Benz des Lastenanhängers werden“, sagte Gründer Markus Bergmann auf dem Green Innovation and Investment Forum (GIIF) in Stuttgart. Und als wolle man perfekt ins Öko-Klischee passen, rückt das Unternehmen unter dem Slogan „eine Innovation aus Freiburg“ auch die Herkunft aus der südbadischen Öko-Hauptstadt in den Blick. Der Clou des Konzepts: Der Elektroantrieb kann auch genutzt werden, um den schweren Karren von Hand zu schieben. „Es gibt ja bei der Paketlieferung auch Stellen, wo sie auch mit dem Fahrrad nicht hindürfen“, sagte Bergmann. Der Paketlieferdienst UPS habe bereits Interesse gezeigt.

Ein Nischenmarkt mit Potenzial

Eine grüne Spielerei ist das also nicht, auch wenn laut Bergmann der Nischenmarkt ein Marktpotenzial von etwa 5000 Lastenanhängern im Jahr nicht überschreiten dürfte. Auf dem Investmentforum gehörte Carla Cargo zu den Start-ups in fortgeschrittenem Stadium. 100 Anhänger sind verkauft, die Serienproduktion ist angelaufen – und um den Europavertrieb aufzubauen, sucht man nach 300 000 Euro Investorenmitteln. Wenn dann noch einmal 600 000 Euro dazukommen, will Carla Cargo die Fertigung der Rahmen von Ungarn nach Deutschland holen – und dann auch Roboter einsetzen.

Im vierten Jahr ist das von der Landesagentur Umwelttechnik BW sowie der Wirtschaftsinitiative Bwcon veranstaltete und auf Englisch abgehaltene grüne Investmentforum noch einmal internationaler geworden. 78 Start-ups aus 28 Ländern haben sich für die bundesweit einmalige Veranstaltung beworben. Sie besteht aus einem Tag Training für die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells und einem Tag mit öffentlichen Präsentationen. Der Anteil der ausländischen Teilnehmer hat sich seit 2015 auf inzwischen etwa 50 Prozent verdoppelt. Die Start-ups kommen aus der ganzen Welt. Die Investoren stammen überwiegend aus Europa. Auch etablierte Firmen im Land sind mit Scouts vertreten.

Von regenerativer Energie bis zu Hygiene-Feuchttüchern

Das Spektrum der Ideen in Stuttgart umfasste alle grünen Bereiche, von der Mobilität wie bei Carla Cargo über regenerative Energie bis zu ökologisch korrekten Hygiene-Feuchttüchern. Das spanische Start-up Bioo will etwa die Tatsache nutzen, dass Pflanzen bei der Fotosynthese Elektronen freisetzen. Diese können mithilfe eines speziellen Blumentopfes zur Stromerzeugung genutzt werden. Mit einem USB-Anschluss am Topf lässt sich dann etwa das Smartphone aufladen. Das Start-up Carbonauten aus Giengen will die Holzkohleherstellung grüner machen. Statt mit Holz aus Afrika könnte sie aus heimischer Biomasse, etwa Pflanzenresten, produziert werden.

Das Forum ist immer weniger ein von baden-württembergischen Start-ups geprägtes Event – was auch die Strategie ist. Während grüne Start-ups sich häufig nur als Einzelteilnehmer auf Wettbewerben tummeln, bietet die Veranstaltung in Stuttgart einen konzentrierten Anlaufpunkt, der sowohl zum Image des Südwestens als Technologiestandort passen soll als auch zur grün gefärbten Landespolitik. So wurde gerade erst auch der vom Land geförderte Smart Green Accelerator in Freiburg eröffnet – ein Förderprogramm für Start-ups, die im Gegensatz zu den Stuttgarter Teilnehmern noch in einer sehr frühen Entwicklungsphase sind.

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Grünes Investmentforum

Veranstaltung
– Das Green Innovation und Investment Forum (GIIF) soll seit 2015 die Sichtbarkeit von Baden-Württemberg im Bereich grüner Technologien steigern. Ziel ist eine internationale Plattform, die grüne Gründer mit Geldgeben zusammenbringt – und den Firmen im Land Einblicke in neueste Trends gibt.

Verlauf
– Nach der Bewerbung werden 20 Finalisten ausgewählt, die zunächst in einer nicht-öffentlichen Sitzung ihr Geschäftsmodell von erfahrenen Mentoren analysieren lassen. Am zweiten Tag geht es in den Kategorien Frühstadium und Fortgeschrittene um Kontakte mit Investoren – und eher symbolisch um einen Förderpreis von 3000 Euro.