Das Innovationsprojekt ist zu einem Eckpfeiler der Start-up-Kultur geworden, sagt der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: dpa

Die Innovationsplattform Start-up-Autobahn ist gefragt. Sieben weitere Unternehmen unterstützen Gründer bei der Entwicklung ihrer Ideen.

Stuttgart - Dass die Innovationsplattform Start-up-Autobahn in diesem Jahr erstmals in die kürzlich neu eröffneten Wagenhallen gezogen ist, passt gut. Die ehemalige Reparaturwerkstatt für Loks hat sich im Laufe der Zeit immer wieder neu erfunden. Diese Aufgabe steht vielen Unternehmen und ganzen Branchen bevor – einige sind mittendrin. Und das gilt auch für die Start-up-Autobahn, die am Donnerstag zum fünften Mal stattfand. 34 Startups aus zehn Ländern präsentierten am Donnerstag in Stuttgart ihre Projekte.

Ursprünglich stand hinter dem Konzept der Start-up Autobahn der Autokonzern Daimler. Ziel war es war es, junge Unternehmen aus der ganzen Welt mit den Abteilungen des Autobauers zu vernetzen und sie zu unterstützen. Doch schon beim Start des Projekts im Sommer 2016 warb man um weitere Partner. Über zwei Dutzend Partnerunternehmensind inzwischen an der Start-up-Autobahn beteiligt. Sieben weitere Unternehmen – darunter T-Systems, BP, Hyundai und der Tüv Rheinland – kommen nun hinzu. Für jeden Gründer wird der jeweils passende Partner gesucht und gemeinsam innerhalb von 100 Tagen die Frage beantwortet: Funktioniert die Idee, oder nicht.

Das Projekt ist eine Herzensangelegenheit für den Ministerpräsidenten

Der Aufbau einer neuen Unternehmergeneration, sei „kein Projekt unter vielen, sondern eine Herzensangelegenheit“, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Eröffnung der Veranstaltung. „Die Start-up-Autobahn ist für uns zu einem wichtigen Eckpfeiler geworden, der die Start-up-Kultur in Baden-Württemberg auf ein neues Niveau heben wird“, so Kretschmann.

Start-ups aus der Region sind bei diesem Projekt aber nach wie vor rar gesät. Drag&Bot gehört zu den wenigen. Der Ableger des Fraunhofer-Instituts in Stuttgart hat ein webbasiertes System entwickelt, mit dem jeder einen Roboter programmieren kann. Mit wenigen Klicks und per Drag-and-Drop kann ein Bewegungsmuster erstellt werden. Der Vorteil: Roboter müssen nicht mehr über Wochen von Experten konfiguriert werden. Wenn es eilt, kann die Aufgabe auch ein Techniker oder Ingenieur übernehmen. „Das System ist immer dann geeignet, wenn Roboter flexibel eingesetzt werden“, sagt Gründer Martin Naumann.

Bei Porsche fahren Autos selbstständig auf die Hebebühne

Getestet wird in der Region weiterhin fleißig. Das Berliner Start-up „Kopernikus Automotive“ bringt Autos dazu, selbstständig auf eine Hebebühne zu fahren. Erprobt wird die Technik mit Porsche in Ludwigsburg. Bevor die Fahrzeuge allein auf den Weg geschickt werden konnten, wurde das Testgelände inklusive der Werkstatt in eine virtuelle Darstellung überführt. Sie wird genutzt, um ein künstliches neuronales Netz zu trainieren, das eigenständig dazulernt. Das Start-up Naise von der Universität Stuttgart entwickelt eine Art Google Maps für drinnen. Das System ähnelt dem Dienst, aber es funktioniert innerhalb von Gebäuden und ist viel genauer „und daher besonders für die Industrie interessant“, sagt Gründer Jens Heinrich. Über kleine Sensoren lokalisiert Naise Personen, Roboter und Fahrzeuge und ermöglicht eine Kommunikation untereinander. Produktionshallen werden so sicherer. Das System ist gefragt. Daimler, Bosch und Continental nutzen es.

Sicherheit verspricht auch Flyability aus Lausanne. Die Schweizer haben eine Drohne entwickelt, mit der enge und schwer zugängliche Räume sicher erkundet werden können. Die französischen Nachbarn von Woodoo haben derweil den Innenraum von Autos neu gestaltet. Statt auf Plastik setzen sie auf Holz. Aus dem nachwachsenden Rohstoff formen sie Bedienoberflächen, die in der Zukunft in Autos verbaut werden könnten. Projekte wie die des Startups aus Paris dürften bei der kommenden Auflage häufiger vertreten sein. Denn in der sechsten Runde will die Start-up-Autobahn das Thema Nachhaltigkeit stärker bespielen.