Die Gründerinnen Paola Varela, Janna Beck und Duyen Do (von links) von Holiroots genießen ihre eigenen Cracker. Foto: Patrick Steinle

Drei Hohenheimer Studentinnen haben ein Start-up gegründet, das aussortiertes Gemüse in gesunde Snacks verwandelt und so Landwirten hilft. Das junge, internationale Trio hat bereits weitere Ideen.

Auf den ersten Blick sind die Cracker von Holiroots ganz normale Snacks. Eine Besonderheit gibt es aber: Sie werden hergestellt aus Gemüse, das Landwirte aussortieren – weil es zu klein oder zu groß ist oder andere Makel aufweist. „Zum Beispiel, wenn eine Karotte aussieht, als hätte sie zwei Beine“, erklärt Duyen Do. Die 27-jährige Vietnamesin ist eine von drei Absolventinnen der Universität Hohenheim, die das Start-up Holiroots gegründet haben.

An ihrer Seite stehen Paola Varela aus Mexiko und die Deutsche Janna Beck. Alle drei studierten Bioökonomie in Hohenheim und schlossen ihren Master unlängst ab. Nun wollen sie mit ihrer Idee durchstarten. Ganz wichtig dabei: der Kreislaufgedanke. Landwirte würden laut einer von ihnen durchgeführten Umfrage teils mehr als 50 Prozent des produzierten Gemüses nicht auf den Markt bringen können, weil es nicht dem Schönheitsideal entspricht.

Verhindern, dass Lebensmittel weggeworfen werden

„Unsere Mission ist es, den Landwirten zu helfen und die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren“, erklärt Varela. Auf der einen Seite wird nämlich bereits produzierte Ware verwertet, auf der anderen Seite profitieren die Landwirte finanziell vom Verkauf dieses aussortierten Gemüses. So wollen die drei Frauen verhindern, dass Lebensmittel weggeworfen oder verschenkt werden müssen. Die Balance zwischen Ökologie und Ökonomie ist ihnen wichtig.

In Zukunft will Holiroots auf der Website eine Plattform einrichten, sodass Landwirte auf sie zukommen können, falls sie einen Überschuss haben. „Wir wollen mit den Landwirten zusammenarbeiten“, sagt die 29-jährige Paola Varela. Die Cracker von Holiroots kommen Ende dieses oder Anfang nächstes Jahres auf den belgischen Markt, in deutschen Supermärkten sollen die Snacks ebenfalls von 2023 an erhältlich sein.

Bislang haben die drei Frauen vier verschiedene Sorten ihrer Cracker entwickelt: Pastinake, rote Beete, Lauch und Karotte. „Sie sind eine gesunde Alternative zu anderen Crackern oder zum Frühstück“, beschreibt Duyen Do das vegane Produkt, das man mit einem kleinen Knäckebrot vergleichen kann. Sie isst sie am liebsten mit Frischkäse, die Mexikanerin Paola Varela dippt sie gerne in Guacamole, und Janna Beck mag Ziegenkäse mit Honig und Thymian dazu. Der Snack kann also vielfältig interpretiert werden, auf der Website sollen Rezepte folgen.

Das Trio hat bereits weitere Ideen

„Die Seele des Start-ups sind aber nicht die Cracker. Man kann so viele Sachen aus Gemüse machen“, so Paola Varela. Deshalb hat das Trio bereits weitere Ideen wie Snack-Sticks, Getränke, Müsli oder sogar Milch. Auch eine Pizza von Holiroots könnte es bald geben. Der Teig soll auf eine ähnliche Art wie die Cracker hergestellt werden, der Belag aus saisonalem und übrig gebliebenem Gemüse bestehen. „Auch die Soße muss nicht immer aus Tomate sein, wir probieren da Neues aus“, erzählt Janna Beck.

Der Name des Start-ups leitet sich vom englischen Begriff „holistic“ ab, der eine ganzheitliche Ernährung beschreibt. 2020 nahm das Trio an einem Wettbewerb zur holistischen Ernährung teil, Duyen Do und Paola Varela wurden in dasselbe Team gelost und entwickelten die Idee von Holiroots, Janna Beck war in einer anderen Gruppe. Zwei Monate nach dem Wettbewerb wollten die beiden internationalen Studentinnen aber weiter an ihrem Projekt arbeiten und fragten Janna Beck, ob sie bei ihnen einsteigen wolle.

Seitdem sind sie zu dritt das Gesicht von Holiroots. Auch außerhalb des Start-ups sind die drei Frauen gut befreundet. „Wir wollen Spaß haben, wir sind Party-People“, stimmen alle zu. Als weibliches Trio sehen sie sich zudem in einer Vorbildrolle. Auch der Erfindergeist eint sie. „Ich war schon immer neugierig und habe viel riskiert“, erzählt Janna Beck. Paola Varela fügt an: „Ich wollte immer mein eigenes Unternehmen haben.“