Der Schulunterricht beginnt wieder – im Kreis Göppingen fehlen allerdings noch Lehrkräfte. Foto: dpa

An diesem Montag beginnt das neue Schuljahr. Im Kreis Göppingen fehlt bis jetzt sogar noch das Lehrpersonal, um den sogenannten Pflichtbereich abzudecken. Unterrichtsausfälle werde es deshalb aber nicht geben, sagt der Schulamtschef Jörg Hofrichter.

Kreis Göppingen - Der reguläre Unterricht, davon ist Jörg Hofrichter überzeugt, falle nicht aus. Doch der Leiter des Staatlichen Schulamts Göppingen räumt unumwunden ein, „dass wir in diesem Jahr zum Start aus den Sommerferien Probleme haben, selbst den sogenannten Pflichtbereich mit Lehrkräften zu versorgen“. Nicht überall, aber rund zehn Schulen im Kreis Göppingen seien betroffen, ergänzt er. Einige weitere im Kreis Heidenheim und im Ostalbkreis, für die das Schulamt ebenfalls zuständig ist, kommen noch hinzu.

Im Amtsgebäude in der Burgstraße gehört das Telefon deshalb neben dem Computer zurzeit zu den wichtigsten Arbeitsutensilien. Zum einen wird mit allen Mitteln versucht, die nach wie vor freien Stellen zu besetzen. Zum anderen wird, wo immer es klemmt, umorganisiert: Teilzeitkräfte werden gefragt, ob sie ihr Deputat aufstocken wollen, Fördergruppen werden zusammengelegt, „freiwillige“ Angebote vorübergehend ausgesetzt und Abordnungen vorgenommen – wenn die Betroffenen denn zustimmen. „Wir kriegen es hin, den Pflichtunterricht überall abzudecken“, verspricht Hofrichter.

Mit den Vorbereitungsklassen hat der Lehrkräftemangel nichts zu tun

Die jetzigen Schwierigkeiten sind dabei weder aufgrund steigender Schülerzahlen noch durch die Einrichtung von mittlerweile 44 Vorbereitungsklassen zu erklären. So sind die Zahlen der Neuzugänge in den Klassen 1 und 5 an den Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen im Stauferkreis sogar leicht rückläufig. Galt es zuletzt noch insgesamt 3830 Schülerinnen und Schüler neu zu versorgen, sind es heuer 85 weniger. Die Gesamtzahlen im Bereich des Göppinger Schulamts sind, inklusive der Förderschulen, mit gut 50 000 annähernd gleich geblieben.

„Und in den Vorbereitungsklassen, in denen im übrigen nicht nur junge Flüchtlinge, sondern auch Migrantenkinder aus dem europäischen Raum unterrichtet werden, sind zurückgeholte Ruheständler oder andere Aushilfen tätig“, betont der Schulrat Roland Dangelmaier. „Wenn ich Personal für Französisch, für den Schwimmunterricht oder in den Förderschulen brauche, dann hat das rein gar nix mit der zunehmenden Zahl an Vorbereitungsklassen zu tun“, fügt Jörg Hofrichter hinzu.

Kleinere Grundschulstandorte stehen nicht zur Disposition

Der zunehmende Personalmangel fußt auf ganz anderen Ursachen. So hat das Land die Zahl der Planstellen für das neue Schuljahr deutlich ausgebaut, um den ins Auge gefassten Bildungsaufgaben und Reformen gerecht zu werden : das heißt mehr Deutsch- und Mathestunden sowie ein Ausbau der Sprachförderung an den Grundschulen, zusätzliche Poolstunden für die Gemeinschafts- und Realschulen, eine Angebotserweiterung in der Ganztagesbetreuung und in der Inklusion. 6600 Neueinstellungen sind vorgesehen, alleine es fehlt an Bewerbungen, zumal auch noch Löcher gestopft werden müssen. Denn neben dem erhöhten Bedarf ist eine ganze Lehrergeneration ausgeschieden. Und weil viele Jüngere die familienfreundlichen Arbeitsbedingungen nutzen und auf Teilzeit umschwenken, entsteht ein weiterer Engpass. „Vor allem in ländlichen Gebieten wie bei uns ist das zu spüren“, erläutert der Göppinger Schulamtschef.

Dass deshalb kleinere Grundschulstandorte zur Disposition stehen, schließt Hofrichter dennoch kategorisch aus: „Die Devise der Landesregierung – ,Kurze Beine, kurze Wege’ – gilt weiterhin.“ So müsse sich in den entsprechenden Kommunen – im Stauferkreis liegen im neuen Schuljahr gut ein Dutzend Standorte unter der kritischen Marke von 16 ABC-Schützen – niemand Sorgen machen, fährt er fort. „Zumal wir als Schulamt ohnehin nicht über die Schließung von Schulen entscheiden. Das macht allein der Schulträger, im Regelfall also die jeweilige Kommune “, stellt er klar.