Tritt für die US-Demokraten an: Hillary Clinton Foto: dpa

Endlich wird gewählt, und Iowa macht den Anfang. Dass es erstmal nur um ganz wenige Stimmen geht, spielt keine Rolle: Im US-Wahlkampf sind die „frühen Staaten“ eine extrem wichtige Rampe. Warum ist das so?

Washington - Dies ist der Auftakt zum größten Politikschauspiel der Welt. Dass hier nur knapp eineinhalb Prozent der Bevölkerung leben, macht nichts: Im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf startet in einer Woche, am 1. Februar, mit Iowa der lange und komplizierte Prozess der Vorwahlen. Am 8. Februar folgt New Hampshire. Und wenn am 20. Februar die Republikaner in South Carolina gewählt haben, wird man schon genauer wissen, wohin die Reise im Kandidatenwunderland 2016 gehen wird.

Die sogenannten frühen Staaten sind in diesem Jahr besonders wichtig. Gefühlt dröhnt der US-Wahlkampf schon so lange wie nie, wird Umfrage um Umfrage abgefeuert, Bahnbrechendes versprochen, werden Millionen gesammelt, Zweckbündnisse aufgekündigt und Messer gewetzt. Wer jetzt nicht gut aus den Startlöchern kommt, der kann es gleich ganz lassen.

Früher Erfolg bringt Geld, neue Unterstützer und Aufmerksamkeit. Gesucht wird das berühmte „Momentum“, der Superfood-Mix aus dem Schwung des Augenblicks, dem situativen Recht des Stärkeren und dem Hellsten der Scheinwerfer. Momentan hat „The Donald“ ziemlich gute Karten. Bei Hillary Clinton weiß man es nicht.

Die letzten Umfragen sprechen für Trump

Wenn Donald John Trump bei den Republikanern zwei der drei Vorwahlen gewinnt, wird er auf seinem Weg zum Kandidaten kaum noch aufzuhalten sein. Wenn er Iowa verlöre, etwa an den ziemlich starken und ziemlich unbeliebten Ted Cruz, hinge Trump plötzlich übler Loser-Geruch im Mantel. Und das hasst er, das hat er immer gesagt: Ich, Donald Trump, bin ganz ausschließlich ein Gewinner.

Die letzten Umfragen sprechen für Trump. Die allermeisten Experten haben alles revidiert, verstohlen oder offen, was sie seit dem Sommer 2015 geschrieben haben: Dass Trumps Kampagne sich auflösen werde, dass er gelangweilt hinwerfe, dass er unterirdisch inhaltsarm sei und ein undenkbarer Präsident. Trump braucht aber weder Partei noch Medien. Er musste nur die Wut breiter und bereiter Schichten im Land kanalisieren und entfachen. Sieht so aus, als könnte das reichen.

Auch noch im Rennen, und noch nicht ganz abgeschrieben, sind neben Cruz noch Jeb Bush (jetzt bei öffentlichen Auftritten brillenlos, vielleicht um den Blick härter zu machen), John Kasich und Marco Rubio. Die Republikaner, diese alte, stolze Partei, stehen schon vor dem Start in hellen Flammen. Establishment gegen Neulinge, jeder für sich, keiner für alle und König Trump auf seiner Insel: Die Vorwahlen werden zeigen, was der beginnende „Bürgerkrieg“, wie CNN das etwas lüstern nennt, von der Grand Old Party übriglässt.

Der Ton ist rau und mitunter brutal

Im Moment scheinen die GOP-Etablierten auf jeden Fall zuerst mal den erzkonservativen Texaner Cruz verhindern zu wollen. Später dann Trump, vielleicht, irgendwie. Der Ton ist rau und mitunter brutal.

Das Gelingen dieses Vorhabens kann durchaus bezweifelt werden, und bis es soweit ist, werden sich alle Kandidaten in den drei „frühen Staaten“ tummeln. Auch Hillary Clinton. Die erlebt zurzeit eine Art bösen Zombie-Traum mit sich selbst in der Hauptrolle.

Schon wieder entgleiten ihr, der herausragend vorbereiteten Top-Favoritin, die Umfragen in Iowa und New Hampshire. Wie 2012. Schon wieder ein anderer Kandidat, der plötzlich viel stärker wird als gedacht - auch wenn damit die Parallelen zwischen Bernie Sanders und dem Kandidaten Barack Obama bereits schnell zu Ende sind.

Die Demokraten, schreibt Chris Cillizza in seinem famosen „Washington-Post“-Blog „The Fix“, erlebten seit sechs Wochen, was die Republikaner seit sechs Monaten durchmachen: In vielen Umfragen führt ein Kandidat, den sie auf gar keinen Fall wollen, der aber von offensichtlich breiter Unterstützung getragen wird.

Clinton: alles Blei derzeit und keine Fortüne

Für Hillary Clinton wird das noch ein schwerer Gang. Die E-Mail-Affäre und weiteres schweres Gepäck aus der Zeit als Außenministerin: alles Blei derzeit und keine Fortüne.

Am Wochenende machte New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg klar, dass ihm sowohl Trump als auch das Gezerre der Demokraten so schwer auf den Geist gehen, dass er eine Milliarde seines eigenen Vermögens für eine eigene Kandidatur einzusetzen gedenke. Als wäre der Wahlkampf nicht schon aufgeladen genug. Entscheidung im März.

Vorher aber stehen der Caucus von Iowa und die Primary von New Hampshire als Frühwarnsystem. „Die politische Landschaft beider Parteien“, schreibt Elaine C. Kamarck in ihrem Buch „Primary Politics“, „ist voll mit den Leichen zuvor wahrscheinlicher Präsidenten, die in diesen frühen Staaten entweder nicht gewonnen oder diesen Test ausgelassen haben.“ Drastisch formuliert, aber tatsächlich beginnt am 1. Februar die Auslese. Die Jagd ist eröffnet.

Im Juli küren Demokraten und Republikaner ihren einen Kandidaten. Vermutlich wird im April feststehen, wer das ist. Am 8. November dann wählen die USA ihren 45. Präsidenten - oder eben doch ihre erste Präsidentin.