Ein Leuchtstreifen am Nachthimmel verwunderte den Südwesten Deutschlands. Dabei handelt es sich um einen abstürzenden Starlink-Satelliten. Foto: IMAGO/EHL Media/Tim Meyer

Was am Dienstagabend von der Ferne wie eine Sternschnuppe beziehungsweise ein Komet aussah, entpuppte sich als Starlink-Satellit, der abstürzte. Wie oft passiert so etwas? Wie gefährlich ist das? Die ESA und ein Stuttgarter Experte geben Antworten.

Am Dienstagabend (27. August) sorgte im Südwesten ein Lichtstreifen am nächtlichen Himmel für Aufruhr. Was zunächst wie ein Meteorit aussah, entpuppte sich schnell als abgestürzter Starlink-Satellit.

Das bestätigen Experten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Der Satellit trat demnach über der Schweiz in die Erdatmosphäre ein und war deshalb er auch im Südwesten Deutschlands zu sehen.

Was sind Starlink-Satelliten?

Bei den sogenannten Starlink-Satelliten handelt es sich um Satelliten des Raumfahrtunternehmens SpaceX, das Elon Musk gehört. Sie sollen Internet in Gegenden ermöglichen, in denen der Breitbandausbau fehlt. SpaceX hat derzeit mehr als 5 000 dieser Satelliten in Betrieb, etwa 42 000 sollen es insgesamt werden.

Die Starlink-Satelliten fliegen beim Start häufig als „Lichterkette“ los, bevor sie sich dann in ihre jeweiligen Umlaufbahnen verteilen. Da die Satelliten in etwa 500 Kilometern Höhe vergleichsweise niedrig fliegen, leuchten sie bei guten Bedingungen recht deutlich am Himmel.

Die europäische Weltraumorganisation ESA teilte mit, dass eben diese Bedingungen beim Absturz des Starlink-Satelliten recht gut waren. Dunkler Himmel, keine Wolken, frühe Abendstunden sowie eine Flugbahn über Ballungsgebiete: All das führt die ESA als Gründe an, warum das Ereignis von so vielen Menschen gesehen wurde. Hätte sich der Absturz hingegen am Tag ereignet, wäre er kaum sichtbar gewesen.

Stürzen Satelliten häufiger ab?

Es kommt immer wieder vor, dass Satelliten abstürzen. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa berichtet, dass ausgefallene Satelliten oder anderer Weltraumschrott in einer Höhe von 600 Kilometern innerhalb weniger Jahre auf die Erde zurückfallen. Ein Großteil verglüht dabei beim Eintritt in die Atmosphäre.

Auf Anfrage unserer Redaktion teilte die europäische Weltraumorganisation ESA mit, dass mittlerweile durchschnittlich einmal pro Woche ein größeres Objekt in die Erdatmosphäre eintritt. Die Anzahl werde sich dabei in den kommenden Jahren weiter erhöhen. Viele Raumfahrtunternehmen wie SpaceX planen nämlich große Projekte.

Das bestätigt auch Stefanos Fasoulas, Geschäftsführender Direktor am Institut für Raumfahrtsysteme an der Universität Stuttgart. Laut dem Experten erreichen die Satelliten eines Tages den Bereich einer so dichten Atmosphäre, dass die Umlaufbahn nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Die Folge: Der Satellit stürzt ab. Aufgrund der wachsenden Anzahl der Satelliten in der Umlaufbahn, werden sich laut ihm solche Ereignisse häufen.

Fasoulas zufolge kann es also durchaus schon öfter vorgekommen sein, dass Satelliten über dem Raum Stuttgart abgestürzt sind. Allerdings häufen sich die Ereignisse in Richtung Äquator. Das hängt mit dem Ort des Wiedereintritts zusammen und der Neigung der Umlaufbahn zum Äquator zusammen.

Am Dienstagabend (27. August) herrschten perfekte Bedingungen, wodurch das Verglühen des Starlink-Satelliten in der Atmosphäre so deutlich war. Foto: EHL Media/Tim Meyer

Feststeht, dass der abgestürzte Starlink-Satellit kein Einzelfall ist. In manchen Fällen ist solch ein Absturz sogar geplant. Im Februar 2024 kündigte beispielsweise die ESA an, dass ihr Satellit „ERS-2“, der bereits seit dem Jahr 1995 im Einsatz war, ein Ende finden soll. Dafür sollte der Satellit auf die Erde stürzen – ein geplanter Satellitenabsturz.

Die meisten Teile verglühen dabei in der Atmosphäre. Generell ist es allerdings möglich, dass einige Teile auf die Erde prallen können. Da die Meere aber den Großteil der Erde bedecken, ist es am wahrscheinlichsten, dass die Teile dann auch dort landen.

Sind Satellitenabstürze gefährlich?

Laut SpaceX stellt ein abgestürzter Starlink-Satellit aber keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit dar. Und auch die Experten ESA betonen, dass einzelne Teile und Materialien von Satelliten zwar bei entsprechender Größe die Erde erreichen könnten, aber die Chance, dass dabei jemand verletzt werde, sehr gering sei. Die ESA schätzt eine Verletzung durch einen Satelliten auf weniger als 1 zu 100 Milliarden.

Das wäre:

  • 1,5 Millionen Mal geringer, als bei einem Unfall zu Hause zu versterben
  • 65 000 Mal geringer, als von einem Blitz getroffen zu werden
  • Und dreimal geringer, als von einem Meteoriten getroffen zu werden

Eine Gefahr durch herabstürzende Satelliten besteht demnach also eher nicht. Das bestätigt auch Fasoulas: „Der Großteil der Satelliten verglüht in der Atmosphäre, sodass kaum Bestandteile bis zum Boden überleben“.

Allerdings treffe das nicht auf alle Satelliten zu. Desto größer der Satellit, desto wahrscheinlicher könnten Teile davon auf die Erde fallen. Das passierte zum Beispiel im März 2024 beim Wiedereintritt eines Batteriepacks der Internationalen Raumstation. Die Nasa hat mittlerweile bestätigt, dass ein Bolzen ein Haus in Florida getroffen hat.

Weltraumschrott im All

Zudem ist in den vergangenen Jahren eine Zunahme von Weltraumschrott zu beobachten. Derzeit fliegen Millionen Trümmerteile um die Erde. Laut Angaben der ESA kreisen mehr als 12.500 Satelliten um die Erde, viele davon nicht mehr funktionstüchtig.

Das Risiko für Raumfahrten ist laut der Deutschen Raumfahrtagentur DLR allerdings im generell nicht sehr groß. Allerdings kann es vorkommen, dass die internationale Raumstation ISS größeren Trümmerstücken ausweichen muss. Schäden durch Kollisionen sind also dennoch möglich.