Szene aus „KlimACT! Losing Earth“ Foto: /Stephan Haase

„Losing Earth“ im Studio Theater erzählt zutiefst verstörend und manchmal absurd komisch, wie sämtliche Erkenntnisse zur Klimakrise und ihren fatalen Folgen seit Jahrzehnten bekannt waren und ignoriert wurden.

Die Figuren sind Politiker, Forscher, Lobbyisten und ein Ölkonzern; sie personifizieren sich plötzlich oder werden zitiert. Das Stück selbst ist Dokudrama, Faktencollage, ein Hörspiel und eine Tragödie, die sich zugetragen hat, weiterhin zuträgt. Nun feierte im Studio Theater das Live Feature „KlimACT! Losing Earth“ Premiere.

Janis Hanenberg, Josephine Hochbruck und Judith Quast, sämtlich geboren um die Jahrtausendwende, erzählen von Akteuren, die nicht handelten, obschon sie wussten, was zu tun war – um die Welt zu retten. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Buch des US-amerikanischen Autors Nathaniel Rich, erschienen im Jahr 2019, und zeigt auf, zutiefst verstörend und manchmal absurd komisch, wie sämtliche Erkenntnisse zur Klimakrise und ihren fatalen Folgen seit Jahrzehnten bekannt waren und ignoriert wurden.

Der Klimawandel wird zum Überlebenskampf

Hanenberg, Hochbruck und Quast sprechen eindringlich, nuanciert, spöttisch, ignorant. Sie sitzen an Tischen, ein Laptop wirft Präsentationen auf eine Leinwand und erinnert an die Gegenwart – daneben: die mechanische Schreibmaschine, die bunten, klobigen Schnurtelefone der Vergangenheit. Zudem: Klangerzeuger wie Glas oder Folie – und ein Pult, mit Kreuz, wie aus der Kirche, das sehr an eine Beerdigung gemahnt. Günter Maurer verwandelte Nathaniel Richs Buch in einen Bühnentext, führte Regie; Maria Martinez Peña besorgte die Ausstattung.

Das Hörbild findet Ergänzung durch kleine, symbolische Szenen – ein Globus senkt sich von der Decke herab, Styroporbrocken schwimmen in einem Aquarium – und die drei Darsteller/Sprecher werden zu Managern, Mahnern, TV-Moderatoren, erläutern offenkundige Perspektiven, kehren sie mit souveräner Geste unter den Teppich. Nun wird der Klimawandel für die Menschheit zum Überlebenskampf: „Die Natur überall um uns herum ist im Wandel begriffen. Wir müssen unsere gesamte Lebensweise umstellen.“ Auch das ist nicht neu – und der Rest ist Schweigen, beziehungsweise, im Studio Theater: Applaus.

Weitere Aufführungen: 7. Mai, 19 Uhr; 4. und 9. Juni, 20 Uhr