Die Kugelstoßerin Lena Urbaniak vertritt den Kreis Göppingen bei den olympischen Spielen in Rio. Ob sich die 23-Jährige fürs Finale qualifizieren kann, wird sich am Freitagnachmittag weisen.
Kreis Göppingen - Die Nervenstärke, die Lena Urbaniak nachgesagt wird, kommt der jungen Athletin bei ihrem Auftritt im Olympiastadion in Rio hoffentlich zu pass. Das jedenfalls wünschen der jungen Frau aus Böhmenkirch vor allem ihre Fans aus dem Kreis Göppingen. Vor dem Fernseher drückt am Freitagnachmittag allen voran Lenas Familie der 23-Jährigen die Daumen. Urbaniak steht mit einer Weite von 18,02 Meter auf Platz 31 der Welt-Jahresbestenliste. Von 15 Uhr an wird sich weisen, ob es die Böhmenkircherin mit einem Rekordwurf unter die besten zwölf der Welt und damit ins Finale schafft.
Die Familie fiebert am Fernseher mit
„Lena ist unser Hero , ganz egal, mit welchem Ergebnis sie aus dem Wettkampf geht“, fasst Kerstin Urbaniak ihre Gefühle in Worte. Lenas Mutter macht der Athletin kurz vor deren großem internationalem Aufritt via Facebook und Whatsapp Mut und hat festgestellt, dass „das Olympiafeeling total auf Lena übergesprungen ist“. Und tatsächlich berichtet das Wurftalent auf seiner Fanseite begeistert vom Alltag im Olympischen Dorf, wo Lena Spitzenathleten wie Paul Biedermann und Britta Heidemann getroffen hat.
„Lena hat sich ja relativ spät für Olympia qualifiziert, und da gab es überhaupt keine bezahlbaren Flüge mehr nach Rio,“ erklärt die fünffache Mutter den Umstand, weshalb sie die Wettkämpfe zu Hause in Böhmenkirch vor dem Fernseher verfolgt. „Wir werden wohl eher im kleinen Kreis die Daumen drücken“, berichtet die frühere Volleyballerin, die im vergangenen Sommer die deutsche Elite der Kugelstoßer zum ersten Kugelstoßmeeting auf dem Rathausplatz der 5500 Seelen zählenden Albgemeinde Böhmenkirch eingeladen hatte.
Auch die Schwester ist ein Wurftalent
Kerstin Urbaniak hat offenbar schon früh dafür gesorgt, dass alle ihre Kinder eine Mannschafts- und eine Individualsportart praktiziert haben. Während sich Lenas Brüder vor allem für Handball und Karate interessieren und der Vater sogar den dritten Karate-Meistergrad besitzt, haben sich Lena und ihre jüngere Schwester Katinka als Leichtathletinnen einen Namen gemacht. Bis Katinka verletzungsbedingt aufhörte, galt die Diskuswerferin in Trainerkreisen offenbar als mindestens genauso großes Wurftalent wie ihre Schwester Lena.
Den Boden für die sportliche Karriere der beiden Urbaniak-Schwestern hat unter anderem Jochen Schreitmüller bereitet. Bei der TG Geislingen ist er Ansprechpartner für die Leichtathleten und die Handball-Jugend. Bis zum Alter von 15 Jahren werden die Leichtathleten hier im Mehrkampf ausgebildet und können damit springen, werfen und sprinten. „Damit erarbeiten sie sich eine größere Wettkampfhärte“, lobt Kerstin Urbaniak den sportpädagogischen Ansatz. Das führe auch zu mehr Spaß und Ausdauer. Außerdem würden die Kinder dem Sport länger treu bleiben, weil sie Schwächen und Stärken zwischen den verschiedenen Disziplinen ausgleichen könnten.
Der TG Geislingen sportlich verbunden
Beim Studium wurde Lena inzwischen von ihrer jüngeren Schwester überholt. Während Katinka ihren Bachelor bereits in der Tasche hat, muss Lena, die für Olympia ein Urlaubssemester eingelegt hat, noch drei Semester in ihr Fernstudium Internationales Management investieren. Auch hier wird die junge Frau erfolgreich sein, sagt Schreitmüller voraus, der Lenas Ehrgeiz auch als ihr Erdkundelehrer am Helfenstein-Gymnasium kennengelernt hat, bevor sie in der zehnten Klasse ans Wirtemberg-Gymnasium nach Stuttgart wechselte und am Olympiastützpunkt trainierte. „Sie ist kein bisschen verbissen, sondern zeigt bei Wettkämpfen, wie viel Freude ihr der Sport bereitet“, lobt Schreitmeier Urbaniaks Einstellung. Dass die junge Frau sich außerdem die Zeit nimmt, für die TG bei Seniorennachmittagen und Siegerehrungen als Botschafterin ihres Sports anzutreten, sei genauso bewundernswert.