Nick Maley (links) ist „That Yoda Guy“ und Jörg Steegmüllers Vorbild. Foto: Lisa Wazulin

Der Maskenbildner Nick Maley hat daran mitgewirkt, dass Meister Yoda seine grüne Gestalt bekam. Nun bereitet er mit Jörg Steegmüller aus Heumaden das weltweit erste Hologrammeum vor, in dem unbekannte Star-Wars-Wesen zu sehen sein werden.

Heumaden/Ostfildern - Abschätzend betrachtet er das seltsame Wesen, das vor ihm auf dem Tisch steht. Langsam umkreist er es, nähert sich ihm und beginnt konzentriert, eine weitere Falte des speckigen Halses zu modellieren. Ganz aus orange-gelbem Wachs geformt wirkt die Kreatur und sieht aus wie ein Wesen von einem anderen Stern. Genau genommen entstammt es der Feder von Filmemacher Georg Lucas. Als Schöpfer eines ganzen Universums, in dem seine legendäre Star-Wars-Filmreihe spielt, hat er auch dieses Wesen entworfen, aber nie in die Filme mit aufgenommen. Es stammt von dem Planeten Dagobah, auf den der große Jedi-Meisters Yoda ins Exil flüchtete.

Was neuerdings im Geheimen in der Werkstatt von Bildhauer Jörg Steegmüller zu neuem Leben erweckt wird, könnte schon bald die internationale Fan-Gemeinde des legendären Heldenepos „Krieg der Sterne“ in Aufruhr versetzen. „Das Wesen Nogard hat es nie auf die Leinwand geschafft. Mit diesem Projekt wollen wir nicht nur die Geheimnisse des Planeten Dagobah lüften, sondern auch die der großen Spielfilme“, erklärt Nick Maley. Der 66-Jährige Brite ist selbst eine Berühmtheit – in Kennerkreisen. „Nick ist für mich ein großes Idol, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen, macht mich überglücklich“, sagt Jörg Steegmüller.

Erstes Hologrameum

Der Skulpteur wohnt in Heumaden und erschafft selbst in seiner Werkstatt im Gewerbegebiet Ostfildern-Ruit ausgefallene Kreaturen für die Unterhaltungsindustrie in ganz Deutschland. Für das Projekt FXpo hat er dem Meister der Illusion seine Räume zur Verfügung gestellt. In wochenlanger Kleinstarbeit soll dort das Wesen Nogard für eine Film-Ausstellung der besonderen Art erschaffen werden. Als weltweit erstes Hologrammeum will Maley gemeinsam mit Steegmüller und anderen Filmemachern Requisiten, Kreaturen und Kostüme – die bis heute ungesehen in den Kellern der Film-Veteranen lagern – in Nürnberg ausstellen und mit Hologrammen und Interviews neu in Szene setzen.

Nogard vom Planeten Dagobah Foto: Wazulin

Der kleine Brite mit dem mittlerweile schütteren grauen Haar und der großen Brille sprüht bis heute vor visionären Ideen. Von allen nur „That Yoda Guy“ , der Yoda Kerl, genannt, gab der Maskenbildner als Mitglied des Teams um den berühmten Make-up-Artists Stuart Freeborn im Jahr 1977 der legendären kleinen grünen Figur des Meister Yoda ihre Gestalt und erhielt dadurch seinen Spitznamen. Die kleine Puppe, der der Schauspieler Frank Oz die Stimme lieh, revolutionierte mit ihrer Beweglichkeit und Echtheit die Filmindustrie und gilt als Pionier der Filmgeschichte. Ihr Mitschöpfer gibt sich trotz zahlreicher Erfolge eher bescheiden und sieht sich als Illusionist. „Unsere Kunst ist das Spiel mit dem Zuschauer. Ihn etwas sehen zu lassen, was es eigentlich gar nicht gibt, das ist die Herausforderung“, beschreibt er seine Arbeit.

Museum in der Kabirik

Heute wohnt der quirlige Brite mit seiner Frau Gloria auf einer Insel in der Karibik und betreibt dort sein eigenes Museum. Dieses trägt den klangvollen Namen „That Yoda Guy Movie Exhibit“. Das Museum gilt unter Touristen als Geheimtipp. In seiner Film-Ausstellung gewährt Maley der Öffentlichkeit Einblicke in die Kunst der Illusion: Hier werden die Superkräfte von Meister Yoda, Darth Vader, Chewbacca, Terminator, Alien oder Superman als raffinierte Technik entlarvt.

Statt seine Zaubertricks zu offenbaren, zaubert Steegmüller in seiner Werkstatt in Ostfildern lieber neue Figuren. Auch er ist von Star Wars fasziniert und hat einen eigenen Raum nur für die Wesen aus der weit entfernten Galaxie geschaffen. „Figuren wie E.T. oder der Drache Fuchur sind für mich Ikonen“, erklärt er begeistert.

Seele einhauchen

In seiner Wunderkammer stehen Darth Vader, Meister Yoda und Chewbacca in Originalgröße und detailgetreu nachgebaut nebeneinander. „Ich habe das erste Replika von Darth Vader hergestellt“, erklärt er stolz. Auch eine echte Haarlocke von Chewbacca hängt eingerahmt an der Wand. „Wir verleihen unseren Modellen eine Seele. Deshalb werden Filme wie Star Wars oder die Augsburger Puppenkiste niemals ihren Charme verlieren“ erklärt der Spezialeffekt Designer.

Gemeinsam mit Maley vereint er in dem Wesen Nograd Technik und Animation. „Jörg ist ein sehr guter Freund von mir geworden. Von ihm mit seiner Professionalität unterstützt zu werden, freut mich sehr“, erklärt Maley.

Geheimnisse werden gelüftet

Jörg Steegmüller beschäftigt selbst 25 freie Mitarbeiter, die an verschiedenen Projekten gleichzeitig arbeiten. „Es sind einfach zu viele Aufträge, allein schaffe ich das schon lange nicht mehr“, sagt er und lacht. Die faltige Kreatur will Steegmüller trotzdem bis Ende des Jahres fertigstellen.

„Was viele nicht wissen: Wir haben damals gleich vier Yodas gebaut!“, sagt Maley leise und kichert dabei. Was sonst noch im Verborgenen geblieben ist? „Das wird sich bald zeigen“, sagt er geheimnisvoll und wirkt dabei selbst wie der kleine weise Jedi-Meister aus Star Wars. Doch welche Geheimnisse der Meister der Illusion in Zukunft noch lüften wird, steht heute noch in den Sternen.

Biografisches zu Maley

Geboren 1949, wuchs Maley als Sohn eines Schauspiellehrers in London auf. Nach einem Studium am Harrow College of Further Education unterrichtete er als Make-up-Artist an verschieden Schauspielschulen. 17 Jahre lang arbeitete er als Maskenbildern bei kleineren Filmproduktionen ohne großen Erfolg. Im Jahr 1974 gelang ihm mit der Mitentwicklung der Yoda Puppe für die Star-Wars-Saga der Durchbruch. Es folgten Hollywoodproduktionen wie Superman, The Shining und Kampf der Titanen. Den Schauspieler Anthony Hopkins verwandelte er 1980 in den Glöckner von Notre Dame und erhielt dafür eine Emmy-Nominierung. Heute lebt der 66-Jährige mit seiner Frau Gloria auf Sint Maarten, einer karibischen Insel. In seinem Projekt „Follow Your Stars Foundation“ unterstützt er junge Menschen, die als Maskenbildner in der Unterhaltungsindustrie Fuß fassen wollen.