Markus Gräfe liegt bei Bundesliga-Spielern hoch im Kurs. Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Referee Manuel Gräfe muss seine Bundesliga-Karriere im Sommer beenden. Bei Spielern und Trainern stößt die umstrittene Altersgrenze auf Unverständnis. Nach dem Duell zwischen Freiburg und Hoffenheim stimmen sie bemerkenswerte Lobeshymnen an.

Freiburg - Wenn nach Schlusspfiff mehr über den Schiedsrichter als über das Spiel selbst gesprochen wird, ist das in der Regel kein gutes Zeichen. Zumindest für den Unparteiischen. Im Fall von Manuel Gräfe war das am Samstag aber ganz anders. Nach dem 1:1 (0:1) zwischen dem SC Freiburg und der TSG 1899 Hoffenheim stimmten Spieler und Trainer beider Mannschaften nicht etwa Schimpftiraden, sondern bemerkenswerte Lobeshymnen auf den 47-Jährigen an. Dafür, dass dieser altersbedingt im Sommer seine Karriere in der Fußball-Bundesliga beenden muss, haben sie wenig Verständnis. Vor der Referee-Rente retten können sie ihn aber wohl nicht.

„Der Herr Gräfe ist einer der besten Schiedsrichter in Deutschland, wenn nicht sogar der beste“, sagte Freiburgs Kapitän Christian Günter dem TV-Sender Sky. „Ich würde da mal eine Lanze brechen und sagen: Bitte lasst ihn noch ein bisschen weitermachen.“ Oliver Baumann stimmte mit ein. „Er darf nicht aufhören. Er muss weitermachen“, sagte der Torhüter. Und das wohlgemerkt, nachdem Gräfe neun Minuten vor Spielende noch eine nicht unberechtigte, aber durchaus knifflige Elfmeter-Entscheidung gegen Baumanns Hoffenheimer gefällt hatte.

Darum ist Gräfe so beliebt

Gräfe hat es geschafft, die Protagonisten des pulsierenden Geschäfts Profifußball nicht etwa gegen sich auf-, sondern hinter sich zu bringen. Nicht erst durch seine Leistung am Samstag in Freiburg, sondern über viele Jahre hinweg. Seit 2004 pfeift der Berliner in der Bundesliga. 287 Spiele hat er dort seither geleitet. Mit seinen 1,97 Metern Körpergröße ist er eine echte Erscheinung auf dem Platz. Mit seiner souveränen, kommunikativen Art behält er Spieler und hitzige Situationen im Griff. Er tue dem Spiel gut und habe ein Gefühl dafür, wann er unterbrechen müsse, lobte ihn Freiburgs Trainer Christian Streich. „Er hat Tolles geleistet für den deutschen Fußball“, betonte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus als TV-Experte im Sky-Studio.

Nun hat Gräfe die umstrittene Altersgrenze für Referees im deutschen Oberhaus erreicht. Er würde gerne weitermachen. Doch Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), winkte vorige Woche ab. Als Videoassistent oder in einem anderen Bereich des Schiedsrichterwesens könnte es für Gräfe womöglich weitergehen, aber nicht auf dem Platz. Am Sonntag sagte Fröhlich der „Bild“, dass ihm klar sei, dass zum Thema Altersgrenze „auch andere Meinungen existieren“. Man wolle sich jetzt auf den Endspurt der Saison konzentrieren und dann „wie in jedem Jahr, die Schiedsrichterlisten für das kommende Jahr erstellen“.

Gräfe wird mit Lob überhäuft

„Solange er die Leistungstests besteht, frage ich mich, warum man den Besten aufhören lassen sollte“, sagte Freiburgs Verteidiger Günter dem ZDF. „Wenn die Regularien so sind, wie sie sind, geht es in dem Fall nicht weiter“, sagte Streich. „Das ist schade. Aber ich will keinen Druck aufbauen.“

Es sind Szenen wie jene am Samstag, die zeigen, warum Gräfe derart mit Lob überhäuft wird: Noch nach Abpfiff erklärte er Hoffenheims Kevin Vogt auf dem Platz in aller Ruhe, warum er nach dessen Tritt gegen Ermedin Demirovic erst nicht, nach Ansicht der Bilder am Monitor dann aber doch auf Strafstoß für Freiburg entschieden hatte. Vincenzo Grifo verwandelte (81.) und glich so die Gäste-Führung durch Andrej Kramaric (40.) noch aus. Mann des Tages war aber nicht etwa einer der beiden Torschützen, sondern der Schiedsrichter.