Mountainbiker haben im Wald bei Böblingen Schanzen und Hindernisse gebaut, sagt die US-Armee. Foto: dpa/Swen Pförtner

Der Wald östlich der Panzerkaserne ist ein Standortübungsplatz der US-Armee. Erholungssuchende sind größtenteils unerwünscht – weil es gefährlich ist und weil sie die Natur zerstören. Doch schaden Militärübungen Flora und Fauna nicht viel mehr?

Filder - Zufrieden ist Christa Tast mit dieser Antwort nicht. Doch ihre Nachfrage bei Vertretern des Landtags ergab, dass die US-Armee im Waldgebiet zwischen Vaihingen, Musberg, Steinenbronn und der Panzerkaserne in Böblingen tatsächlich das Sagen hat.

„Die Amerikaner haben dort das Nutzungsrecht“, sagt die Grünen-Bezirksbeirätin aus Vaihingen. Hintergrund sei wohl, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg nie einen richtigen Friedensvertrag gegeben habe. Das Gebiet sei eine Enklave der amerikanischen Armee. „Hier gilt deutsches Recht nur sehr bedingt. Hier gilt mangels Friedensvertrag noch das Kriegsrecht beziehungsweise gelten zwischenzeitlich eingeübte Gepflogenheiten“, sagt Tast. Sie findet aber auch: „Wenn das Gelände wirklich nur von den Amerikanern genutzt werden dürfte und keine Spaziergänger zulässig wären, weil Gefahr für Leib und Leben besteht, dann müsste es insgesamt so eingezäunt sein, zumindest während der militärischen Übungen.“ So formulierte sie es auch in ihrer Mail an den Vaihinger Bezirksvorsteher Kai Mungenast und die Sprecherin der US-Armee in Stuttgart, Carola Meusel.

In dem Waldgebiet leben mehrere bedrohte Tierarten

Ausgangspunkt war, dass Carola Meusel jüngst an Kai Mungenast geschrieben hatte. In einer Mail wies sie den Bezirksvorsteher darauf hin, dass in dem Wald östlich der Panzerkaserne Böblingen immer mehr Spaziergänger und Radfahrer unterwegs seien. Das sei gefährlich, denn das Gebiet sei den US-Streitkräften vom Bund zur ausschließlichen Nutzung überlassen worden. Regelmäßig würden dort militärische Übungen abgehalten. Die Bevölkerung sei unbedingt angehalten, es nicht zu betreten. Schilder würden auf dieses Verbot hinweisen. Lediglich das Musberger Sträßle sei für die Öffentlichkeit zugänglich, so die US-Sprecherin.

Die Amerikaner am Standort Stuttgart haben das Thema vor Kurzem auch in ihrer Internet-Zeitschrift „The Stuttgart Citizen“ aufgegriffen. Dort heißt es, dass insbesondere die selbst gebauten Mountainbike-Strecken ein Problem seien. Im Wald gebe es Hindernisse, Sprungschanzen und Kurven auf nicht dafür autorisierten Pfaden. So wird Craig Van Kirk, der für das lokale Trainingsareal zuständig ist, in dem Artikel zitiert. Inga Gebhard, Umweltspezialistin in der Garrison, ergänzt: Die Überstrapazierung des Trainingsareals für Freizeitaktivitäten habe dem Ökosystem geschadet. Das Gebiet sei das Zuhause für dutzende Tierarten, darunter seien auch einige bedrohte Arten wie zum Beispiel der Neuntöter, der Waldkauz, die Kreuzotter und die Bechsteinfledermaus. Diese seien auf natürliche Habitate angewiesen. Bei den militärischen Trainingseinheiten könne geplant und kontrolliert werden, wo sie abgehalten werden und wie sie sich auf die in dem Gebiet lebenden Tierarten auswirken. Im Gegensatz dazu würden Freizeitaktivitäten stören, weil sie häufiger stattfinden, Lärm verursachen und Bodenerosionen auslösen.

Ein asphaltierter Radweg führt durchs Schutzgebiet

Auch Carola Meusel hatte in ihrer Mail an Mungenast darauf hingewiesen, dass der Übungsplatz ein Flora-Fauna-Habitat (FFH) und damit ein europäisches Schutzgebiet sei und es Wildruhezonen gebe, die durch Freizeitsportler empfindlich gestört würden.

Tast kann dieser Argumentation nicht folgen. Mit FFH-Gebiet sei sicher das FFH-Gebiet Glemswald und Stuttgarter Bucht gemeint, das fast 4000 Hektar umfasse. „Es wäre mir ganz neu, dass dort die Menschen keine naturnahe Erholung suchen dürfen. Mitten durch das Gebiet geht ja zum Beispiel auch der neue Radschnellweg Böblingen-Rohr, asphaltiert und mit nächtlicher Beleuchtung“, schreibt sie in ihrer Mail an die US-Sprecherin und fügt hinzu: Spaziergänger und Co. würden weder Schmetterlinge noch Fledermäuse oder Totholzkäfer belästigen. „Was allerdings unter den motorbetriebenen Fahrzeugen, zum Beispiel militärischen Streifendiensten, zu leiden hat und wirklich FFH-Schutzgegenstand ist, sind die Lurche.“