Auch außen als Bad erkennbar: Dieser Vorschlag einer Arbeitsgemeinschaft von Architekten fürs Sportbad gefällt Baubürgermeister Hahn besonders. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie. Foto: Kubus 360/Krieger Architekten/Riehle und Assoziierte

Der Planungswettbewerb für das neue Sportbad hat rund 120.000 Euro gekostet. Die beiden „hervorragenden“ Entwürfe, die er erbrachte, sind vielleicht aber Makulatur. Eine Mehrheit im Gemeinderat strebt neuerdings einen anderen Standort an.

Stuttgart - Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) und Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll (CDU) haben zwei Entwürfe für das Sportbad präsentiert, die beim Architektenwettbewerb zusammen siegten. Dabei spendeten sie reichlich Lob – andererseits schloss Föll nicht aus, dass der Wettbewerb ganz neu aufgelegt werden muss. Grund: Zwischen der Auslobung und der Entscheidung der Jury am 12. Juni hatte sich eine Mehrheit des Gemeinderats vom angepeilten Bauplatz an der Benzstraße neben den Sportanlagen von VfL Stuttgart und ESV Rot-Weiß Stuttgart abgesetzt.

Noch vor den Sommerferien sollen Alternativstandorte untersucht sein. Drei waren von Fraktionen ins Gespräch gebracht worden. Überraschend nannten Föll und Hahn nun noch einen vierten: das Gelände der Stuttgarter Straßenbahnen AG an der Ecke Mercedesstraße/Veielbrunnenweg, bisher für den Bau eines Mobilitäts-Erlebniszentrums vorgesehen. Die Porsche AG habe erklärt, das Projekt sei gegenwärtig kein Thema, sagte Föll. Falls es wieder eines werden sollte, könnte die Verwaltung kreativ ein anderes geeignetes Gelände finden. Die Firma Drees und Sommer soll also vier Alternativen fürs Sportbad untersuchen.

Das Wettbewerbsergebnis zwingt nicht dazu. „Es ist nachgewiesen, dass es an der Benzstraße geht“, sagte der Jury-Chef Eckart Rosenberger wie Föll. Die beiden Büros seien sogar überraschend gut mit dem relativ kleinen Gelände zurechtgekommen.

Der Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft Kubus 360 GmbH (Stuttgart), Krieger Architekten und Ingenieure sowie Riehle und Assoziierte gefällt Hahn besonders. Für vermutlich 25,5 Millionen Euro würde man etwas bekommen, urteilte die Jury, was außen klar die Anmutung eines Bades habe, innen eine gute Belichtung und stimmige Betriebsabläufe. Bau- und Betriebskosten wären wegen des großen Bauvolumens aber im oberen Bereich. Der andere Entwurf – von Kauffmann, Theilig und Partner (Ostfildern) – gefiel mit den geringsten Baukosten aller ursprünglich neun Entwürfe (vermutlich 22 Millionen Euro) und einer geringeren Bauhöhe. Beim Funktionalen, so die Jury, gebe es hier etwas mehr Fragezeichen. Die Fassade galt als beliebig und Bad-untypisch.

Föll: Benzstraße „weiterhin ernsthafter Standort“

So hervorragend die Entwürfe auch seien: Sollte das Bad an der bis dahin etwas verlegten Benzstraße verwirklicht werden, empfiehlt die Jury in beiden Fällen die Überarbeitung. Föll würde es dabei besonders auf die Begrenzung der Betriebskosten ankommen. Beim Start in das Projekt sei die Maxime gewesen: Die Betriebskosten des Sportbads sollen nicht höher sein als die Betriebskosten des Stadtbads Cannstatt und der Traglufthalle im Inselbad, die durch das neue Sportbad ersetzt werden sollen.

Die Benzstraße sei für ihn „weiterhin ernsthafter Standort“, sagte Föll. Alternativen hätten auch nicht nur Vorteile. Wenn es an der Benzstraße irgendwo klemme, meinte Hahn, dann bei der Parkplatzfrage. Das müsste man eben kreativ regeln. Die beiden wollten sich aber erkennbar nicht mit dem Gemeinderat anlegen. Das Gremium sei frei, doch noch einen anderen Standort zu wählen, sagte Föll. Von der Kanzlei Dolde und Partner lasse man klären, ob dann rechtlich zwingend ein neuer Wettbewerb mit EU-weiter Ausschreibung stattfinden müsse. Das würde 120.000 Euro zusätzlich und weitere sechs Monate Zeit kosten. Bei einem Investment von 25 Millionen Euro für die nächsten 40 Jahre falle das aber nicht sehr ins Gewicht. Dann müsse die Sache jedoch sitzen. Einen dritten Anlauf könne man sich nicht erlauben. Es sei wichtig, dass der Gemeinderat gut abwäge – notfalls bis Herbst.

Falls kein komplett neuer Wettbewerb erforderlich ist, denkt die Verwaltung daran, die drei Preisträger Varianten für den neuen Standort suchen zu lassen. Völlig unverändert werde kein Entwurf übernommen werden können, glaubt Rosenberger. Jedes Grundstück habe seine eigenen Gesetze.