Im Maschinenbau, wie hier bei der Produktion eines Lackierroboters bei Dürr in Bietigheim-Bissingen, ist die Region Stuttgart spitze. Fachleute haben trotzdem Sorge um den Wirtschaftsstandort Foto: dpa

Keineswegs verkniffen oder verzagt, sondern durchaus mit Stolz und Optimismus kann die Region Stuttgart in die Zukunft schauen. Dies ist das Fazit einer Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Teilnehmern beim Frühjahrsempfang des Forums Region Stuttgart.

Stuttgart - Keineswegs verkniffen oder verzagt, sondern durchaus mit Stolz und Optimismus kann die Region Stuttgart in die Zukunft schauen. Dies ist das Fazit einer Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Teilnehmern beim Frühjahrsempfang des Forums Region Stuttgart vor knapp 500 Gästen im Kursaal Bad Cannstatt.

„Mir ist um die Region Stuttgart überhaupt nicht bange“, sagt Hans Peter Stihl, Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats des Motorsägen-Weltmarktführers aus Waiblingen. Das allerdings hatte in einer kürzlich vom Forum in Auftrag gegebenen Studie durchaus etwas zögerlicher geklungen. Titel der Expertise: „Region Stuttgart – fit für die Zukunft?“ Das Fragezeichen suggeriert schon, dass es womöglich nicht mehr ganz so locker weitergeht.

20 Jahre nach ihrer Gründung gehört die Region Stuttgart zwar zu den stärksten Regionen Europas, so Forum-Vorsitzender Wolfgang Elkart. Doch der Moderator des Abends, der frühere Chefredakteur der Stuttgarter Nachrichten, Jürgen Offenbach, weist zu Recht auf den „sophisticated-ironischen Titel“ der Studie hin, nämlich: „Zu gut, um zu den Besten zu gehören.“

Müssen wir gar pessimistisch sein? Auf Offenbachs Frage antwortet Wilhelm Bauer vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft: „Nein, aber wir müssen weiter Vollgas geben.“ Weniger die Weltmarktführer und Leuchtturmfirmen wie Stihl, Festo, Trumpf machen ihm Sorgen, vielmehr ist es der Mittelstand, bei dem es etwa zurückgehende Zahlen an Neugründungen gibt. Der Physiker und Astronaut Ernst Messerschmid mahnt bei neuen Entwicklungen auch schnellere Reaktionen an, etwa bei der Robotic oder beim Leichtbau, wo vor allem Bayern mit Augsburg eine Vorreiterrolle innehat.

Zum ausbaufähigen Stuttgarter Image gilt offenbar weiterhin jenes Motto, das Werner Bauer so umreißt: „Wir sind gut, aber keiner nimmt’s so richtig wahr.“ Ein Problem könnte sicher sein, dass „es uns sehr gut geht, wir haben keinerlei Leidensdruck“, wie es Ex-VfB-Präsident Erwin Staudt ausdrückt. Denn „am schwierigsten zu managen ist der Wohlstand“. Andererseits glaubt er fest an die Zukunftsfähigkeit der Region, „weil unsere Leute ja jeden Tag mit Innovationen zu tun haben“.

Staudts Bonmot: „Warum wird denn beim VfB gepfiffen, wenn’s mal nicht läuft? Weil jeder an seinem Arbeitsplatz Höchstleistung bringen muss, die wollen dann auch im Stadion keine Mediokrität sehen.“ Und das wirke sich gar auf die Hochkultur aus: „In keinem Opernhaus wird gepfiffen, wenn der Sänger den Ton nicht trifft – außer in Stuttgart“, so Staudts von amüsiertem Beifall begleitete Pointe.

Unternehmer Stihl war vor zwei Jahrzehnten die Triebfeder, dass die Region und die gewählte Verbandsversammlung überhaupt Realität werden konnten – gegen die Widerstände der CDU unter Ministerpräsident Erwin Teufel. Nun wäre eigentlich eine neue, nächste Figur vonnöten, die „den Karren in den nächsten 20 Jahren zieht“.Hat der 82-Jährige da schon jemand im Auge, der sein Erbe übernehmen könnte? Dessen kürzestmögliche Antwort auf Offenbachs Frage: „Ja!“ Auf Stihls Enthüllung, wer diese kommende regionale Vorreiterrolle denn verkörpert, wird man aber offenkundig noch eine Weile warten müssen.