Trotz höherer Kosten bleibt die Alte Kelter ein beliebter Messeplatz. Foto: FZ-Archiv

Trotz deutlich erhöhter Standgebühren gibt es bei der Stadtmarketing-Schau „Persönlich für Sie da“ eine Rekordbeteiligung. Nicht alle Betriebe sehen in den Tarifen ein Positivbeispiel für eine gelungene Wirtschaftsförderung.

Fellbach - Mit einer Rekordbeteiligung wird am Wochenende in der Alten Kelter die Lokalmesse „Persönlich für Sie da“ über die Bühne gehen. Mehr als 40 Fellbacher Unternehmen, so viele wie nie zuvor, nehmen die Gelegenheit wahr, sich und ihre Angebote am Samstag und Sonntag zu präsentieren – und im per-sönlichen Gespräch auch einen Kontakt zu künftigen Kunden zu knüpfen. Erwartet wird bei freiem Eintritt ein Besucher-ansturm auf die gern als ein „Schaufenster der lokalen Wirtschaft“ bezeichnete Ver-anstaltung. Florian Gruner, Geschäfts-führer des Fellbacher Stadtmarketings, hat immerhin 2500 Stofftaschen mit Werbebroschüren und kleinen Präsenten für interessierte Gäste vorbereiten lassen. „Die Resonanz ist großartig“, sagt er stolz über die über ein halbes Jahr lang intensiv vorbereitete Gewerbeschau unter Hallendach.

In der Planungsphase wird Kritik laut

Durch die Vorfreude auf die zweitägige Messe gerät leicht aus dem Blickfeld, dass es in der Planungsphase für die Großveranstaltung auch reichlich Misstöne gab. Den Händlern und lokalen Dienstleistern verlangt der Auftritt in der Alten Kelter (Samstag und Sonntag jeweils 11 bis 18 Uhr) nämlich nicht nur ein arbeitsreiches Wochenende ab. Viele beteiligte Unter-nehmen mussten auch zweimal schlucken, als sie von den Kosten für die zweitägige Präsentation erfuhren. Je nach Standgröße werden bis zu 600 Euro als Miete aufgerufen. Das sind keine Beträge, die ein gut gehendes Unternehmen an den Rand der Existenz bringen. Der eine oder andere Gewerbetreibende aber musste laut Sonja Zielke von der Werbegemeinschaft für die nördliche Bahnhofstraße durchaus über eine Teilnahme nachdenken. „Bei den Mietkosten bleibt es ja nicht, wenn man den Besuchern am Messestand auch eine attraktive Präsentation bieten will“, sagt sie. Auch Friedrich Benz, ehrenamtlicher Vorsitzender des in Fellbach in Vereinsform organisierten Stadtmarketings spricht von „deutlich erhöhten Gebühren“.

Die Miete in der Alten Kelter hat sich sprunghaft erhöht

Hintergrund ist der deutlich gesteigerte Mietpreis, den die Schwabenlandhalle der Veranstaltung in Rechnung stellt – und der auf die teilnehmenden Betriebe umgelegt wird. Unter Einzelhändlern ist die Rede von einer „fast verdoppelten“ Hallengebühr, die früher bei 7000 Euro liegende Miete für die Alte Kelter habe sich sprunghaft in fünfstelligen Bereich erhöht. Das sorgt für Unmut. „Wenn sich Fellbacher Betriebe in Fellbach für die Fellbacher präsentieren, sollte das auch von der Stadt honoriert werden – ins Bürgerzentrum Waiblingen können wir mit der Messe ja schlecht ausweichen“, sagt Händlerin Sonja Zielke – und verweist auf Kaufkraft und Gewerbesteuer, die in keiner Rede über lokale Wirtschaftsförderung fehlen.

Vermieter Jens Mohrmann, Geschäftsführer der für Schwabenlandhalle, Alte Kelter und neuerdings auch die Festhalle Schmiden zuständigen Rathaustochter, bezeichnet die angebliche Verdopplung der Preise zwar als „zu hoch gegriffen“. Eine konkrete Zahl will er aber mit Verweis aufs Vertragsverhältnis mit dem Stadtmarketing nicht nennen. Allerdings ist Kritik an der neuen Tariftabelle für die städtischen Spielstätten in Fellbach nicht ganz neu. Auch im Kulturamt der Stadt war schon Stöhnen über die erhöhten Gebühren zu vernehmen. Für Veranstaltungen von der Kleinplastik-Triennale bis zur Theateraufführung müssen die kommunalen Kunstförderer inzwischen deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Trotz Staffeltarifen stieg der Budgetposten offenbar um fast ein Viertel an. Ablesen lässt sich der Effekt der Preiserhöhung auch in der Bilanz der für Alte Kelter, Schwabenlandhalle und neuerdings auch für die Festhalle Schmiden zuständigen Betriebsgesellschaft: Allein beim Spielort Alte Kelter reduzierte sich das jährliche Minus um satte 113 000 Euro – Direktor Mohrmann durfte sich verständlicherweise im Lob der Stadträte für das deutlich verbesserte finanzielle Ergebnis sonnen.

Gewerbetreibende aus Schmiden setzen auf einen Kombistand

Allerdings: Abhängig sind die Kosten für eine Spielstätte durchaus auch noch von anderen Parametern. Bei der langfristigen Planung von Veranstaltungen wird durchaus ein Rabatt gewährt, außerdem hängen die Kosten auch von der eingesetzten Technik und dem im Vorfeld entstehenden Aufwand ab. Das Stadtmarketing Fellbach etwa hat für die Messe in der Alten Kelter exakt dieses Schlupfloch genutzt. Um die Beiträge für die Teilnehmer in einem erträglichen Rahmen zu halten, wurde etwa auf den Aufbau einer Bühne für die zweitägige Gewerbeschau bewusst verzichtet. Geld konnte zudem vom als Sponsor auftretenden Krankenversicherer SDK eingeworben werden, die Stadtwerke Fellbach übernahmen als lokaler Energieversorger die Kosten für den Druck von Werbeplakaten. Und: Auch die Händler selbst machten aus der Not eine Tugend. Statt sich als Einzelkämpfer mit jeweils eigenen Ständen zu präsentieren, setzten Schmidener Gewerbetreibende schon in der Vergangenheit auf einen Kombistand. „Wir hatten nicht nur einen gemeinsamen Auftritt, sondern auch ein Gemeinschaftsgefühl – und den mit Abstand schönsten Stand“, lobte Gewerbevereins-Chef Volker Kurz bei der Mitgliederversammlung den Schulterschluss. Auch Sonja Zielke hat für die Bahnhofstraße „mal auf Verdacht“ zwei Kojen für interessierte Betriebe gebucht. Dass sie voll werden, steht für Bernd Köhler vom Fellbacher Handels- und Gewerbeverein auch als Zeichen für „Bandbreite und Harmonie unter inhabergeführten Geschäften“.

Den größten Stand übrigens haben am Wochenende die Stadtwerke Fellbach – schließlich soll der Kundschaft nicht nur die neue Ladebox für Elektrofahrzeuge gebührend vorgestellt werden, auch für das Angebot von Fotovoltaikanlagen mit und ohne Batteriespeicher braucht es Platz. Außerdem soll der Service der aktuellen Thermografie-Aktion dargestellt werden – zum Sonderpreis von 149 Euro können sich Kunden mit einer Wärmebildkamera die Energie-Lecks ihrer Wohnhäuser sichtbar machen lassen. Wie Geld von der rechten in die linke Hosentasche geschoben wird, ist mit dem Gerät allerdings nicht darstellbar.