Auch nach 50 Jahren für die Fahrer noch ein Jungbrunnen: Wer Porsche sagt, denkt an den 911er, der von Beginn an in Zuffenhausen jeher gebaut wird. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie. Foto: Leif Piechowski

Der Sportwagenbauer Porsche hat am Wochenende in Sachen Gewerbesteuer für schlechte Nachrichten gesorgt. Die Zahlungen werden wegen der Übernahme durch VW für Stuttgart stark zurückgehen. Doch es gibt auch positive Botschaften: Porsche baut seinen Stammsitz Zuffenhausen massiv aus.

Stuttgart - Porsche gibt sich bei Zahlen traditionell verschwiegen, wenn sie nicht gerade Pferdestärken und Beschleunigungswerte beschreiben. Doch vielleicht legt der Konzern seine Zurückhaltung kurz vor Ostern ab. Dann soll der Öffentlichkeit ein Papier präsentiert werden, dass unter dem Stichwort „Generalbebauungsplan“ noch unter Verschluss gehalten wird. Von 40 neuen Projekten am Standort ist die Rede. Porsche plant damit die nahezu komplette Erneuerung seines Stammsitzes.

Vor 50 Jahren kaufte Ferry Porsche das an der Schwieberdinger Straße liegende Karosseriewerk der Firma Reutter. Die hatte zuvor die schnittigen 356er-Karossen geliefert. Fortan fertigte die Porsche-Mannschaft die Sportwagen mit dem springenden Stuttgarter Rössle im Wappen komplett selbst.

Seit wenigen Jahren wird die Sicherung des Standorts generalstabsmäßig angegangen. Das war nicht immer so. Als Porsche 2002 in Leipzig eine Fabrik für den neuen Geländewagen Cayenne aus dem Boden stampfte, war in Stuttgart Zähneklappern hörbar. Man wolle in Leipzig nicht Kühe züchten, das alte Werk in Stuttgart sei räumlich und technisch an der Grenze seiner Kapazität, ließ der damalige Vorstandchef Wendelin Wiedeking wissen. Und er ließ den Super-Sportwagen Carrera GT in Leipzig montieren.

Genügend Arbeit dank neuer Modelle

Das wurde in Stuttgart fast als Demütigung empfunden. Belegschaft und Betriebsrat kämpften um den Standort. Inzwischen stehen die Zeichen in Zuffenhausen auf Wachstum. Räumlich wie technisch. Porsche hat seine Fläche durch Zukäufe von Dürr und seit 2011 von Alcatel, Mercedes und diversen kleineren Firmen und Privatleuten mit rund 200.000 Quadratmeter mehr als verdoppelt. Nun soll auf dem neuen Gelände massiv gebaut werden.

„Wir haben 2011 noch 140 Fahrzeuge pro Tag in Zuffenhausen gebaut. Ab Juli werden es 206 sein. Wir haben also ein enormes Wachstum und damit Arbeitsplätze aufgebaut“, sagt der Betriebsratschef Uwe Hück. In Zuffenhausen allein seien es seit 2010 rund 2000 gewesen. Im gesamten Konzern stieg die Mitarbeiterzahl von 12.500 (2009) auf jetzt 17.500. Bis Ende 2018 sollen es 20 500 sein, sagt Porsche-Sprecher Heiner von der Laden. Daran würden „alle Standorte partizipieren“.

Für genügend Arbeit will Porsche durch neue Modelle sorgen. In diesem Jahr wird in Leipzig der kompakte Geländewagen Cajun Premiere feiern. Damit folgt der Sportwagenbauer dem allgemeinen Trend der Kundschaft zu hochbeinigen Vehikeln für tiefe Pfützen oder abgelegene Pfade.

Hück: „Ich wünsche mir, dass wir alle Motoren künftig in Zuffenhausen bauen“

In Zuffenhausen „rollt in diesem Jahr der neue 918 Spyder aus unserer Manufaktur“, sagt Hück. Der Technologieträger mit V-8- und Elektromotor wird in reiner Handarbeit in der früheren Lackiererei von rund 100 eigenen Experten aufgebaut werden. 3000 Tonnen Technik habe man aus der alten Lackiererei geholt, sagt von der Laden. „Wir bauen dort eine Manufaktur auf und werden diese wunderbare Fläche künftig für Kleinserien gut nutzen können“, so der Sprecher. Die stark nachgefragten Werksführungen würden auf die Manufaktur ausgedehnt.

Je kleiner die Serie, desto höher der Preis. Mit rund 770.000 Euro zielt Porsche beim Spyder in Ferrari-Regionen. Obwohl die Luft in diesem Segment dünn ist, will Porsche mit der Manufaktur künftig offenbar öfter zu Höhenflügen ansetzen. Bisher war schon bei 169.000 Euro Listenpreis für den Panamera Turbo S (ohne Extras) Schluss.

Im September 2011 nahm Porsche seine rund 200 Millionen Euro teure neue Lackiererei in Betrieb. Bis 2018 hat der Vorstandschef Matthias Müller rund um diesen Komplex Neubauten geplant. „Ich wünsche mir, dass wir alle Motoren künftig in Zuffenhausen bauen, also auch die Diesel- und Hybrid-Aggregate. Dazu benötigen wir hier ein zusätzliches Motorenwerk“, sagt Uwe Hück. Diesel und Hybrid kommen bisher, auch wenn Porsche draufsteht, aus dem großen VW-Konzernbaukasten. „Wir wünschen uns auch einen neuen Karosseriebau. Dazu werden schon Verhandlungen geführt“, verrät Hück einen Baustein aus dem Generalbebauungsplan. Das Werk Zuffenhausen werde „insgesamt zu einem der modernsten Fertigungsstandorte der Welt“, freut sich Hück.