Peter Marus von der Stammheimer Stadtteilbibliothek zieht es im Urlaub eher in die Berge. Gerne packt er dann den ein oder anderen Wälzer mit ein. Foto: Susanne Müller-Baji

Peter Marus von der Stammheimer Stadtteilbibliothek zieht es im Urlaub eher in die Berge. Gerne packt er dann den ein oder anderen Wälzer mit ein. Was in seinen Lesekoffer kommt, verrät er im sechsten Teil unserer Serie.

Stammheim - Ein Schnelldurchlauf durch die Geschichte der Menschheit und die Frage, was die Zukunft eventuell bereit hält – Peter Marus, stellvertretender Büchereileiter in Stammheim, stellt sich beim Lesen gerne grundlegende Fragen und hält auch wenig von den üblichen Touristenhochburgen. Ihn ziehe es im Urlaub eher in die Berge, erzählt er, und er hat dabei gerne auch etwas gewichtigere Bücher im Gepäck. Drei davon legt er nun in den Lesekoffer.

Nicht weniger als „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ (ISBN: 978-3-570-55269-8) hat sich etwa Yuval Noah Harari vorgenommen und erforscht dabei, wie wir wurden, was wir sind. Ganz schön umfangreicher Stoff, aber spannend zu lesen. Vor allem weil das Buch nachdenkenswerte Fragen stellt: „Warum setzen wir Vertrauen in Geld, Bücher und Gesetze und unterwerfen uns der Bürokratie, Zeitplänen und dem Konsum“, hakt schon der Klappentext nach und die Antwort hat es in sich. Auch das große Fazit, ob der Mensch „Krone der Schöpfung oder Schrecken des Ökosystems“ sei, könnte da zu unseren Ungunsten ausfallen.

Eine gut sortierte Bibliothek hilft

Wenn man dann schon mal die Vergangenheit des Menschen verstanden hat, kann man auch gleich einen Blick in seine Zukunft werfen: Der Roman „Die Terranauten“ von T. C. Boyle (ISBN 978-3-446-25386-5) führt einen Versuchsaufbau weiter, den es in Amerika tatsächlich einmal gegeben hat: Eine Handvoll Menschen soll in einer Biosphäre herausfinden, ob man in dem sorgfältig berechneten und in sich geschlossenen System überleben und so im Fall der Fälle den Fortbestand der Spezies sichern oder auch Flüge zu weit entfernten Planeten unternehmen kann. Zwei Jahre soll der Versuch dauern; nichts geht in dieser Zeit rein in das Megaterrarium, nichts kommt raus. So lautet der Plan – bis es zwischen den „Terranauten“ zu menscheln beginnt.

Außerdem hat Peter Marus das Kinderbuch „Der Bär, der nicht da war“ von Oren Lavie (ISBN 978-3-88897-970-5) ausgewählt. Das besticht durch seine schrägen Ideen und die genialen Illustrationen von Wolfgang Erlbruch und es geht dabei der Frage nach: Wer bin ich, wenn ich mich nur mit den Augen der anderen betrachte? Im Mittelpunkt steht ein Wesen, das ein Bär sein könnte und sich auf die Suche nach sich selbst macht. Unterwegs trifft er auf Gestalten wie den „Saumseligen Salamander“ oder das „Bequeme Bergrind“ und stößt in Lavies versponnener Welt auf einen Wegweiser mit immerhin acht Himmelsrichtungen: Nord, Ost, Süd, West, „Falsch“, „Frühstück“, „Mittagessen“ und „Abendessen“.

Die schönsten Reisen finden eben doch in der Fantasie statt. Wobei eine gut sortierte Bibliothek dabei sicher hilft. „Dadurch dass unsere Chefin verstorben ist, gibt es dieses Jahr keine Sommerveranstaltungen“, spricht Marus die Lücke an, die der völlig überraschende Tod von Büchereileiterin Pia Fielbrandt gerissen hat. Im nächsten Jahr werde man aber wieder eine Sommerlesung im Lesegarten anstreben, verspricht er. Auf kleine und große Entdecker wartet bis 29. September freilich noch die äußerst sehenswerte Ausstellung „Kindermedienwelten“. In den Sommerferien, bis 9. September, hat die Stammheimer Bücherei, Kornwestheimer Straße 7, dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr geöffnet.