Das Ordnungsamt hat zahlreiche Knöllchen verteilt. Künftig ist das Parken auf dem Gehweg nicht mehr erlaubt. Foto: Fatma Tetik

Seit einiger Zeit gilt an der Stuttgarter Stafflenbergstraße eine neue Parkregelung – zum Verdruss vieler Autofahrer. Denn die Stadt lässt fleißig Knöllchen schreiben.

S-Mitte/S-Ost/S-Süd - Wer sein Auto dieser Tage an der Stafflenbergstraße stadteinwärts wie gewöhnlich halbseitig auf dem Gehweg geparkt hat, dürfte sich ziemlich gewundert haben. Das Ordnungsamt hat nämlich reihenweise Knöllchen verteilt. Grund dafür ist eine neue Parkregelung, die seit einigen Wochen in der Stafflenbergstraße gilt.

Bislang war es Autofahrern gestattet, ihr Fahrzeug innerhalb der weißen Markierung hälftig auf dem Trottoir abzustellen. Die Markierung und die dazugehörigen Verkehrsschilder sind kürzlich entfernt worden. Seither müssen die Fahrzeuge wie auf der gegenüberliegenden Seite am Fahrbahnrand geparkt werden. Das Gehwegparken stellt nunmehr eine Ordnungswidrigkeit mit einem Bußgeld in Höhe von 20 Euro dar. Wer zudem länger als eine Stunde auf dem Gehweg parkt oder eine Behinderung darstellt, riskiert ein 30-Euro-Knöllchen. Mehrstündiges Parken auf dem Gehweg mit Behinderung kostet 35 Euro. Eine Behinderung im Sinne der StVO liegt vor, sobald Fußgänger durch das widerrechtlich abgestellte Fahrzeug den Gehweg nicht oder nur eingeschränkt nutzen können.

Gleich drei Strafzettel unterm Scheibenwischer

Die Anwohner sind verärgert. Die Maßnahme sei im Vorfeld nicht angekündigt worden, so dass viele weiterhin wie immer geparkt hätten, schildert eine junge Frau, die namentlich nicht genannt werden möchte. Ein Mann pickt unterdessen wutentbrannt gleich drei Knöllchen vom Scheibenwischer seines Autos. „Das ist eine bodenlose Frechheit und eine dreiste Abzocke“, schimpft er. Er sei für ein paar Tage verreist und habe nichts von der neuen Regelung gewusst, erklärt er.

Doch nicht nur die Knöllchen ärgern die Anwohner. Sie beklagen, dass durch die neue Regelung die Fahrbahn nun so schmal geworden ist, dass an manchen Stellen keine zwei Fahrzeuge aneinander vorbeipassen. „Wenn die Müllabfuhr hier durchfährt, bleibt einem nichts anderes übrig als im Rückwärtsgang die Strecke zurückzufahren“, schildert eine weitere Anwohnerin.

Dass es bedingt durch die verengte Fahrbahn nun vermehrt zu brenzligen Situationen beim Begegnungsverkehr kommt, hat auch Wolfgang Walter von seinem Bürofenster aus beobachtet. Walter ist Rechtsanwalt und hat seine Kanzlei in der Stafflenbergstraße. „Offensichtlich dient die Maßnahme der Verkehrssicherheit. Ich wage jedoch stark zu bezweifeln, dass die Sicherheit dadurch erhöht worden ist, ganz im Gegenteil“, berichtet er.

Stadt will den Gehweg frei halten

Hintergrund der Aktion ist laut Ordnungsamt, dass der Gehweg durch parkende Autos für Fußgänger zu eng gewesen ist. Stellenweise seien oftmals nur noch 50 Zentimeter Platz gewesen, teilt eine Sprecherin auf Anfrage dieser Zeitung mit. Mit einem Kinderwagen, einem Rollstuhl oder Rollator sei es schlicht unmöglich gewesen, auf dem Gehweg durchzukommen. Die Bewohner entgegnen unterdessen, dass die Stadt Äste und Sträucher, die in den Gehweg hineinragen, nicht mehr zurückgeschnitten habe und es deshalb an einigen Stellen zu Verengungen gekommen sei. Des Weiteren erklärt das Ordnungsamt: „Die Stafflenbergstraße ist eine Aussichtsstrecke für Fußgänger.“ Dies solle auch künftig so bleiben. „Fußgänger sollen hier weiterhin den Panoramablick genießen können“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme.

Ein komplettes Parkverbot, wie es von manchen befürchtet wird, werde es nicht geben. In der 30er-Zone gebe es vor Einmündungen und Zufahrten zahlreiche Ausweichstellen. Im oberen Teil der Straße, ab der Kirche bis zur Gerokstraße, sollen demnächst zwei kurze Ausweichstellen eingerichtet werden, die für den Ausweichverkehr vorgesehen sind und in denen dann nicht mehr geparkt werden darf.