Speed-Dating mal anders: Frauen und Männer kommen lernen sich bei Gesprächen auf der Treppe kennnen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Willy-Reichert-Staffel wurde am Samstag zur Kulisse für ein etwas anderes Speed-Dating. Wir haben die besten Bilder von einem Kennenlernen der anderen Art.

Stuttgart - Die Stuttgarter Stäffele keucht man entweder hinauf oder steigt sie vorsichtig hinunter. Aber dort verweilen – das macht man eher nicht. Man muss ja dringend zu einem Termin! Oder nach Hause. Und verpasst im Alltag die Chance, die Schönheit dieser Auf- und Abgänge zu würdigen.

Am Samstagnachmittag ist das auf der Willy-Reichert-Staffel oberhalb des Marienplatzes anders. Ein Regenschauer ist gerade vorübergezogen, da werden die von Bäumen überragten Stufen zur Bühne für das „Stäffele-Speed-Dating“. Kleine Sitzbänke und Kissen, dazu auf jeweils ein Blumenstrauß schmücken die Szene. Getränke gibt´s auch. Der Mann mit dem Gong – alle sieben Minuten wird auf sein Kommando der Gesprächspartner gewechselt – und Organisator ist Johannes Heynold.

„Die Idee dazu ist im vergangenen Sommer entstanden“, erzählt er. Da hatte er schon einmal Besitz ergriffen vom öffentlichen Raum und die Heslacher unter dem Motto „Die Stadt als Haus“ aus ihren Wohnungen auf die dortigen Stäffele gelockt. „Da haben Leute zum ersten Mal miteinander gesprochen, die 15 Jahre lang Grundstück an Grundstück lebten“, erinnert sich der gebürtige Frankfurter.

Kein plumpes Verkuppeln

Hat man dies im Hinterkopf, dann wird schnell klar, dass es beim Stäffele-Speed-Dating nicht um plumpes Verkuppeln von Männlein und Weiblein geht. „Der städtische Raum schafft die Möglichkeit, mit ganz anderen Leuten zu kommunizieren und aus seiner Blase herauszukommen“, sagt Heynold. Klingt akademisch? Ist es bis zu einem gewissen Grad auch, schließlich hat Heynold in Stuttgart Architektur und Stadtplanung studiert und überlegt, ob solche Projekte eine Geschäftsidee sein könnten.

Der Gedanke gefällt zumindest einem Teil der der rund 20 Leute verschiedenen Alters, die nach etwas zähen Beginn – auf sieben Männer kamen drei Damen – schließlich miteinander ins Gespräch kommen. Die Zahl ist bald ausgeglichen. Für die Damen geht´s bergab, die Herren dürfen im Gegensatz zum normalen Speed-Dating sitzen bleiben und auf ihre nächste Gesprächspartnerin warten. Eine davon ist Sandra, die in die Region Stuttgart gezogen ist und neue Leute kennenlernen will.

Angesprochen hatte sie der lockere Aufruf auf Facebook und die Tatsache, dass es „nicht nach Single sucht Single“ klang. Und ein junger Mann hatte schlicht und einfach keine Lust, das Wochenende in der Bude zu verbringen. Für Indira schließlich war die Idee eines „nichtkommerziellen Speed-Datings mit Lokalkolorit“ der Grund für den Ausflug zur Karlshöhe. Sie trug mit dazu bei, dass Heynold sein Ziel erreichte: dass Menschen den öffentlichen Raum nutzen.