Der Kalender des Städtischen Orchesters in Kornwestheim ist in diesem Jahr besonders gut gefüllt. Die Neujahrs-Matinée mit mitreißender Akkordeon-Musik ist dabei ein gelungener Auftakt gewesen.
„Musik und Weißwurst Hand in Hand“: So ein Motto fällt einem Gedichteschreiber höchstens nach einer durchzechten Nacht ein – könnte man vermuten. Der Urheber dieses holprigen Vergleichs aber hat nächtens keine Flasche Whisky geleert. Michael Meyle, seines Zeichens Vorsitzender der Städtischen Orchester Kornwestheim, hat vielmehr die KI mit einigen Schlüsselwörtern gefüttert. Das Resultat war nicht unbedingt dazu geeignet, Vorbehalte gegenüber der Technologie auszuräumen.
Zum Glück hatte Meyle für seine restliche Begrüßungsrede am Sonntagvormittag seinen eigenen Formulierungskünsten vertraut. Die Anzahl aller Veranstaltungen bei den vier Orchestern unter dem Dach der Städtischen Orchester im vergangenen Jahr sei beachtlich gewesen. Aber Meyle versprach noch mehr: „In diesem Jahr haben wir so viele Veranstaltungen wie noch nie.“
Das Große Blasorchester begibt sich gleich zweimal auf Tour. Zwar nicht ins Ausland, aber immerhin zu langjährigen Musikerfreunden nach Weitenung in Baden und ins oberbayerische Mühldorf am Inn. „Einen Dolmetscher werden wir wohl dort nicht brauchen“, so Meyle schmunzelnd.
Vorgeschmack auf angedachten Hamburg-Ausflug
Das Akkordeonorchester, das unter Leitung von Yury Fedorov im gut besetzten Saal am Sonntag einen überaus gelungenen Auftakt für das Jahresprogramm des Vereins lieferte, hat in diesem Jahr keine Konzertreise geplant. Mit Blick auf die „Hamburger Skizzen“, dem ersten Stück im Programm, stellte der Vereinsvorstand für 2026 allerdings schon seinen Instrumentalisten einen „wunderschönen Ausflug nach Hamburg“ in Aussicht.
Mit besagtem musikalischen Hamburg-Reiseführer von Andreas Willscher ist Yury Fedorovs musizierfreudige Truppe jedenfalls schon bestens vertraut. Man konnte sich den weiten Blick vom Kirchturm „Hamburger Michel“ gut vorstellen. Beim geschäftigen „Hamburger Fischmarkt“ war es eine Freude, die schnellen Finger der Ensemblemitglieder in der oberen Stimme zu beobachten, genauso wie bei der dahinrasenden „U-Bahn“. Beim „Mondlicht auf der Alster“ konnte man an ein romantisch gestimmtes Pärchen denken.
Einen gut gelaunten Parforceritt durch die verschiedensten Musikstile und Epochen bot das Potpourri „Classic meets Pop“ von Josef Retter. Wie auch bei den beiden nachfolgenden Werken präsentierte das Akkordeonorchester beeindruckende Übereinstimmung bei Tempowechseln und verschiedenen Taktarten. „Wir haben auch in den Ferien geprobt“, verriet Orchesterleiter Yury Fedorov. Der studierte Akkordeonist weiß genau, wie er seine Instrumentalisten einsetzt, um deren Fähigkeiten bestmöglich in Szene zu setzen.
Ausklang bei Weißwurst und Brezel
„Abba Gold“ hat seinen Namen vom gleichnamigen Album der Band aus dem Jahr 1992. Marc Belders gekonntes Arrangement ließ das Akkordeonorchester, freundschaftlich komplettiert durch den versierten Schlagzeuger, klingen wie Sänger und Begleitband zusammen.
Das Programm beendete Rudolf Würthners Arrangement von Johann Strauß’ bekanntem Walzer „An der schönen blauen Donau“. Am liebsten hätten bei der schwungvollen Musik einige im Publikum mitgetanzt, mussten sich aber stattdessen mit einem Schunkelwalzer begnügen. Den Schlussteil der Walzerfolge gab’s dann noch als Zugabe. Danach hatten sich Orchester und Dirigent bei weißblauem Himmel redlich die bajuwarische Weißwurst und die schwäbische Brezel verdient. Die Besucher ließen es sich beim Treffen mit Freunden und Bekannten ebenfalls gut schmecken.