Der einstige Schülertreff wurde schon einmal mit Hilfe von Spenden wieder hergerichtet. Inzwischen verfällt das Gebäude. Foto: Georg Friedel

Das städtische Gebäude an der Leobener Straße 49 in Stuttgart-Feuerbach wird nicht mehr als Notunterkunft für Wohnsitzlose in den Wintermonaten gebraucht. Es steht bereits seit 2016 leer, eine neue Nutzung ist derzeit nicht in Sicht.

Feuerbach - Der Briefkastenschlitz ist mit Paketband zugeklebt, darunter steht: „Wir nehmen keine Post an. Alle Briefe bitte zurückschicken. Danke!“ Gleich daneben befindet sich ein in Stein gehauener Schriftzug mit der Adresse „Feuerbacher Schülertreff, Leobener Str. 49“. Der Stein ist mit Moos und Flechten überwachsen und das Eingangstor links davon verschlossen. Das rote Haus mit dem markanten Türmchen sieht verlassen aus, das frühere „Waaghäuschen“ steht offensichtlich schon seit einiger Zeit leer.

Die Wohnungsnotfallhilfe braucht das Gebäude derzeit nicht mehr

Bis im Jahr 2016 nutzte die Wohnungsnotfallhilfe beim Sozialamt das städtische Gebäude, um dort obdachlosen Menschen in den kalten Winternächten ein wärmendes Dach über dem Kopf anzubieten: „Es musste neben der regulären zentralen Winternotübernachtung in der Hauptstätter Straße 150 aufgrund von dringendem Platzmangel als zusätzliche Winternotübernachtung genutzt werden, auch wenn die Räumlichkeiten von Anfang an dafür nicht optimal waren“, sagt Sozialamtsleiter Stefan Spatz. „Für eine relativ kleine Zahl an Personen musste nämlich ein Sicherheitsdienst bereitgestellt werden.“ Und die Ausstattung der Küche und der Sanitäranlagen sei „suboptimal“ gewesen, berichtet Spatz weiter.

Inzwischen ist die städtische Notfallhilfe auf andere Objekte ausgewichen: „Auch in diesem Jahr ist es so, dass die reguläre Zentrale Winternotübernachtung in der Hauptstätter Straße 150 mit 59 Plätzen nicht ausreichen wird“, erklärt Spatz. Bereits zu Beginn des Winters stehe daher ein weiteres Gebäude, „das wir im Stadtbezirk Stuttgart-Ost akquirieren konnten, bereit“. In beiden Gebäuden hat es insgesamt 100 Plätze. Kleinere dezentrale Notübernachtungsplätze dienen als Ergänzung. „Dies müsste ausreichen. Zur Not haben wir aber – wie immer – einen Notfallplan“, sagt der Sozialamtsleiter.

Eine Prüfung mit Architekten gab verschiedene Mängel

Was wird nun aber aus dem städtischen Gebäude an der Leobener Straße 49? Zuletzt besichtigte die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft das Objekt: „Wir haben es in den vergangenen Sommerferien genauer angeschaut und gemeinsam mit Architekten geprüft, ob es baulich als Interimsquartier für uns in Frage kommt“, berichtet der Geschäftsführer der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft, Sieghard Kelle. Doch das Ergebnis fiel negativ aus. „Wir haben eine grobe Kostenschätzung machen lassen“, sagt Kelle.

200 000 Euro hätte es gekostet, das Gebäude als Ersatz für das Jugendcamp an der Wiener Straße entsprechend herzurichten: „Das ist für uns zu teuer und finanziell nicht darstellbar“, stellt Kelle klar. Zudem wäre es mit den Umbaumaßnahmen wohl auch zeitlich eng geworden. Der Hintergrund ist, dass der Jugendtreff Camp Feuerbach an der Wiener Straße 317 voraussichtlich bis zum Herbst 2020 zu einem Kinder- und Jugendhaus ausgebaut und erweitert wird (wir berichteten). Im Frühjahr soll der Umbau auf dem Gelände beim Wilhelm-Braun-Sportpark beginnen. „Wir sind optimistisch, dass wir bis dahin geeignete Ersatzräume finden“, sagt Kelle.

Bezirksvorsteherin Andrea Klöber hofft auf neue Nutzer

Doch Bezirksvorsteherin Andrea Klöber will offenbar die Flinte so schnell nicht ins Korn werfen. Sie hofft weiter auf eine entsprechende Nutzung für das Waaghäusle an der Leobener Straße: „Es wäre jammerschade, wenn das Gebäude baufällig wird und am Ende eine Sanierung wesentlich kostspieliger als jetzt werden würde“, sagt Klöber. Neulich beim Stadtbezirksrundgang mit Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer wies die Bezirksvorsteherin auf die Situation hin und berichtete, dass sie das Haus als Interimsquartier für den Jugendtreff ins Spiel gebracht habe. „Der Standort wäre ja eigentlich ideal“, betonte sie. Zudem habe sie gehört, die Stadt wolle das alte Gebäude verkaufen, sagt Klöber.

Thomas Zügel, der Leiter des Amts für Liegenschaften und Wohnen, dementiert dies allerdings. Momentan gehe das Gerücht mit dem Verkauf anscheinend im Stadtbezirk herum, sagt Zügel, diese Information sei aber falsch, die Stadt habe nicht die Absicht, das Gebäude zu veräußern. Zwar habe es solche Überlegungen in der Vergangenheit einmal gegeben: „Aber wir haben es dann sein lassen“, sagt Zügel.

Früher nutzten noch Schüler der Bismarckschule das Haus gegenüber der Feuerwache. Sie konnten dort Hausaufgaben machen, zu Mittag essen und spielen. Damals gab es eine breite Unterstützer-Allianz für den „Feuerbacher Schülertreff“ (Fesch) im Stadtbezirk. Mehrere Bezirksbeiräte, Elternbeiräte, die Kirche, Caritas und auch einige Feuerbacher Unternehmen unterstützten das Projekt und packten mit an. Ohne die Hilfe von Sponsoren und Feuerbacher Handwerksbetrieben wäre der Umbau des Fesch nicht finanzierbar gewesen. Rund die Hälfte der damaligen Kosten wurden mit Spenden finanziert. Vielleicht könnte ja die Initiative von damals ein Vorbild für heute werden.