Der Kompass auf der Königstraße signalisiert die Himmelsrichtungen, in denen die zehn Stuttgarter Partnerstädte liegen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Im Stuttgarter Rathaus denkt man über eine „Solidaritätspartnerschaft“ nach, die dann ausgebaut werden könnte. Noch in diesem Jahr sollen weitere Hilfstransporte starten.

Die Aufforderung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Dienstag lautete unüberhörbar: Kommunen beider Länder sollten angesichts des russischen Angriffskrieges Städtepartnerschaften schließen.

Im Stuttgarter Rathaus stößt das auf ein positives Echo. Verwiesen wird auf eine Antwort von OB Frank Nopper auf eine Anfrage der Grünen-Gemeinderatsfraktion. Darin heißt es: Im Zeichen der Solidarität sei es der Stadt wichtig, „eine langfristig ausgerichtete freundschaftliche Beziehung mit einer ukrainischen Stadt aufzubauen“. Stuttgart sondiere derzeit die Möglichkeit, eine sogenannte Solidaritätspartnerschaft „mit einer noch zu eruierenden ukrainischen Stadt einzugehen“. Mehrere deutsche Städte hätten diesen Weg bereits gewählt, etwa Hannover mit der ukrainischen Stadt Mykolajiw. Behilflich sei dabei die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW). Stuttgart gehört diesem kommunalen Netzwerk seit April an. Bei den „Solidaritätspartnerschaften“ handelt es sich nach Auskunft der Stadt „um nicht formalisierte Kooperationen mit der Absicht, den Austausch zu fördern und so eine zielgerichtete Unterstützung zu ermöglichen“. Eine spätere „Verfestigung der Beziehungen“ wird ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

26 000 Euro für Hilfstransporte

Bereits jetzt hilft Stuttgart nach eigenem Bekunden tatkräftig. Man sei aktiv auf zwei der zehn Stuttgarter Partnerstädte – Łódź und Brünn – zugegangen und habe projektbezogene Unterstützung angeboten. In Łódź leben demnach mehr als 100 000 Geflüchtete aus der Ukraine. In Brünn mehr als 25 000. Łódź und Brünn unterhalten ihrerseits Partnerschaften mit Charkiw, Lviw und Odessa in der Ukraine. Nach Auskunft der Stadt wurden in Zusammenarbeit mit dem Gustav-Adolf-Werk bereits Ende März 40 Tonnen Hilfsgüter nach Łódź transportiert; sie wurden unter anderem an 300 Waisenkinder verteilt. Weitere 40 Tonnen Hilfsgüter gingen im Juni nach Brünn und großenteils weiter nach Charkiw. Die Stadt beteiligte sich nach ihren Angaben jeweils mit 13 000 Euro. Weitere Hilfstransporte nach Łódź und Brünn seien noch in diesem Jahr geplant. Die Stadt verweist außerdem darauf, dass ein von der Stadt Łódź eingerichtetes Konto zur Unterstützung Geflüchteter auf den Ukraine-Webseiten der Stadtverwaltung angegeben ist. Auf diesem Wege könnten Bürgerinnen und Bürger direkt an die Stadt Łódź spenden.