Neue Elbbrücke, Hamburg, 1929 Foto:  

Der Architekt Fritz Block gehörte zu den Vertretern des Neuen Bauens in Deutschland, bald begann er zu fotografieren. 1938 gelang es ihm, in die USA zu emigrieren. Dort macht er die Fotografie endgültig zu seinem Hauptberuf. Jetzt wird sein großartiges Werk wiederentdeckt.

Stuttgart - Wer mittels Fotografien eine Ahnung vergangener Zeiten bekommt, muss mit dem Schrecken der Erkenntnis rechnen: nicht nur, dass diese lachenden, rauchenden, spielenden, mitten im Leben stehenden Menschen längst diese Welt verlassen haben. Auch die Gebäude und Häuser sind ihrer Gegenwärtigkeit entzogen, selbst wenn sie sich erhalten haben wie das Deutschlandhaus unweit des Gänsemarkts in Hamburgs Zentrum, erbaut vom Architektenbüro Dr. Block & Hochfeld 1928/29. Mit dem gebogenen Schwung der Backsteinfassade bei grundsätzlicher Führung der geraden Linie ist der Entwurf ein zeichenhaftes Beispiel der neuen Sachlichkeit des Bauens in Deutschland, die bald von einem brutalen Klassizismus zermalmt wird.

Block spezialisierte sich bald auf Stadt- und Reisefotografie

Wie sein Kompagnon Ernst Hochfeld entkam der aus einer jüdischen Familie stammende Fritz Block, geboren 1889 in Warburg, der Ermordung, indem er 1938 in die USA emigrierte. Die Fotografie war zunächst ein Arbeitsmittel des Architekten, diente der Dokumentation, bald entwickelte sie sich für Block, ein Autodidakt auf dem Gebiet, als eigenständige künstlerische Ausdrucksform – wobei er selbst das Künstlerische eher als „eine selbstverständliche Voraussetzung“ seiner Arbeit sah. Er spezialisierte sich bald auf Stadt- und Reisefotografie, Reportagen in Nordafrika, Paris und Marseille zeugen davon. Blocks Bildsprache ist breit gefächert, sie kennt das Porträt wie die grafische Studie. Ein wunderbares Beispiel ist die mit dem Schatten spielende Komposition der Neuen Elbbrücke 1929. Die grafische Objektivität der Perspektive enthält zugleich ein Geheimnis, die Möglichkeit einer vitalen Welt. Das Betrachterauge muss die Belebung durch Menschen, Fahrwerke, Verkehr selbst inszenieren.

Das Geheimnis haben die Zeitläufte ihr genommen

Die Stahlträger haben einiges überstanden, stark verändert trägt die Brücke heute den tosenden Verkehr über den Strom. Das Geheimnis haben die Zeitläufte ihr genommen. Blocks wichtigste Fotografien hat der Schweizer Verlag Scheidegger & Spiess jetzt vor dem Vergessen gerettet. Und damit einen Künstler.